Die Stellvertretende DGB-Vorsitzende, Ingrid Sehrbrock, stellte bei der Veröffentlichung des Ausbildungsreports klar, dass es auch in Deutschland immer noch keine Selbstverständlichkeit sei, dass jeder Interessierte auch einen Ausbildungsplatz bekommt. Es gibt nach wie vor ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Ausbildungsplatzangebot und -nachfrage: laut Bildungsbericht 2011 der Bundesregierung 89,9 Ausbildungsplätze je 100 Bewerber. Sehrbrock mahnte an, dass nicht zugelassen werden darf, dass die erste Erfahrung, die junge Menschen mit der Berufswelt machen, die Arbeitslosigkeit sei. Absolute Priorität muss für Politik sowie Unternehmen daher eine qualifizierte und gute Ausbildung junger Menschen sein.
Um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen, reiche es laut DBG nicht aus, Qualität und Niveau der Ausbildung zu erhalten. Es bedarf einer Qualitätsverbesserung.
Mit dem Ausbildungsreport legt der DGB einen jährlichen Gradmesser für die Qualität in der Ausbildung vor. Die Befragung von 9.325 Auszubildenden aus den 25 häufigsten Ausbildungsberufen liefert repräsentative Ergebnisse und gibt Auskunft in welchen Branchen Ausbildung gut läuft und welche Branchen Nachholbedarf haben.
Allgemein kann man feststellen, dass der überwiegende Teil der befragten Auszubildenden mit der Qualität der Ausbildung zufrieden ist. Das ist erfreulich und entspricht dem Befund des Vorjahres. Aber es gibt immer noch Probleme, die größtenteils aus den vergangenen Studien schon bekannt sind. Immer noch müssen Auszubildende Überstunden teils ohne Ausgleich leisten, ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten und oft fehlt es an der nötigen Betreuung durch Ausbilderinnen oder Ausbilder. Auch Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz sind weiterhin keine Seltenheit. Hier sind die Aufsichtsbehörden, Kammern und die Gewerbeaufsicht gefordert.
Nach wie vor gibt es auffällige geschlechtsspezifische Unterschiede in der Ausbildung. Noch immer entscheiden Frauen und Männer sich für unterschiedliche Berufe. Die Folge: Es gibt männlich und weiblich dominierte Berufe. Frauen bekommen in den von ihnen bevorzugen Berufen weniger Geld und Urlaub, müssen öfter Überstunden leisten und erhalten gleichzeitig einen schlechteren Überstundenausgleich. Das spiegelt auch der Ausbildungsreport wieder: die Auszubildenden in den weiblich dominierten Berufen sind weniger zufrieden mit ihrer Ausbildung als die Azubis in den männlich dominierten Ausbildungsgängen.
Auszüge aus dem Ausbildungsreport 2011, der in Zusammenarbeit mit dem Institut für Sozialpädagogigsche Forschung Mains (ism) entstanden ist:
“ Die duale Ausbildung in Betrieb und Berufsschule stellt für einen Großteil der Schulabgänger/innen in Deutschland den Einstieg ins Berufsleben dar. Die Kombination aus theoretischem und praktischem Lernen und die vielseitigen und anspruchsvollen Aufgaben durch den hohen Praxisbezug geben den jungen Menschen die grundlegenden Qualifikationen und Handlungskompetenzen für die Arbeitswelt. …
Gleichzeitig wird … der Einstieg in das Arbeitsleben nach der Ausbildung für Jugendliche immer schwerer. Fehlende Übernahmeaussichten und eine wachsende Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse trüben die Perspektiven vieler Jugendlicher. Im Jahr 2010 ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Zahl der atypisch Beschäftigten in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen auf den neuen Rekordstand von 714.000 gestiegen. Die Zahl junger Normalarbeitnehmer/innen ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr mit knapp 1,2 Millionen fast gleich geblieben. …
Gesamtbewertung
… Im Vorjahr bereits auf dem zweiten Rang belegen die angehenden Bankkaufleute in diesem Jahr den Spitzenplatz. Die positive Bewertung dieser Ausbildung ist auf durchweg sehr gute Beurteilungen hinsichtlich
aller Fragestellungen zurückzuführen. So belegen die Bewertungen der einzelnen Fragenblöcke immer mindestens den dritten oder besseren Rang, im Bereich der Ausbildungsvergütung sogar die erste Position.
