Immer noch eine große Anzahl Jugendlicher, denen der Übergang in Ausbildung nicht sofort gelingt

Nach § 86 Berufsbildungsgesetz (BBiG) hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) jährlich der Bundesregierung den Berufsbildungsbericht vorzulegen. Der Berufsbildungsbericht 2012 konzentriert sich auf den gesetzlichen Auftrag, über die Entwicklung am Ausbildungsmarkt zu berichten. Darüber hinaus benennt er die berufsbildungspolitischen Prioritäten der Bundesregierung und informiert über zentrale Maßnahmen und Programme.

Gliederung Berufsbildungsbericht 2012:
Kapitel 1 informiert über die berufsbildungspolitischen Prioritäten der Bundesregierung und stellt diese in den Kontext aktueller Entwicklungen.
Kapitel 2 beschreibt die Ausbildungsmarktsituation 2011. Mit dem Kapitel nimmt das BMBF den gesetzlichen Kernauftrag des Berufsbildungsberichts wahr, über die Entwicklung von Angebot und Nachfrage nach Ausbildungsplätzen zu berichten und eine Prognose für das laufende Jahr vorzunehmen. Darüber hinaus beinhaltet das Kapitel weitergehende Analysen des Ausbildungsmarktes nach strukturellen Merkmalen. Zum Abschluss des Kapitels wird Handlungsbedarf identifiziert, um auch künftig den Fachkräftenachwuchs in Deutschland sicherstellen zu können und jungen Menschen die Chance auf Ausbildung und somit gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Auch im Jahr 2011 hat die Bundesregierung erhebliche Anstrengungen unternommen, um jungen Menschen den Einstieg in Ausbildung zu erleichtern und das Berufsbildungsausbildungssystem so zu modernisieren, dass es den Anforderungen der Wirtschaft und des Beschäftigungssystems entspricht. Die maßgeblichen Aktivitäten und Programme sind im Kapitel 3 beschrieben.
In Kapitel 4 „Stand und Perspektive der beruflichen Bildung in der internationalen Zusammenarbeit“ werden die Aktivitäten der deutschen Berufsbildungspolitik zum einen in den europäischen wie internationalen Kontext gestellt.

Eine Ergänzung zum Berufsbildungsbericht stellt der Datenreport zum Berufsbildungsbericht dar, der vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) herausgegeben wird und zeitgleich mit dem Berufsbildungsbericht veröffentlicht wird.

Auszüge aus den wichtigsten Berichtspunkten des Berufsbildungsberichts 2012:
“ …
Zur Lage auf dem Ausbildungsstellenmarkt
Die duale Berufsausbildung hat einen hohen Stellenwert in Deutschland. Ein entscheidender Vorzug des dualen Berufsausbildungssystems ist die Nähe zum Beschäftigungssystem. Einerseits ermöglicht sie Unternehmen, ihren Fachkräftenachwuchs praxisnah und bedarfsgerecht auszubilden. Andererseits sichert sie den Auszubildenden hohe Übernahmequoten in Beschäftigung und ist somit eine wesentliche Voraussetzung für eine eigenständige Lebensführung und gesellschaftliche Teilhabe. Laut EUROSTAT verzeichnet Deutschland mit 8,2% im Februar 2012 die niedrigste Arbeitslosenquote bei den unter 25-jährigen. Mit der Nähe zum Beschäftigungssystem ist aber auch eine spürbare Konjunkturabhängigkeit der Ausbildungsmarktsituation verbunden. Aktuell hat der Ausbildungsmarkt wieder von der guten konjunkturellen Entwicklung profitiert. …

Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge insgesamt (d.h. betrieblich und außerbetrieblich) stieg 2011 bundesweit um + 10.180 bzw. + 1,8% auf 570.140. Dass der Anstieg insgesamt nicht noch höher ausfällt, ist auf das bewusste Zurückfahren des außerbetrieblichen Ausbildungsangebots zurückzuführen (-25,7%). Die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge stieg erfreulicherweise bundesweit um +20.729 bzw. +4,0% auf 539.646. …

Erneut gab es zum Ende des Ausbildungsjahres mehr unbesetzte Ausbildungsstellen (29.689) als unversorgte Bewerber und Bewerberinnen (11.550). Positiv ist, dass sich der Überhang an Stellen gegenüber dem Vorjahr deutlich um +10.789 vergrößert hat (Stellenüberhang 2010: +7.350, Stellenüberhang 2011: +18.139). Dass nicht alle unbesetzten Berufsausbildungsstellen besetzt werden konnten ist darauf zurückzuführen, dass die Ausbildungswünsche der Jugendlichen und die angebotenen Ausbildungsstellen in beruflicher oder regionaler Hinsicht nicht übereinstimmen.

