Peer Learning von Fachkräften

Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitung war ##die Überprüfung der Zufriedenheit mit dem Projekt, die Bewertung des Projektes im Allgemeinen und der
Fachprogramme im Besonderen;
## die Analyse der Einschätzung der Lerneffekte durch die Teilnehmenden;
## die Rekonstruktion der Lernprozesse und ihrer Effekte für die Praxis der deutschen Teilnehmenden.
Das Forschungsdesign setzte sich aus einer Fragebogenerhebung mit allen Teilnehmenden aller vier Fachprogramme, aus der teilnehmenden Beobachtung der ersten drei Fachprogramme sowie aus fünf qualitativen Interviews mit ausgewählten deutschen Teilnehmenden wenige Monate nach dem jeweiligen Fachprogramm zusammen. Darüber hinaus wurden sowohl die Treffen der begleitenden Expert(inn)engruppe als auch die Dokumentationen und Videokonferenzen im Zuge der Transferbegleitung ausgewertet.

Auszüge aus den Ergebnissen der wissenschaftlichen Begleitung von Peer-Learning-Prozessen im internationalen Kontext zum Übergang in Ausbildung und Beruf:
“ (…) Lerneffekte
(…)Im Fragebogen wurde nach dem Einblick in die Übergangsstrukturen und Hilfen des gastgebenden Landes gefragt. 78 % antworteten, einen sehr guten oder guten Einblick erhalten zu haben. Die Befragten bewerteten den Lernerfolg hinsichtlich der Kenntnis der Übergangsstrukturen und Hilfen der jeweils anderen Länder zu ca. 60 % als sehr gut oder gut. Eine ,neue Sicht auf Strukturen und Maßnahmen im eigenen Land‘ erhalten zu haben, wurde von fast 70 % als ein wichtiger Lerneffekt bezeichnet. 51 % sahen hier bei sich sehr gute oder gute Lernerfolge. Bei konkreten Anregungen für die eigene Praxis waren es 45 %, die einen sehr guten oder guten Lernerfolg attestierten. Gemessen daran, dass zwei Drittel (67 %) dies als einen wichtigen Punkt einstuften, fiel hier der Lernerfolg geringer aus als erhofft. Allerdings ist angesichts der heterogenen Teilnehmerstruktur von einem unterschiedlichen Praxisverständnis auszugehen. (…)

Anregungspotenziale
Was die Anregungspotenziale für die Praxis von Übergangshilfen betrifft, so hängen diese von der Bedeutung der beruflichen Rolle und Position der Teilnehmenden ab. (…) Angehörige freier Träger, die für die Organisation und/oder Umsetzung konkreter Maßnahmen verantwortlich sind, nannten vor allem Anregungen für die eigene Praxis als wichtigsten Lerneffekt. Dagegen sahen Angehörige aus lokalen Verwaltungen diese eher bezogen auf Strukturen und Normalitätsannahmen des jeweils eigenen Übergangssystems. Unter Rückgriff auf die Befunde der qualitativen Interviews lässt sich dies dahingehend differenzieren, dass Projektverantwortliche und -mitarbeitende konkrete Projektideen als Erweiterung ihres Handlungsrepertoires ansahen. Diese Ideen waren beispielsweise: ## Kooperationen mit öffentlichen Körperschaften, die bislang weder als Qualifikations- und Praxiskontext berufsvorbereitender Maßnahmen noch als potenzielle Ausbildungs- und Anstellungsträger benachteiligter Jugendlicher in den Blick genommen wurden;
## finanzielle und pädagogische Unterstützung Jugendlicher bei der Umsetzung eigener Ideen, wenn diese auch einen Mehrwert für das Gemeinwesen abwirft, anstatt ihnen ausschließlich die Anpassung an vordefinierte Maßnahmen und/oder Ausbildungsprofile
abzufordern.
Befragte aus der lokalen Verwaltung hoben dagegen eher Lerneffekte hervor, die eine Infragestellung geltender Regelungen des Zugangs zu und der Inanspruchnahme von Übergangshilfen bedeuteten. So sollte sowohl der Zugang als auch die Nutzung von Hilfen flexibler sein, um eine bessere Passung mit der individuellen Lebenslage und den subjektiven Bedürfnissen und Lebensentwürfen der Jugendlichen zu ermöglichen. (…)

Transfer der Ergebnisse
In den Analysen werden aber auch Grenzen des Transfers/der Implementierung der beschriebenen Lernprozesse in die eigene Praxis deutlich. Besonders wenn Fachkräfte keine verantwortliche Position innehaben, ist eine erste Hürde ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt zu bekommen, um den Kolleg(inn)en die eigenen Erfahrungen und Reflexionen zu berichten und mitzuteilen. Eine zweite Hürde ist dann die Implementierung der partikularen Eindrücke in eine Organisationsstrategie, wobei hier rechtliche und finanzielle Vorgaben dies einschränken und sogar verhindern können. (…)

Schlussfolgerungen
(…) Prinzipiell ist festzuhalten, dass Peer Learning eine in hohem Maße geeignete Innovationsstrategie darstellt, die auch von den beteiligten Fachkräften als relevant und wirksam beurteilt wird. Allerdings zeigen sich Unterschiede und Grenzen, aus denen sich sowohl Erfolgsfaktoren als auch Anstöße für eine Weiterentwicklung von Peer Learning in Bezug auf Unterstützungsmaßnahmen im Übergang Schule-Beruf ableiten lassen. (…)

Die Zusammensetzung aus Fachkräften unterschiedlicher Organisationstypen mit unterschiedlichen beruflichen Rollen und Positionen ist zwar prinzipiell eine Ressource, doch gilt dies nur dann, wenn deren unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen berücksichtigt werden. Darüber hinaus wäre zu überlegen, ob eine gezielte Rekrutierung von Teilnehmenden aus nur einer Region die Überführung von Reflexionsanstößen in lokale Innovationen erleichtern könnte. Außerdem wäre zu überlegen, für die Teilnahme sowohl an den Fachprogrammen als auch an der Transferbegleitung eher Organisationen denn einzelne Fachkräfte anzusprechen, um den Aspekt der Organisationsentwicklung stärker in den Fokus zu rücken. Abschließend stellt sich die Frage, wie Lerneffekte und Anregungen der Teilnehmenden in allgemeine Fachdiskurse übertragen werden können. (…)“

Die Zusammenfassung der Ergebnisse der wisschenschaftlichen Begleitung entnehmen Sie dem Anhang.

Quelle: IJAB

Dokumente: transitions-wissenschaftliche_Begleitung_Zusammenfassung.pdf

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