Geringqualifizierte und Berufseinsteiger sind Risikogruppen für Scheinselbständigkeit

Auszüge aus dem IAB Kurzbericht zu Scheinselbständigen in Deutschland von Hand Dietrich und Alexander Patzina:

„(…) Wer ist von Scheinselbständigkeit betroffen?
Um die Frage zu beantworten, wer von Scheinselbständigkeit betroffen ist, wurde analysiert, welche soziodemografischen bzw. arbeitsmarktspezifischen Merkmale der Erwerbstätigen das individuelle Risiko einer Scheinselbständigkeit beeinflussen. Die Analysemodelle belegen, dass soziodemografische Merkmale wie Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund oder das Bildungsniveau Einfluss haben auf die Wahrscheinlichkeit, scheinselbständig tätig zu sein. (…)

## Insbesondere Erwerbstätige unter 25 Jahren bzw. Erwerbseinsteiger sind häufiger in einem scheinselbständigen Vertragsverhältnis aktiv als ältere Erwerbstätige bzw. solche mit längerer Erwerbserfahrung.
##Ferner zeigt sich, dass bei Personen, die zuvor arbeitslos waren, mit zunehmender Dauer der Arbeitslosigkeit die Wahrscheinlichkeit einer scheinselbständigen Beschäftigung um etwa 1 Prozent je Jahr der Erwerbslosigkeit steigt. (…)
##Bezogen auf alle 18- bis 64-jährigen Erwerbstätigen haben Frauen im Vergleich zu Männern eine 2 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, eine scheinselbständige Erwerbstätigkeit auszuüben.
##Gegenüber Erwerbstätigen ohne Migrationshintergrund weisen diejenigen mit Migrationshintergrund ebenfalls eine 2 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit auf, scheinselbständig beschäftigt zu sein.
##Während dem Niveau der Schulbildung unter Kontrolle weiterer soziodemografischer Merkmale kein signifikanter Erklärungsbeitrag zuzukommen scheint, erhöht das Fehlen von beruflichen Abschlüssen die Wahrscheinlichkeit einer scheinselbständigen Beschäftigung um 3 bis 6 Prozent (…)
##Neben soziodemografischen Merkmalen sowie individuellen Arbeitsmarktcharakteristika ist scheinselbständige Beschäftigung mit bestimmten Wirtschaftszweigen verknüpft. (…) Es wird ersichtlich, dass die Bereiche Groß- und Einzelhandel, Verkehr und Nachrichten sowie Hotel und Gastronomie überdurchschnittlich hohe Anteile scheinselbständig Beschäftigter ausweisen.
##Ergänzende Analysen zeigen, dass darüber hinaus die Betriebsgröße sowie die Dauer der Vertragsverhältnisse einen signifikanten Einfluss auf das individuelle Risiko nehmen, scheinselbständig beschäftigt zu sein.
##Das Risiko, scheinselbständig zu arbeiten, steigt mit der Größe des Betriebs (…) Bei kürzeren Vertragsdauern (zwischen einem Monat und zwei Jahren) ist das Risiko, scheinselbständig tätig zu sein höher als bei längeren Vertragsdauern.
Scheinselbständigkeit und Erwerbseinkommen
(…) Die Ergebnisse zeigen, dass der rechtliche Status deutlich mit dem Monatseinkommen zusammenhängt: Sowohl selbständig Erwerbstätige als auch abhängig Beschäftigte weisen im Vergleich zu scheinselbständig Beschäftigten (…) relativ höhere Einkommen auf. (…) Somit belegen die Analysen, dass Personen mit ungünstigen Arbeitsmarktvoraussetzungen ein höheres Risiko aufweisen, scheinselbständig beschäftigt zu sein und weniger zu verdienen. (…)“

Link: www.iab.de/194/section.aspx/Publikation/k170103j05

Quelle: IAB

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