Die Zahl der Bewerber und Bewerberinnen, die eine Alternative zu einer Ausbildung begonnen hat (z.B. berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, Praktikum, EQ etc.), aber unabhängig davon weiterhin nach einer Ausbildungsstelle sucht und eine entsprechende Vermittlung durch die BA wünscht, ist zurückgegangen, von 72.342 in 2010 auf 65.190 (-7.152 bzw. -9,9%). …

Als Antwort auf die gestiegenen Altbewerberzahlen der vergangenen Jahre hatte die Bundesregierung gezielte Maßnahmen für besonders förderbedürftige Jugendliche aufgelegt. Die gemeinsamen Anstrengungen haben zu einem Rückgang der Altbewerberzahlen geführt. 2011 ist die Zahl der Bewerber aus früheren Berichtsjahren auf 174.285 gesunken. Dies entspricht einem Rückgang um -10.460 bzw. -5,7% verglichen mit 2010. Gleichwohl besteht weiter Handlungsbedarf. Altbewerber und Altbewerberinnen sind daher eine wichtige Zielgruppe im Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs 2011-2014. …

Weniger Anfänger und Anfängerinnen im Übergangsbereich – Zahl sinkt auf unter 300.000
Der Übergangsbereich bietet jungen Menschen, die nicht über die notwendigen Voraussetzungen für die Aufnahme einer Berufsausbildung verfügen oder aus anderen Gründen keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, die Möglichkeit, ihre individuellen Chancen für die Aufnahme einer Ausbildung zu verbessern. In vergangenen Jahren hatte die angespannte Situation am Ausbildungsmarkt zu einem deutlichen Anstieg der Zahl der jungen Menschen in Maßnahmen des Übergangsbereichs geführt. Hintergrund ist, dass diese Maßnahmen nicht nur von originär benachteiligten, sondern auch von so genannten „marktbenachteiligten“ Jugendlichen, also von Bewerbern und Bewerberinnen, die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, in Anspruch genommen wurden.

Mit der zunehmenden Entspannung des Ausbildungsmarktes bedingt durch die demografische und konjunkturelle Entwicklung sowie das Engagement der Bundesregierung und der Wirtschaft geht auch die Zahl der Eintritte in den so genannte Übergangsbereich in den letzten Jahren wieder zurück. 2011 lag die Zahl der Anfänger und Anfängerinnen im Übergangsbereich mit 294.294 erstmals unter 300.000. Dies entspricht einem Rückgang um -25.719 (-8,0%) verglichen mit 2010. Gegenüber 2005 ist die Zahl der Eintritte in den Übergangsbereich sogar um -123.353 (-29,5%) zurückgegangen.

Eine Prognose des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur künftigen Entwicklung des Übergangsbereichs zeigt, dass ein vollständiger Abbau des Übergangsbereichs selbst unter günstigster Ausbildungsmarktentwicklung unrealistisch ist. Umso wichtiger ist es, das Ziel der Effizienzsteigerung der Maßnahmen im Übergangsbereich konsequent umzusetzen, um jungen Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, den Weg in die Ausbildung zu erleichtern. …

Personen mit Migrationshintergrund stärker in Ausbildung und Arbeitsmarkt integrieren

Nach wie vor besteht erheblicher Handlungsbedarf zur Verbesserung der Ausbildungschancen junger Menschen mit Migrationshintergrund. In der Berufsausbildung sind ausländische Jugendliche weiterhin stark unterrepräsentiert. 2010 fiel die Ausbildungsbeteiligungsquote junger Ausländer mit 33,5 Prozent (2009: 31,4 Prozent) nur etwa halb so hoch aus wie die der deutschen jungen Menschen mit 65,4 Prozent (2009: 64,3 Prozent).
Für Migranten und Migrantinnen stellt die berufliche Bildung – neben der schulischen Bildung – das zentrale Instrument für die gesellschaftliche Integration dar. Angesichts der demografischen Entwicklung und zur Vermeidung eines möglichen Fachkräftemangels braucht die deutsche Wirtschaft alle jungen Menschen. Vorrangiges Ziel der Bundesregierung ist es daher, vorhandene Zugangsbarrieren in Ausbildung und Beschäftigung für Jugendliche mit Migrationshintergrund abzubauen. Daher sind junge Menschen mit Migrationshintergrund eine wesentliche Zielgruppe des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland 2010-2014.

Aber auch Personen, die im Ausland bereits einen Berufsabschluss erworben haben, sollen es künftig leichter haben, ihre Qualifikationen auf dem deutschen Arbeitsmarkt einzubringen. Die Bundesregierung hat mit dem Anerkennungsgesetz ein Gesetz vorgelegt, mit dem die Verfahren zur Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen in Deutschland erleichtert werden. Das Gesetz ist am 1. April 2012 in Kraft getreten. … „

Den Berufsbildungsbericht in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang oder aufgeführtem Link. Der Datenreport des BIBB steht zum Download über aufgeführtem Link zur Verüfung.

www.anerkennung-in-deutschland.de
www.praktisch-unschlagbar.de/
www.bibb.de/datenreport
www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht.php

Quelle: BMBF; BIBB

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