Auszüge aus der Untersuchung „Wie bewerten angehende Mechatroniker/-innen die Qualität ihrer betrieblichen Ausbildung?“:
„(…) Gesamtbild der betrieblichen Ausbildungsbedingungen
Nach Einschätzung aller befragten Auszubildenden des zweiten Ausbildungsjahrs im Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in (…) fühlt sich knapp die Hälfte der Auszubildenden die Kolleginnen und Kollegen gut bis sehr gut unterstützt. Ebenfalls knapp 50 Prozent nehmen ihre Arbeitsaufgaben als vielfältig sowie zu ihren Fähigkeiten passend wahr, wohingegen nur 1,7 Prozent ihre Arbeitsaufgaben als wenig vielfältig erleben. (…)
Die Arbeit, die sie selbst leisten, wird von einem großen Teil der Auszubildenden (42 Prozent) als bedeutsam erlebt. Unterschiedlich hingegen fallen die Bewertungen der Auszubildenden hinsichtlich ihrer Ausbilder/-innen aus. Während deren Fachkompetenz von knapp der Hälfte der Befragten als hoch eingeschätzt wird, wird die Fürsorglichkeit als nicht so ausgeprägt wahrgenommen. Nur 31,9 Prozent der Jugendlichen bewerten sie als hoch, wohingegen 11,5 Prozent die Betreuung durch ihre Ausbilder/-innen als wenig vorhanden bezeichnen. Die Ergebnisse zu den Feedbackprozessen offenbaren ein uneinheitliches Bild. Während nur gut ein Fünftel der Befragten (22,7 Prozent) viel Rückmeldung bekommt, nimmt ein weiteres knappes Fünftel (18,5 Prozent) der Befragten die Feedbackprozesse im Betrieb als gering ausgeprägt wahr. (…)
Im Hinblick auf das Belastungserleben lässt die Befragung positive Ergebnisse erkennen. So gibt etwas mehr als die Hälfte der Auszubildenden an, dass sie über eine stressfreie Arbeitsumgebung verfügen (53,7 Prozent). Daneben erlebt ein weiterer großer Anteil teilweise Stress bei der Arbeit im Ausbildungsbetrieb (44,4 Prozent) und lediglich 1,9 Prozent bezeichnen ihr Arbeitsumfeld als stressintensiv.
Betriebsgröße ausschlaggebend
Ein grundlegendes Strukturmerkmal stellt die Betriebsgröße dar, von der angenommen wird, dass sie im Zusammenhang mit dem Organisationsgrad der Ausbildung steht. (…) Für einige Qualitätsmerkmale ergeben sich kaum Unterschiede in Abhängigkeit von der Betriebsgröße. So wird die Unterstützung durch die Kolleginnen und Kollegen unabhängig von der Betriebsgröße jeweils von etwa der Hälfte der Befragten als hoch wahrgenommen, gleichzeitig beschreibt nur ein sehr kleiner Anteil von jeweils weniger als vier Prozent die Unterstützung als gering. Die persönliche Zuwendung ihrer Ausbilder/-innen beurteilt in beiden Betriebsgrößenklassen jeweils ein Drittel als hoch, wobei in Großbetrieben 10 Prozent und in KMU knapp 15 Prozent die Fürsorglichkeit als wenig ausgeprägt bezeichnen. (…)
Ein weiterer von den Auszubildenden als nicht sehr ausgeprägt eingeschätzter Aspekt stellt das Feedback dar. Hier werden die Vorteile der Großbetriebe deutlicher als beim Handlungsspielraum. Ein Viertel der dort Befragten schätzt das Feedback als stark ausgeprägt ein, ein Sechstel bekommt laut eigener Einschätzung wenig Rückmeldung, während sich diese Anteile in KMU umkehren. Dieses Ergebnis lässt sich möglicherweise damit erklären, dass größere Betriebe eher über geeignete Instrumente verfügen, die ein systematisches – und damit wohl auch stärker formalisiertes – Feedback ermöglichen. (…)
Schulabschluss hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung der Auszubildenden
Zusätzlich zu den betrieblichen Merkmalen wurde untersucht, ob die Wahrnehmung der betrieblichen Ausbildungsqualität in Abhängigkeit von Merkmalen der Auszubildenden wie schulische Vorbildung und kognitive Leistungsfähigkeit variiert. (…)
