Ich bin behindert – was darf ich werden?

Im Inklusionsblog der Aktion Mensch schreibt Carina Kühne, sie habe schon über einhundert Bewerbungen geschrieben. Da sie meist Absagen oder gar keine Antwort erhält, hat die junge Frau schon mehrere Praktika absolviert und sich ehrenamtlich engagiert. Selbst in Einrichtungen, in denen behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam betreut werden. Carina Kühne sucht eine Ausbildungsstelle bei der sie mit Menschen zu tun hat. Gerne würde sie in einem Kindergarten oder einer Arztpraxis arbeiten. Einmal wurde ihr sogar ein Ausbildungsplatz in Aussicht gestellt. Doch als die potentielle Arbeitgeberin am Wochenende einen Film über einen Menschen mit Down-Syndrom sah, war die Bereitschaft Carina Kühne auszubilden geschwunden. „Man könne sie leider nicht einstellen – weil Menschen mit Down-Syndrom sich so unmöglich verhalten“ hörte Carina als Absage.

Das Down-Syndrom scheint ein größeres Problem, als es Betroffene bei der Jobsuche für möglich halten. Selbst Eltern mit eigenen behinderten Kindern wollen keine behinderten Menschen einstellen. Gelegentlich gibt es Anfragen von den Medien und Produktionsgesellschaften, die Rolle eines behinderten Menschen zu übernehmen. Für Carina Kühne heißt es nach den Castings allerdings häufiger „Es tut uns leid, dass klingt jetzt vielleicht doof, aber für unsere Zwecke bist du leider nicht behindert genut.“

Renate Günther-Greene dokumentiert in der TV-Produktion „die story“ wie schwer es für behinderte Menschen ist, einen Job zu finden und wieviel von der Unterstützung der Arbeitgeber abläuft. Aber auch die Rolle der Behinderten Werkstätten wird in „die story“ kritisch beleuchtet. Ein Jahr lang begleitete „die story“ zwei junge Menschen: Melanie und Christopher.

Melanie hat das Down Syndrom und möchte gerne in einem Kindergarten arbeiten. Zurzeit hat sie dort einen sogenannten Außenarbeitsplatz der Werkstatt. Der Kindergarten würde sie gerne übernehmen. Christopher hat Asperger, eine Form des Autismus. Sein Wunsch ist es, Archivar zu werden, und in seinem letzten Schuljahr hat er neben der Förderschule auch mehrere Praktika gemacht, eines bei der Stadt Castrop-Rauxel mit Erfolg und beispielhafter Unterstützung der zuständigen Institutionen. Seine Chancen, die Lehrstelle zu bekommen, sind gut. Ganz anders als bei Melanie: Ihre Mutter und der Kindergarten scheitern immer wieder an der Werkstatt und am zuständigen Sozialhilfeträger, dem Landschaftsverband.

Junge Menschen mit Behindertungen stellen sich angesichts der momentanen Diskussion immer wieder die Frage: „Wo bleibt die Inklusion für mich?“

„die story“ wurde gesendet im WDR-Fernsehn am 19. September 2011 um 22.00 Uhr

http://www.aktion-mensch.de/aktion/inklusion/blog/eintrag.php?id=29
http://www.wdr.de/tv/diestory/sendungsbeitraege/2011/0919/behindert.jsp
http://www.budget.bmas.de/MarktplatzPB/DE/StdS/Home/budgetakitv_teaser.html

Quelle: Aktion Mensch; Inklusionsblog

Ähnliche Artikel

Skip to content