Die Spitzenreiter des letzten Jahres, die Auszubildenden in der Industriemechanik, belegen in diesem Jahr den zweiten Platz. Sie festigen damit ihren Ruf, die modernen Industrieberufe der Metall- und Elektrobranche zu repräsentieren. Dieser Beruf erreicht mit Ausnahme eines sechsten Rangs bei der Ausbildungsvergütung ebenfalls mindestens einen dritten oder besseren Platz in allen anderen Vergleichen zu Ausbildungszeiten, fachlicher Anleitung und Ausbildungsinhalten. In der persönlichen Bewertung vergeben die Auszubildenden in der Industriemechanik die beste Bewertung.
Den dritten Rang nehmen die Mechatronik-Auszubildenden ein, die im letztjährigen Vergleich noch den vierten Rang belegten. Mit Ausnahme eines achten Rangs bei der Ausbildungsvergütung wurden für diesen
Beruf bei allen anderen Bereichen durchgehend sehr gute Bewertungen abgegeben.
Die größten positiven und negativen Veränderungen innerhalb des Rankings sind für das Tischlerhandwerk sowie die Medizinischen Fachangestellten festzustellen. Bessere Bewertungen in allen für das Gesamtranking relevanten Feldern haben zu einem Anstieg des Ausbildungsberufs Tischler/in vom 19. auf den 11. Rang geführt. Hier wurden sogar die Bestbewertungen für die Ausbildungsinhalte vergeben. Umgekehrt haben durchgängig schlechtere Bewertungen der angehenden Medizinischen Fachangestellten zu einem Abstieg vom sechsten auf den 17. Rang geführt.
Unverändert mit großen Problemen sehen sich viele Auszubildende im Hotel- und Gaststättenbereich konfrontiert. Angehende Köchinnen und Köche haben sich zwar um einen Platz auf den 13. Rang verbessert, Hotel- und Restaurantfachleute jedoch finden sich wie bereits in den vergangenen beiden Jahren auf den Plätzen 24 und 25 wieder. Das spiegelt sich auch in den einzelnen Bewertungen im Ausbildungsreport wider. Eine schlechte fachliche Anleitung, permanent viele Überstunden, ein oftmals rauer Ton und der Eindruck ausgenutzt zu werden, bestimmen bei vielen Auszubildenden in dieser Branche den Arbeitsalltag und führen zu einem Gefühl der Enttäuschung. Die in aller Regel noch jugendlichen Auszubildenden sind dem enormen Druck von Ausbilderinnen und Ausbildern sowie Kundinnen und Kunden teilweise rücksichtslos ausgesetzt. Wenige Lehrinhalte, dafür aber eine hohe Arbeitsintensität führen bei so manchen zu körperlichen und geistigen Erschöpfungszuständen.
Die Firmengröße spielt bei der Bewertung der Ausbildungsqualität erneut eine wichtige Rolle. Nach wie vor sind es die Großbetriebe, die sich in punkto Ausbildungsqualität deutlich abheben. So wird beispielsweise mit steigender Betriebsgröße die fachliche Qualität der Ausbildung besser bewertet, und es müssen weniger ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichtet werden. Auch beurteilen die Auszubildenden aus Großbetrieben ihre Ausbildung in der Summe besser als die in kleinen und mittleren Unternehmen.
