KIM-Studie 2010 – Medienumgang von Kindern und Jugendlichen

Seit Beginn der Studienreihe KIM (Kinder + Medien, Computer + Internet) im Jahre 1999 wird das Thema „Kinder und Jugendliche und Medien“ immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen diskutiert und hat zu keiner Zeit an Aktualität verloren. Die Ergebnisse der neuesten KIM-Studie zeigen beispielsweise erhebliche Veränderung in der Nutzung des Internets bei jungen Menschen. Die Erkenntnisse der Studie geben nicht nur Auskunft über das Medienverhalten von Kinder, sondern bieten eine gute Grundlage für medienpädagogisches Handeln im Alltag von Jugend(sozial)arbeit.

Auszüge aus den Ergebnissen der KIM Studie 2010:
„… Fast alle Kinder und Jugendlichen sitzen regelmäßig vor dem Fernseher, weitere häufige Medienbeschäftigung sind Musik hören und Computer-/ Konsolenspiele, letzteres vor allem für die Jungen. Über die Hälfte nutzt regelmäßig einen Computer und 43 Prozent sind mindestens einmal pro Woche online. Neben den Medientätigkeiten haben Freundeskreis, Spielen sowie Sport- und Familienunternehmungen einen festen Platz im Alltag der Kinder. …

Fernsehen
Das zentrale Medium ist der Fernseher. Fernsehen ist die häufigste und beliebteste Freizeitbeschäftigung und Kinder möchten am wenigsten auf das Fernsehen verzichten. Allerdings ist bei Älteren eine deutliche Tendenz hin zum Computer erkennbar. Dennoch ist Fernsehen fest im Alltag verankert. Drei Viertel schauen jeden oder fast jeden Tag fern. Am beliebtesten sind bei den Mädchen die Sendungen „Hannah Montana“ und „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, bei den Jungen „SpongeBob Schwammkopf“ sowie „Die Simpsons“. …

Computer
Drei Viertel der Kinder zählen zu den Computernutzern, bereits jeder Zweite im Alter von sechs bis sieben Jahren nutzt zumindest selten einen Rechner. Die häufigsten Tätigkeiten am Computer sind Spielen und Arbeiten für die Schule sowie das Schreiben von Texten. Zu Hause für die Schule zu arbeiten bedeutet vor allem Dinge im Internet nachlesen, Lernprogramme nutzen und Texte oder Wörter zu schreiben. Innerhalb der Schule kam bislang nur etwa jedes dritte Kind mit Computern in Berührung. Wenn Computer innerhalb der Schule genutzt werden, geschieht dies vor allem im Rahmen eines speziellen Computerunterrichts, deutlich seltener in Deutsch oder Mathematik. …

Internet
Das Internet wird auch im Privaten Bereich eingesetzt. Gut die Hälfte kann man zu den Onlinern zählen, von diesen geht jeder Vierte so gut wie jeden Tag ins Internet. Mit zunehmendem Alter steigt die generelle Zuwendung zum Internet und auch die Häufigkeit der Nutzung deutlich an. Die beliebtesten Seiten der Kinder im Internet sind Schüler VZ, YouTube, TOGGO, Blinde Kuh, KI.KA und SpielAffe. Im Internet sind die häufigsten Tätigkeiten der Einsatz von Suchmaschinen, das Surfen …, Fotos und Videos anschauen, „Drauf-los-surfen“ und die Nutzung von Communities. Dabei hat die Nutzung sozialer Netzwerke deutlich zugenommen. Zwei Fünftel der sechs bis 13-Jährigen sind inzwischen bei einer Community angemeldet. … Der Anteil der User bei Kindern und Jugendlichen, die zumindest einmal pro Woche Communities nutzen, hat sich von 16 Prozent im Jahr 2008 auf aktuell 43 Prozent mehr als verdoppelt. Mädchen sind hierbei aktiver als Jungen. Diese Netzwerke gewinnen vor allem bei den Älteren enorm an Attraktivität. …

