Bertelsmann Stiftung legt Studie zur Durchlässigkeit im Schulsystem vor. Die Studie macht deutlich, dass aus der Vielfalt der Schulsysteme in den Bundesländern bisher keine Schulstruktur als klarer Favorit in Bezug auf Durchlässigkeit und Aufstieg hervorgeht. Auf einen Schulaufsteiger kommen in Deutschland mehr als zwei Absteiger. Demnach wurden im Schuljahr 2010/11 rund 50.000 Schüler zwischen Klasse fünf und Klasse zehn auf eine niedrigere Schulform herabgestuft. Das bedeutet, aus durchschnittlich jeder zweiten Realschul- und Gymnasialklasse wurde ein Schüler abgeschult. Lediglich rund 23.000 Schülern gelang ein Aufstieg. Besonders problematisch sind die Folgen solcher Abschulungen am unteren Ende des Bildungssystems. Hier fangen Hauptschulen im Laufe der Sekundarstufe I immer mehr Schüler auf, deren Schullaufbahnen durch Misserfolge geprägt sind. An den Hauptschulen in Nordrhein-Westfalen wächst die anfängliche Schülerschaft durch Schulformwechsler um 29 Prozent, in Niedersachsen gar um 42 Prozent. Die dadurch entstehenden Lernmilieus erschweren die pädagogische Arbeit an diesen Schulen erheblich. Faire Bildungschancen können allen Kindern und Jugendlichen erst dann eröffnet werden, wenn sich bei Lehrkräften, Eltern und weiteren Verantwortlichen ein Wandel vollzieht: weg von Sitzenbleiben, Defizitorientierung und Abschulen, hin zu individueller Förderung, Wertschätzung der Schüler und Kompetenzorientierung. In einem inklusiven Schulsystem müssten Schulformwechsel als pädagogische Maßnahme eigentlich ausgedient haben.