Realschulabsolventen und -absolventinnen stufen die Qualitätsaspekte des betrieblichen Ausbildungsgeschehens demnach insgesamt als höher ausgeprägt ein als Auszubildende mit (Fach-)Hochschulreife. Der deutlichste Unterschied liegt dabei in der Einschätzung der Aufgabenvielfalt und Anforderungspassung. Während 54,6 Prozent der Auszubildenden mit Realschulabschluss diese als hoch bezeichnen, trifft dies nur auf 36,9 Prozent derjenigen mit (Fach-)Hochschulreife zu. Ebenfalls deutliche Unterschiede von jeweils rund zehn Prozentpunkten liegen bei der Bewertung der Bedeutsamkeit der Arbeit, der Fachkompetenz des Ausbildungspersonals sowie der Unterstützung durch die Kollegen und Kolleginnen vor. Eine solche Tendenz lässt sich ebenfalls beim Feedback erkennen, allerdings beträgt die Differenz der Einschätzung zwischen beiden Gruppen hier nur sieben Prozentpunkte. (…)
Kognitive Grundfähigkeiten beeinflussen Wahrnehmung der Auszubildenden kaum
(…) Insgesamt betrachtet lassen sich nur recht wenige Unterschiede in der Wahrnehmung der betrieblichen Ausbildungsbedingungen erkennen. Der deutlichste Unterschied in der Bewertung betrifft das wahrgenommene Ausmaß an Stress bei der Arbeit. Von den kognitiv Leistungsstärksten der Stichprobe beurteilen 63,6 Prozent ihre Arbeitsumgebung als stressfrei, während dies nur die Hälfte der Befragten der Gruppe mit den niedrigsten Testwerten berichtet.
Genau 4 Prozentpunkte beträgt der Unterschied in der Einschätzung des Feedbacks. Hier liegt der Anteil derjenigen, der Bestnoten vergibt, unter den Auszubildenden mit geringen Testwerten leicht höher (23,1 Prozent vs. 19,1 Prozent). Die Gestaltung der Arbeitsaufgaben wird durch die Gruppe mit den niedrigeren Testwerten etwas häufiger als vielfältig und angemessen bewertet. In dieser Gruppe finden sich jedoch gleichzeitig etwas häufiger eine niedrigere Einschätzung der Bedeutsamkeit der Aufgaben sowie der Fürsorglichkeit des Ausbildungspersonals.
Bei den Bewertungen der anderen Qualitätsaspekte werden hingegen keine deutlichen Unterschiede sichtbar. (…)
Gesamtfazit und Ausblick:
(…) Insgesamt beurteilen die hier befragten angehenden Mechatroniker/-innen (…) ihre Ausbildungsbedingungen durchweg positiv. Die beiden Qualitätsaspekte Handlungsspielraum und Feedback werden allerdings kritischer bewertet. So schätzt jeweils ein Fünftel der Befragten diese Aspekte als wenig ausgeprägt in ihrem Betrieb ein.
Eine differenzierte Betrachtung der Ausbildungsbedingungen in verschiedenen Betrieben und für verschiedene Gruppen von Auszubildenden weist auf weitere interessante Befunde hin: Die betriebliche Ausbildungsqualität wird in KMU und großen Betrieben unterschiedlich wahrgenommen. (…)
Intensive Lernerfahrungen in der Lehrwerkstatt dürften die Einschätzungen der Auszubildenden hinsichtlich ihrer betrieblichen Ausbildungsbedingungen deutlich prägen. (…) Die Lehrwerkstatterfahrungen tragen zu einem positiven Bild zentraler Qualitätsaspekte der betrieblichen Ausbildung bei. Möglicherweise wirken sich die von den Auszubildenden als intensiv erlebten Rückmeldeprozesse während des Lernens in einer Lehrwerkstatt positiv auf ihr Gefühl von Sicherheit in der Bewältigung typischer fachlicher Aufgaben aus. (…)
Die Ergebnisse liefern erste Erkenntnisse zum Einfluss betrieblicher und personengebundener Merkmale auf die Bewertung betrieblicher Ausbildungsqualität im Ausbildungsberuf Mechatroniker/-in. Weitere Untersuchungen sollten klären, ob sich dieses Bild in ähnlicher Weise in anderen Ausbildungsberufen mit heterogenerer Zusammensetzung wiederfinden lässt, (…) durchaus auch unter Einschluss weiterer Merkmale wie z.B. betrieblicher Ausbildungsstrategien oder der Betreuungsrelation im Betrieb sowie inhaltliches Interesse oder Selbstwirksamkeit der Auszubildenden. (…)“
Link: http://www.bibb.de/de/pressemitteilung_29802.php
Quelle: BIBB Report 2/2015
Dokumente: 2015_06_15_bibb_report_02_2015-2_barrierefrei.pdf