… Klein- und Kleinstbetriebe hingegen müssen mit wenig Personal flexibel auf Angebot und Nachfrage reagieren und binden ihre Auszubildenden überdurchschnittlich stark nach Auftragslage – und weniger nach betrieblichem Ausbildungsplan – in die Arbeit mit ein. Denn außerhalb von Großbetrieben werden die Auszubildenden oftmals direkt in die Arbeitsabläufe mit eingebunden und arbeiten früher eigenverantwortlich. Dies kann zu erhöhtem Druck seitens der Vorgesetzten und zu einer höheren Zahl an Überstunden führen. In Großbetrieben hingegen haben die Auszubildenden häufiger die Möglichkeit, viele Dinge auszuprobieren und sich so kontinuierlich zu entwickeln. …
Ausbildungsfremde Tätigkeiten
Grundsätzlich positiv kann festgestellt werden, dass mit 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (10,5 Prozent) abermals etwas weniger Auszubildende angeben, dass sie im Betrieb »immer« oder »häufig« ausbildungsfremde Tätigkeiten ableisten müssen. Das Verständnis dafür, dass nur ein gut ausgebildeter Nachwuchs das wahre Kapital und damit die Zukunft der Betriebe ist, hat sich allerdings noch immer nicht überall durchgesetzt. Erneut sind es in erster Linie die Kleinst- und Kleinbetriebe mit ihren geringen finanziellen und personellen Ressourcen, in denen Auszubildende oftmals für Erledigungen herhalten müssen, die nichts mit ihrer fachlichen Qualifizierung zu tun haben. … Die »Ausbildung« findet zu oft statt, indem reguläre Aufgaben übernommen werden müssen, sofern es die Auftragslage entsprechend »verlangt«. Dies jedoch geht zu Lasten eines ausführlichen Probierens und Erlernens. Für umfassendere Erklärungen bleibt zudem häufig keine Zeit. Solche Fälle sind zwar nicht die Regel, sie treten jedoch deutlich zu häufig auf, um pauschal als Einzelfälle verharmlost werden zu können. …
Ausbildungsabbrüche
Das seit längerer Zeit auftretende Phänomen häufiger Ausbildungsabbrüche bleibt auch im Jahr 2011 weiterhin bestehen – und das bei anhaltendem Mangel an Ausbildungsplätzen. Unter den Befragten zum aktuellen Ausbildungsreport gaben 14,3 Prozent der Befragten an, schon einmal eine Ausbildung abgebrochen zu haben. Dabei ist zu berücksichtigen, dass nur junge Menschen befragt wurden, die sich schon
wieder in einer Ausbildung befanden. Als Grund für Ausbildungsabbrüche geben die Auszubildenden in der Befragung für den Ausbildungsreport überwiegend Konflikte mit Ausbilderinnen/Ausbildern oder Betriebsinhaberinnen/Betriebsinhabern an.
Immer wieder müssen Jugendliche im Verlauf ihrer Ausbildung aber auch feststellen, dass der gewählte Beruf nicht zu ihnen passt. Hier ist zu vermuten, dass solche Abbrüche besser vermieden werden könnten, wenn ein tatsächlich auswahlfähiges Angebot an Ausbildungsplätzen bestehen würde. … Auch wenn die Situation je nach Branche und Region unterschiedlich aussieht, ist es insgesamt betrachtet für viele Jugendliche immer noch schwierig, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Nur die wenigsten geben daher »einfach so« auf. In aller Regel wird zuvor das Gespräch mit dem/der Vorgesetzten gesucht, werden Betriebs- bzw. Personalräte oder Jugend- und Auszubildendenvertretungen um Unterstützung gebeten oder die Gewerkschaften wie auch die zuständigen Kammern als Mittler eingeschaltet. Ist ein Ausbildungsverhältnis aber erst einmal zerrüttet, und die Jugendlichen sehen keinen anderen Ausweg mehr, hilft häufig nur noch eine vorzeitige Auflösung des Ausbildungsverhältnisses. …
Möglicherweise könnte eine Verbesserung … in der betrieblichen Praxis eine Vielzahl der Ausbildungsabbrüche verhindern. In der Folge könnten große Zeitverluste, Unsicherheiten und Kosten erspart bleiben – sowohl für die Jugendlichen als auch für die Ausbildungsbetriebe. Dafür wäre jedoch eine nachhaltige Qualitätsentwicklung in den Betrieben ebenso vonnöten wie eine lückenlose Kontrolle durch die zuständigen Stellen …
Ausbildungsvergütung
Auch Auszubildende sind darauf angewiesen, für ihre Tätigkeit eine angemessene Vergütung zu erhalten. Sie muss ein finanzielles Auskommen der jungen Menschen ermöglichen, um den Schritt in die weitestgehende
Unabhängigkeit vom Elternhaus zu schaffen. Gleichzeitig stellt eine regelmäßige Vergütung eine Anerkennung für die geleistete Arbeit dar. Nun sind in den vergangenen Jahren die Ansprüche der Betriebe an
ihre (zukünftigen) Auszubildenden stetig gestiegen. Ein hohes Maß an Flexibilität, Mobilität und persönlicher Motivation sind beinahe Grundvoraussetzung dafür, um überhaupt einen der begehrten Ausbildungsplätze zu erhalten. Ist dies dann gelungen, so steht mit dem Ausbildungsbeginn oftmals ein Umzug in eine eigene Wohnung bzw. ein eigenes Zimmer an, teilweise sogar in eine andere Stadt. Hinzu kommen Kosten für den öffentlichen Nahverkehr oder aber die Anschaffung eines eigenen Transportmittels. Da ist es von zentraler Bedeutung, dass die Ausbildungsvergütung pünktlich und regelmäßig ausgezahlt wird.
