Auszubildende, die das Glück haben, in einer Region zu wohnen, in der es viele große Betriebe gibt, haben auf Dauer bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das legt eine Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nahe, in der ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Größe des Ausbildungsbetriebs und der langfristigen kumulierten Arbeitslosigkeit aufgezeigt werden konnte. Die Studie untersucht anhand von Daten, die bis in die 1970er Jahre zurückreichen, erstmals, wie sich die Größe eines Betriebs auf die kumulierte langfristige Arbeitslosigkeit auswirkt.
Effekt der Betriebsgröße bleibt auch, wenn Befähigungsunterschiede vor Ausbildungsbeginn berücksichtigt werden
Eine naheliegende Vermutung ist, dass sich größere Betriebe mit in der Regel besseren Arbeitsbedingungen und Löhnen schlicht die besten Azubis aussuchen, die dann entsprechend seltener arbeitslos sind. Doch diese Begründung kann die Auswirkung der Betriebsgröße nur teilweise erklären: „Der Effekt, den größere Betriebe auf die langfristige Arbeitslosigkeit haben, ist auch dann noch nachweisbar, wenn man bereits vor Ausbildungsbeginn bestehende Unterschiede in der Befähigung der Azubis berücksichtigt“, so Steffen Müller, Leiter der Abteilung Strukturwandel und Produktivität am IWH.
Größere Betriebe qualifizieren perfekt für den eigenen Bedarf, viele kleinere bilden eher für den externen Arbeitsmarkt aus
In größeren Betrieben existieren „interne Arbeitsmärkte“, die nach der Ausbildung Arbeitsplätze bereitstellen, für die die Azubis nach ihrem Abschluss perfekt qualifiziert sind. Große Betriebe betrachten eine qualitativ hochwertige Ausbildung als Investition in zukünftige Arbeitskräfte, wohingegen viele kleinere Betriebe, die für den externen Arbeitsmarkt ausbilden, oft andere Ausbildungsstrategien verfolgen. Es ist wahrscheinlicher, dass die Azubis dort auch als Ersatz für unqualifizierte Arbeitskräfte eingesetzt werden. Diese Unterschiede wirken sich langfristig auf die Arbeitsmarktchancen der Azubis aus.
Die Ergebnisse legen nahe, dass Azubis ihrem Glück auf die Sprünge helfen können, wenn sie für die Ausbildung in Regionen ziehen, in denen große und mittlere Betriebe Ausbildungsplätze anbieten. Die Studie impliziert, dass die Mobilität von Auszubildenden verbessert werden sollte, etwa indem Auszubildende noch besser über Mobilitätshilfen und Unterbringungsmöglichkeiten informiert werden oder indem zusätzliche Mobilitätsanreize geschaffen werden.
Quelle: Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle