Prekäre Beschäftigung auf dem Vormarsch

Die Konjunktur in Deutschland ist gut, die Arbeitslosenzahlen niedrig, doch noch nie waren die Anzahl von Befristungen und deren Anteil allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten so hoch. 3,2 Millionen Beschäftigte waren im Jahr 2017 befristet. Im Vergleich zum Vorjahr haben befristete Beschäftigungsverhältnisse um 10,5 Prozent zugenommen. Der Anteil von Befristungen an allen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten liegt bei 8,3 Prozent. Einen Höchststand mit 1,58 Millionen verzeichnen die sachgrundlosen Befristungen und erstmals gibt es damit mehr Befristungen ohne Sachgrund als mit Sachgrund (53%).

Besonders von Befristungen betroffen sind Frauen (45 Prozent) und unter 25jährige (46 Prozent). Während fast jede zweite neueingestellte Frau einen befristeten Arbeitsvertrag erhält, sind es bei den Männern 37 Prozent und den Beschäftigten über 25jährigen 39 – 40 Prozent. Von den vielen befristet Eingestellten wird nicht einmal jeder Zweite übernommen. Die innerbetriebliche Übernahmequote liegt bei lediglich 42 Prozent. 60 Prozent aller befristeten Beschäftigungsverhältnisse enden innerhalb eines Jahres. Die Hälfte davon innerhalb von 6 Monaten. Besonders hohe Befristungsquoten sind in den Wirtschaftsabschnitten Kunst, Unterhaltung und Erholung  (17,9%), Erziehung und Unterricht (17,7%) und Gastgewerbe (11,5%) zu verzeichnen.

Diese Zahlen hat die Bundestagsabgeordnete Susanne Ferschl (Die LINKE) in Erfahrung gebracht. Ferschl hatte Anfragen an die Bundesregierung gestellt und das umfangreiche Zahlenmaterial der Antworten ausgewertet.

Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, dass Befristungen ohne Sachgrund in Betrieben mit mehr als 75 Beschäftigten nur noch für 2,5 Prozent der Mitarbeiter möglich sein sollen. Bundesarbeitsminister Heil kündigte im Juni an, innerhalt von zwölf Monaten einen Gesetzentwurf vorzulegen.

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Praxis der Unternehmen bei Neueinstellungen“ (BT-Drs.19/03575)

Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage „Befristete Beschäftigung in Deutschland“ (BT-Drs. 19/3652)

Quelle: Die Linke – Susanne Ferschl

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