Dies überrascht, denn die meisten Anbieter erlauben erst ab zwölf Jahren oder gar noch später das Anlegen eines eigenen Profils. … Abgesehen von Schüler VZ, das explizit ein Angebot für Kinder ab zwölf Jahren darstellt, sind die anderen Communities eigentlich für Erwachsene konzipiert. Zur Anmeldung in einem sozialen Netzwerk gehört in der Regel das Anlegen eines Profils also eines Steckbriefs mit Fotos und Angaben zur Person. … Entsprechend der deutlich häufigeren Nutzung dieser Angebote gegenüber 2008, ist auch der Anteil Derjenigen, die persönliche Daten im Internet hinterlegt haben, deutlich gestiegen. Er hat sich verdreifacht. Bei Bildern von Freunden und Familie sind es sogar mehr als fünfmal so viele. … Diejenigen, die Persönliches ins Internet gestellt haben, geben zu drei Viertel an, dass diese Daten nur für ihre Freunde sichtbar sind (73%), ein Viertel gibt an, dass die Informationen für alle Nutzer einsehbar sind (27%). Dieses Verhältnis gilt in etwa für Jungen und Mädchen gleichermaßen. Dabei ist die Definition von „Freunden“, wie sie in sozialen Netzwerken verwendet wird, nicht gleichbedeutend mit der alltagssprachlichen Bezeichnung.

Die zunehmende Bedeutung der Communities bei Kindern und die damit einhergehende Bereitschaft, persönliche Daten preiszugeben, ist bedenklich. Datenschutz ist ein Thema, dass Kindern und Jugendlichen eher schwer zugänglich erscheint. Hier verständlich auf die Gefahren hinzuweisen und zu einer sicheren Nutzung entsprechender Angebote anzuleiten, ist eine vordringliche Aufgabe. …

Chat
Neben der bereits angesprochenen Problematik der persönlichen Daten, bei der mangelndes Datensparsamkeit ein Gefährdungspotential darstellen, gibt es noch weitere Aspekte beim alltäglichen Umgang im Internet, die für Kinder zumindest unangenehm sein können. Eine Möglichkeit ist die meist anonyme Kommunikation bei Treffen im Chat, die nicht immer unproblematisch verläuft. Unter den Chaterfahrenen berichtet jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge von unangenehmen Begegnungen beim Chatten, 17 Prozent der Mädchen und 14 Prozent der Jungen sind schon mehrfach auf unangenehme Gesprächpartner gestoßen. …

Handy
Das Handy ist schon seit einigen Jahren bei Jugendlichen nicht mehr weg zu denken, doch auch bei den Kindern spielt die mobile Kommunikation einer immer größere Rolle. Inzwischen hat mehr als jedes zweite Kind ein eigenes Handy, Jungen und Mädchen unterscheiden sich hier kaum, allerdings steigt der Handybesitz mit dem Alter deutlich an. … Bei den zwölf bis 13-Jährigen haben mit 90 Prozent fast alle ein eigenes Handy. …

Die Handys … haben zahlreiche Funktionalitäten. … Die sehr gute Ausstattung sagt allerdings noch nichts über deren Nutzung aus. Die Geräte sind zwar multifunktional, doch sind viele Funktionen im Alltag von Kindern und Jugendlichen wenig relevant oder auch schlichtweg zu teuer. Betrachtet man die tägliche Nutzung so wird am häufigsten SMS verschickt und telefoniert. Jeder dritte Handy-Besitzer wird (fast) täglich von den Eltern angerufen, Anrufe on Anderen sind etwas weniger häufig, jeweils knapp ein Viertel rufen in dieser Häufigkeit die Eltern bzw. Andere an. Die weiteren Funktionen spielen in der alltäglichen Nutzung eine deutlich geringere Rolle. Handyspiel werden von 38 Prozent zumindest einmal in der Woche genutzt, ein Drittel nutzt in diesem Zeitraum die eingebaute Kamera und nur jeder Fünfte verschickt im Laufe einer Woche Filme oder Bilder über das Handy. …

Das Handy wird immer wieder auch mit problematischen Aspekten in Verbindung gebracht, sei es durch das Versenden gewalthaltiger oder pornografischer Inhalte oder auch durch das betrügerische sowie undurchsichtige Angebote, beispielsweise durch manche Anbieter von Klingeltönen. …“

Die Basisuntersuchung zum Medienumgang 6 – 13-Jähriger in Deutschland im vollen Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang oder aufgeführtem Link.

http://www.mpfs.de
http://www.mpfs.de/?id=192
http://www.mpfs.de/fileadmin/KIM-pdf10/KIM2010.pdf

Quelle: Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest

Dokumente: KIM_Auswertungsbericht.pdf

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