Alphabetisierung und Grundbildung in Deutschland fördern

Die Studie „loe. – Level-One Survey“ hat 2010 im Auftrag des BMBF als erste Studie in Deutschland die Größenordnung des Analphabetismus unter der erwerbsfähigen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren untersucht. Zum Ausmaß des Analphabetismus in Deutschland stellt die Studie fest:
Analphabetismus im engeren Sinne betrifft mehr als 4 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren. Das entspricht einer Größenordnung von 2,3 Millionen Menschen. Hier wird die „Satzebene“ unterschritten, d.h. die Personen können zwar einzelne Wörter lesend verstehen bzw. schreiben, nicht jedoch ganze Sätze. Gebräuchliche Wörter müssen Buchstabe für Buchstabe zusammengesetzt werden. 300.000 Menschen können noch nicht mal ihren Namen schreiben.

Funktionaler Analphabetismus betrifft kumuliert 14,5 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung. Das entspricht einer Größenordnung von 7.5 Millionen Menschen in Deutschland. Hier wird die „Textebene“ unterschritten, d.h. die Person kann zwar einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende – auch kürzere – Texte. Betroffene Personen sind nicht in der Lage, am gesellschaftlichen Leben oder am Arbeitsmarkt angemessen teilzuhaben, sie können z.B. schriftliche Arbeitsanweisungen nicht lesen und verstehen.

Besondere Merkmale in der Beschreibung der 7,5 Millionen mindestens funktionaler Analphabeten sind ##60,3 Prozent der Betroffenen sind erwerbsfähige Männer, 39,7 Prozent erwerbsfähige Frauen.
##Von den funktionalen Analphabeten sind knapp 57 Prozent erwerbstätig und knapp 17 Prozent arbeitslos. Weitere 10 Prozent sind zu Hause.
##58,1 Prozent (4,4 Millionen) der funktionalen Analphabeten haben Deutsch als Erstsprache; 41,8 Prozent (3,1 Millionen) weisen eine andere Erstsprache als Deutsch auf.
##19,3 Prozent der funktionalen Analphabeten haben keinen Schulabschluss. 47,7 Prozent verfügen über untere Bildungsabschlüsse. 12,3 Prozent sogar über höhere Bildungsabschlüsse.

Die Studie „loe. – Level-One Survey“ hat gezeigt, dass das Problem Analphabetismus in Deutschland viel gravierender ist, als man lange vermutet hatte. Die SPD Bundestagsfraktion ist der Ansicht, wenn dieser „Alpha-Schock“ nicht nur kurzfristig Bestürzung auslösen soll, sind nachhaltige Anstrengungen notwendig. In einem Antrag, der diese Woche erstmal im Plenum beraten wird, fordert sie die Bundesregierung unter anderem auf, so schnell wie möglich mit Ländern und Kommunen einen „Grundbildungspakt“ zu schließen. Im Rahmen des Paktes soll der Bund dem Antrag zu Folge 20 Millionen Euro bereitstellen.“

Den Antrag in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Quelle: Pressedienst des Deutschen Bundestages

Dokumente: Antrag_Alphabetisierung_und_Grundbildung_foerdern_SPD_1705914.pdf

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