Häufig ist die Frage der Ausbildungsvergütung tarifvertraglich geregelt. … Noch immer bestehen bei der Höhe der Ausbildungsvergütung allerdings starke Schwankungen zwischen Ost- und Westdeutschland. Im Jahr 2010 wurden in den neuen Bundesländern 90 Prozent der Vergütungshöhe der alten Bundesländer erreicht. … Regionale Unterschiede in der Bezahlung der Auszubildenden sind deutschlandweit festzustellen, so etwa auch zwischen Nord- und Süddeutschland. Ähnliches gilt für die unterschiedlichen Branchen bzw. Berufsbilder.
Für tarifgebundene Ausbildungsbetriebe sind die tariflichen Vergütungen verbindliche Mindestbeträge, d. h., niedrigere Zahlungen sind hier unzulässig, übertarifliche Zuschläge dagegen möglich. Anders ist es bei nichttarifgebundenen Betrieben. Sie dürfen die in ihrer Branche und Region geltenden tariflichen Ausbildungsvergütungen
nach derzeitiger Rechtsprechung in der Regel um maximal 20 Prozent unterschreiten.
Die im Ausbildungsreport der DGB-Jugend dargestellten Ausbildungsvergütungen der bundesweit 25 am häufigsten gewählten Ausbildungsberufe sind Durchschnittswerte über alle Lehrjahre hinweg. Die Datenbank Ausbildungsvergütungen beim Bundesinstitut für Berufsbildung hat auf der Grundlage der unterschiedlichen
Vereinbarungen aus über 600 Tarifbereichen in Deutschland die Vergütungsdurchschnitte pro Beruf ermittelt. Dass die tatsächlich gezahlte Vergütung jedoch von diesen tariflich geregelten Durchschnittswerten erheblich abweichen kann, zeigen die Angaben der befragten Auszubildenden. Sie verdienten im Gesamtdurchschnitt (alle Ausbildungsjahre, Ost und West zusammengefasst) 577,78 Euro pro Monat und damit – wie auch im vergangenen Jahr – weniger als im Gesamtdurchschnitt der Angaben des Bundesinstituts für Berufsbildung für 2010, das eine Höhe von 678 Euro berechnet.
Zwischen den verschiedenen Ausbildungsberufen bestehen erhebliche Unterschiede hinsichtlich der Ausbildungsvergütung. So verdienen angehende Mechatroniker/innen im dritten Lehrjahr mit durchschnittlich
850 Euro brutto in etwa doppelt so viel wie angehende Friseure/Friseurinnen (422 Euro). Deutlich über durchschnittliche Verdienstmöglichkeiten bieten sich auch den Bankkaufleuten (829 Euro) und Industriemechanikern/-mechanikerinnen (818 Euro). Auf den letzten Plätzen landen dagegen die Maler/innen und Lackierer/innen (497 Euro) sowie die Kfz-Mechatroniker/innen (482 Euro) vor den Friseuren/Friseurinnen als Schlusslicht. …
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Bewertung der Ausbildung
Wie dem Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2011 der Bundesregierung zu entnehmen ist, bestehen weiterhin deutliche Unterschiede bei der durchschnittlichen Höhe der Vergütungen zwischen männlichen und weiblichen Auszubildenden. Während männliche Auszubildende im Jahr 2010 in den alten Bundesländern im Durchschnitt 702 Euro brutto im Monat verdienten, erhielten weibliche Auszubildende dagegen durchschnittlich nur 667 Euro. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den neuen Bundesländern: Dort kamen männliche Auszubildende im Durchschnitt auf 628 Euro, während ihre Kolleginnen nur 584 Euro erhielten. Dabei betonen die Autoren des Datenreports, dass die abweichenden Vergütungsunterschiede ausschließlich aus der unterschiedlichen Verteilung von männlichen und weiblichen Auszubildenden auf die Berufe resultieren.
Die Daten des Berufsbildungsberichtes stützen somit die Ergebnisse des Ausbildungsreports, der bereits in den vergangenen Jahren aufgezeigt hat, dass junge Frauen häufiger in Berufen mit niedrigeren Ausbildungsvergütungen ausgebildet werden als junge Männer und somit hinsichtlich der Vergütung strukturell benachteiligt sind. Dieser Befund bestätigt sich auch in der aktuellen Befragung. … Hierbei zeigt sich, dass nach wie vor ein Großteil der handwerklichen und technischen Ausbildungsberufe männlich geprägt ist, während sich die eindeutig weiblich geprägten Berufe vor allem im Dienstleistungsbereich finden. Im kaufmännischen Bereich bestehen zwar zwischen den einzelnen Berufen ebenfalls deutliche geschlechtsspezifische Schwerpunkte, diese sind jedoch insgesamt weniger stark ausgeprägt.
