Warum die Arbeit der Respekt Coaches unverzichtbar ist, zeigt ein Beispiel aus Osnabrück 

„Wer bin ICH? Was bin ICH? Wo gehöre ICH hin?“ Mädchen und Jungen in der Pubertät erleben immer wieder Konflikte aufgrund eines vermeintlichen „Anders-Seins“. Sie sind sehr unsicher, wer und was sie denn eigentlich selber sind und was ihre Persönlichkeit ausmacht. Die Fragen nach Identität, Herkunft und Zugehörigkeit sind existenziell und bergen gleichzeitig Sprengstoff für Auseinandersetzung. Politische Extremisten versuchen immer wieder jungen Menschen in diesen Phasen der Unsicherheit anzusprechen und für ihre Ideologien zu begeistern. Doch Demokratie und ein Leben in Frieden brauchen meinungsstarke Menschen, die kompromissfähig sind; braucht selbstbewusste Persönlichkeiten, die aber auch die Bedürfnisse der Mitmenschen im Blick haben. Für eine solidarische Gesellschaft sind Menschen, die Fragen stellen, aber keine einfachen Antworten hören wollen, unverzichtbar. Und genau hier beginnt die Arbeit von Thorsten Blender. Als ausgebildeter Sozialarbeiter und Non-Profit-Manager arbeitet er als „Respekt Coach“ in der 7. Klasse der „Oberschule am Sonnenhügel“ in Osnabrück. Doch im Bundeshaushalt für 2023 fehlen 15 Millionen Euro für das Bundesprogramm „Respekt Coaches“. Noch sind die Haushaltsberatungen im Deutschen Bundestag  nicht abgeschlossen. Daher appelliert die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. an die politischen Entscheider*innen, diese gesellschaftspolitisch notwendige Arbeit weiterhin zu ermöglichen und die Mittelkürzung zurückzunehmen. Auch andere Organisationen der Jugendsozialarbeit wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit, die Arbeiterwohlfahrt und der Internationale Bund sprechen sich dafür aus.

Der Lebensrealität junger Menschen Respekt zollen

Um die auftretenden Konflikte zu entschärfen, trainiert er mit den Schüler*innen in dem Workshop „Wer bin ICH? Was bin ICH? Wo gehöre ICH hin“, die eigene Identität zu entwickeln und gleichzeitig die anderen in ihrer Verschiedenheit anzuerkennen und als Bereicherung zu erfahren. Das Wichtigste dabei: die Schüler*innen durften reden. Es gab keine Tabus. Auch Sorgen und Ängste kommen dabei auf den Tisch. Unterstützt durch verschiedene Methoden und Medien werden die Jugendlichen sensibilisiert, dass Individualität ein hohes Gut ist und gleichzeitig Vielfalt eine (Schul-) Gemeinschaft bereichert. Am Ende des Workshops formulierte eine Schülerin als Erkenntnisgewinn: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ 

Wenn es gelingt, auf diese Art das Verständnis für die grundlegende Botschaft unserer Verfassung zu wecken und Jugendliche mit diesem Gedanken anzustecken, dann ist das die beste Basis für den Fortbestand unserer Demokratie. 

Mittelkürzung gefährdet erfolgreiche Arbeit

Ebendiese Angebote sind mit der anstehenden Mittelkürzung in Gefahr. Für erfolgreiche Gruppenangebote wie diese braucht es nicht nur personelle Kontinuität, sondern auch eine entsprechende Ausstattung. Thorsten Blender will auch künftig junge Menschen in einer Lebensphase unterstützen, die für sie geprägt ist von Fragen, Unsicherheiten, Wünschen, tollen Erlebnissen oder auch bitteren Realitäten, Er will ihnen Werkzeug an die Hand zu geben, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, ohne Anderen diesen Platz streitig machen zu wollen. 

Blenders Präventionsangebote im Kontext der Demokratieförderung und Resilienz gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit stellen eine große Entlastung für die Mitarbeiter*innen der Schule dar und schaffen Zugänge zu Themen, Methoden und Personen, mit denen die Kinder und Jugendlichen sonst deutlich weniger oder gar nicht in Kontakt kommen könnten. Diesen Beitrag will Thorsten Blender auch in Zukunft noch leisten können. 

Quelle: JMD Caritas Osnabrück; BAG KJS 

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