Obdachlosigkeit junger Menschen verhindern – mehr Sozialwohnungen bauen

Die BAG KJS versteht sich als Anwalt für sozial benachteiligte und/oder individuell beeinträchtigte junge Menschen, zu denen auch die von Armut und Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen gehören. Sie macht auf ihre Situation aufmerksam, weist auf Ungerechtigkeit hin und unterbreitet konkrete Vorschläge, was geändert werden muss, um die Lebenssituation junger Menschen zu verbessern. In den Einrichtungen der katholischen Jugendsozialarbeit erfahren junge Menschen Aufmerksamkeit, Zuwendung und aktive Unterstützung.

Die BAG KJS nutzte den Tag der Wohnungslosen, um für eine Verbesserung der Lebenssituation betroffener Menschen einzutreten:
Auch die verschärften Sanktionen im SGB II tragen zur mehr Wohnungslosigkeit bei
Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Köln entwickeln sich rasant und haben mit teils drastischen Steigerungen lokaler Mietpreise zu kämpfen. Hinzu kommen Veränderungen der vor allem innerstädtischen Immobilienstrukturen, eine Verknappung an bezahlbaren Wohnraum durch den Zuwachs von Eigentumswohnungen. Auswirkungen sind die immer größer werdende Anzahl wohnungsloser Menschen, deren psychosozialer Belastungen und noch weithin nicht zu erahnende finanzielle Folgen für die Sozialsysteme. Die verschärften Sanktionen für junge Menschen unter 25 Jahren im Hartz IV-Bezug sind besonders hart und können zum Verlust des gesamten Regelsatzes, auch der Kosten für Unterkunft und Heizung führen. Damit droht letztendlich Obdachlosigkeit.

Hilfsangebote zur sozialen Integration zahlenmäßig häufig unzureichenden
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen und Diensten der Jugendsozialarbeit und auch den jungen Menschen selbst, bleibt diese Entwicklung nicht verborgen. Denn in den Wirkungsfeldern der Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft sind immer wieder junge Menschen unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen. Die Zielgruppe vieler Einrichtungen sind junge Menschen im Alter von 16 bis 25, mit multiplen psychosozialen Belastungen und Vermittlungshemmnissen. Die lokalen Hilfsangebote zur sozialen und/oder beruflichen Integration sind zahlenmäßig häufig unzureichenden.

Langjährige Erfahrung in der Arbeit mit jungen Wohnungslosen
Einrichtungen der Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft begleiten seit vielen Jahren junge von Wohnungslosigkeit bedrohte oder betroffene Menschen. So z. B. die Manege gGmbH im Don-Bosco-Zentrum in Berlin Marzahn. Im Rahmen verschiedener Bundesmodellprojekte werden seit sieben Jahren Notunterkunftsmöglichkeiten für Jugendliche für einige Nächte bereitgestellt. „Auch wenn das punktuell entlastend ist, bedarf es eines weitreichenderen und nachhaltigeren Handelns“, so Steffen Schminder, Projektverantwortlicher der Manege gGmbH.

Begleitung und ein Dach über dem Kopf für die Nacht erhalten Jugendliche auch im „Raum 58″ – einer Notschlafstelle für Jugendliche in der Essener Kastanienallee. Seit 15 Jahren finden hier Jugendliche, die auf der Straße leben, ein Bett zum Schlafen und engagierte Mitarbeiter, die versuchen Vertrauen aufzubauen und den jungen Menschen neue Perspektiven aufzeigen. „Wir haben sechs Plätze und stellen fast immer noch die beiden zusätzlichen Betten auf “, sagt Manuela Grötschel, Leiterin der Einrichtung, die vom Sozialdienst katholischer Frauen und vom CVJM getragen wird. Pro Jahr nutzen etwa zwischen 160 bis zu 219 Jugendliche das Angebot, 2015 waren es insgesamt 2332 Übernachtungen. „Für uns ist es ein Erfolg, wenn jemand immer wiederkommt“, sagt Grötschel. Die meisten Jugendlichen, die hierher kommen, sind traumatisiert, haben Verwahrlosung und Gewalt erlebt. „Sie hatten wenig emotionalen Halt und durch schlechte Erfahrungen das Vertrauen in die Hilfsangebote der Erwachsenen aufgegeben“, weiß Grötschel.

Persepektiven für junge Menschen
Hinter jeder (Fall-)Zahl steckt ein junger Mensch, der auch im Blick auf sinnstiftende Integration in Ausbildung und Arbeit „auf der Strecke bleibt“, wenn der Stabilitätsfaktor Wohnraum/ „zu Hause“ fehlt.

Daher fordert die BAG KJS die intensive politische Auseinandersetzung mit dieser komplexen Problematik auf Bezirks, Landes- und Bundesebene, den Ausbau von Sozialwohnungen zu stärken, die bisherigen Obdachlosenwohnheimstrukturen zu überdenken und seitens der Träger der Jugendsozialarbeit eine intensivere Kooperation mit den Wohnungsgebern.“

Link: www.jugenarmut.info

Quelle: BAG KJS; Monitor Jugendarmut in Deutschland

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