Politisches Bildungsprogramm “Respekt Coaches” vor dem Aus

Vor kurzem wurde es von Bundesministerin Paus als Vorzeigeprojekt hervorgehoben, nun soll es nicht mehr gefördert werden: In Deutschland steht das Bildungs- und Präventionsprogramm “Respekt Coaches” vor dem Aus. Das Programm trägt seit 2018 zur Entwicklung und Stärkung der demokratischen Zivilgesellschaft bei. Bundesweit arbeiten Fachkräfte an der Schnittstelle von Sozialer Arbeit und Politischer Bildung und leisten Prävention gegen alle Formen von Demokratie- und Menschenfeindlichkeit an knapp 600 Kooperationsschulen. Mit fast 10.000 Gruppenangeboten konnten bislang über 365.000 junge Menschen von dem Programm profitieren. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. ist eine der Trägerorganisationen des Programms „Respekt Coaches“. Im Netzwerk der BAG KJS arbeiten 120 Fachkräfte, um extremistischen Tendenzen im jungen Alter vorzubeugen und das Demokratieverständnis heranwachsender Kinder und Jugendlicher zu mündigen Bürger*innen zu stärken. Bewährte Präventions- und Beratungsangebote komplett zu streichen, hält der Vorstand der BAG KJS angesichts der gesellschaftlichen Situation für das völlig falsche Signal. Die Respekt Coaches leisteten einen wichtigen Beitrag gegen Demokratiefeindlichkeit und stärkten die antirassistische Haltung junger Menschen im Kontext Schule.

In einer online-Petition “Keine Abstriche bei der Demokratie: Erhalt des politischen Bildungsprogramms Respekt Coaches” appellieren die Initiator*innen an die Bundesregierung, das Programm trägerübergreifend zu erhalten und zukünftig verstärkt in politische Bildung zu investieren. Die Petition kann noch unterzeichnet werden. Der Vorstand der BAG KJS kritisiert in einem aktuellen Positionspapier die Kürzungspläne der Bundesregierung. Besonders wehrt er sich gegen die Kürzungsvorhaben im Kinder- und Jugendplan des Bundes, besonders in den Programmen „Respekt Coaches“, „Bildungsberatung Garantiefonds Hochschule“ sowie „Jugendmigrationsdienste“.

Bundesregierung will Präventionsprogramm einstampfen, obwohl extremistische Strömungen oder politisch motivierte Gewalttaten zunehmen

Insgesamt sollen 130 Millionen Euro Kürzungen für Projekte und Maßnahmen der politischen Bildung und Demokratieförderung in den Haushalten von drei Bundesministerien erfolgen. Auch im Haushalt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend stehen Programme und Maßnahmen auf der Kürzungsliste. So auch das Präventionsprogramm „Respekt Coaches“. Maßgabe für die Haushaltspläne der Bundesregierung ist die sogenannte schwarze Null. Ausgerechnet in Zeiten, in denen der Rechtsextremismus sich in der Gesellschaft wieder breit macht, plant die Bundesregierung deutliche Einsparungen bei Bildungs- und Demokratieprojekten. Ein fatales Signal, so kritische Stimmen – auch der in den Schulen arbeitenden Respekt Coaches.

Nach 5 Jahren Laufzeit müssen diese zum Ende des Jahres 2023 kurzfristig ihre Arbeit einstellen. Dabei sprechen die gesellschaftlichen Herausforderungen klar dafür, die außerschulische pädagogische Arbeit der Respekt Coaches kontinuierlich fortzusetzen. Denn Rassistische, antisemitische und politisch motivierte Gewalttaten zählen in Deutschland fast schon zum Alltag und betreffen auch junge Menschen.

Die Arbeit der Respekt Coaches ist eine Erfolgsgeschichte

Programm Respekt Coaches sind Fachkräfte bundesweit in der Demokratieförderung und der Prävention gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit an Schulen aktiv.

Zu den Themen der Gruppenarbeit an den Kooperationsschulen gehören u. a. Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit sowie der lösungsorientierte Umgang mit Konflikten, Geschlechtergerechtigkeit und das Empowerment von Jugendlichen, die Rassismus und Diskriminierung erleben. Das Programm vermittelt, dass junge Menschen eigenständige Entscheidungen treffen können, schafft Partizipations- und Gestaltungsmöglichkeiten und stärkt das Vertrauen in demokratische Institutionen.

Der Blog „Jugendsozialarbeit News“ dokumentierte die erfolgreiche Arbeit der Respekt Coaches mehrfach. Fallbeispiele aus Trier, Osnabrück oder München zeigen die Vielfalt des pädagogischen Handelns und belegen damit eine große Stärke des Programms.

Quelle: BAG KJS

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