Wie bereits in den Vorjahren liefern die Ergebnisse des Ausbildungsreports in keinem der untersuchten thematischen Bereiche, d. h. weder bei den Ausbildungsinhalten noch bei der fachlichen Anleitung, den Ausbildungszeiten und Überstunden, der Ausbildungsvergütung sowie der persönlichen Beurteilung der
Ausbildungsqualität, Hinweise auf bedeutsame Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Auszubildenden, die unabhängig von den gewählten Ausbildungsberufen bestehen.
Deutlicher als individuelle Unterschiede erweisen sich hingegen die strukturellen Unterschiede zwischen männlich bzw. weiblich dominierten Berufsgruppen. Zunächst betrifft dies den Bereich der Ausbildungszeiten und Überstunden. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich bei den Überstunden eine deutlich gewachsene Ungleichheit. Während 36,9 Prozent bei den männlich dominierten Berufen angeben, regelmäßig Überstunden leisten zu müssen, sind dies bei den weiblich dominierten Berufen 44,2 Prozent. Erneut konnten zudem erhebliche Unterschiede bei der Regelung des Überstundenausgleichs identifiziert werden. Bei mehr
als drei Viertel der Auszubildenden in den überwiegend von Männern favorisierten Berufen werden die Überstunden mit Freizeit ausgeglichen oder die mehr geleistete Arbeit bezahlt, in den überwiegend weiblich geprägten Berufen trifft dies nur für knapp 60 Prozent der Auszubildenden zu. …
Auch bei der Zahl der Urlaubstage scheinen weibliche Auszubildende aufgrund ihrer Berufswahl benachteiligt zu sein. So haben Auszubildende in den männlich dominierten Ausbildungsberufen durchschnittlich 27,4 Tage Urlaub gegenüber nur 25,2 Tagen in den von Frauen bevorzugten Berufen.
Es ist daher wenig verwunderlich, dass die Auszubildenden in den weiblich geprägten Berufen mehr Probleme damit haben, nach der Arbeit »abzuschalten« und sich in ihrer Freizeit zu erholen. Während in den männlich geprägten Berufen lediglich 16,2 Prozent der Befragten angeben, »immer« oder »meistens« Probleme damit zu haben, sich nach der Arbeit zu erholen, liegt dieser Wert bei von Frauen bevorzugten Berufen mit 35 Prozent mehr als doppelt so hoch. …
Die dargestellten strukturellen Benachteiligungen im Bereich der von Frauen bevorzugten Ausbildungsberufe schlagen sich auch in der Gesamtzufriedenheit nieder. So lag der Anteil der »zufriedenen« und »sehr zufriedenen« Auszubildenden in den männlich dominierten Ausbildungen mit 77,7 Prozent um 10 Prozentpunkte über dem der weiblich dominierten Berufe (67,6 Prozent). Insbesondere bei den Anteilen »sehr zufriedener « Auszubildender hat sich der Unterschied im Vergleich zum Vorjahr noch vergrößert: Während bei den männlich dominierten Berufen hier ein Anstieg von 26,0 Prozent im Vorjahr auf nun 28,1 Prozent zu verzeichnen ist, hat sich der entsprechende Anteil bei den weiblich dominierten Berufen im selben Zeitraum in vergleichbarem Umfang von 24,1 Prozent auf 21,8 Prozent verringert.
Erneut bestätigt es sich, dass die zweifellos bestehenden Benachteiligungen weiblicher Auszubildender insgesamt weniger auf generelle geschlechtsspezifische Diskriminierungen am Arbeitsplatz zurückzuführen zu sein scheinen, als vielmehr auf geschlechtsspezifisches Berufswahlverhalten. Bereits der Übergang in die Berufsausbildung ist demnach eine erste entscheidende Weichenstellung in Bezug auf die geschlechtsspezifische Spaltung des Arbeitsmarktes. … „
Den Ausbildungsreport 2011 in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem aufgeführten Link oder Anhang.
http://www.dgb.de/presse/++co++154c81c6-dea4-11e0-4e6a-00188b4dc422
Quelle: DGB
Dokumente: Studie_Ausbildungsreport_2011_1.pdf