Ausbildung: Report belegt Mängel in Ausbildung und Berufsorientierung

Die DGB Jugend hat für ihren jährlich erscheinenden Ausbildungsreport dieses Jahr 14.426 Auszubildende aus den 25 häufigsten gewählten Ausbildungsberufen befragt. Zwar sind insgesamt über 70 Prozent der Auszubildenden (73,3 %) mit ihrer Ausbildung zufrieden, jedoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Branchen. Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der Zahnmedizin, im Einzelhandel und im Friseurhandwerk erhalten überwiegend mangelhafte Bewertungen. Branchenübergreifend macht fast jede*r dritte Auszubildene Überstunden, viele müssen Aufgaben erledigen, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben oder die Betreuung durch die Ausbilder*innen mangelhaft – das sind drei Ergebnisse des neuen Ausbildungsreports der DGB-Jugend. Erschreckende Ergebnisse lieferte die Befragung zur Berufsorientierung. Fast drei Viertel bzw. 72,2 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen an der Schule kaum bei der Berufswahl geholfen wurde.

Befragungsschwerpunkt Berufsorientierung schneidet schlecht in der Befragung ab

Die schulische Berufsorientierung schnitt bei über 70 Prozent der Befragten schlecht ab. Überdies hatten nicht einmal 29 Prozent der Befragten die Berufsberatung der Agentur für Arbeit genutzt. Von ihnen gaben außerdem 40,5 Prozent an, dass sie ihnen „weniger“ oder „gar nicht“ geholfen hat. Hier sieht die DGB Jugend Optimierungspotential für die Jugendberufsagenturen. Sie müssten mit ihrer Arbeit sichtbarer werden und noch enger als bisher mit den Schulen zusammenarbeiten, forderte DGB-Jugendsekretär Kristof Becker. 

Der Ausbildungsmarkt steht immer noch unter starkem Corona-Einfluss

Der Ausbildungsmarkt habe sich „noch lange nicht vom Corona-Schock erholt“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Im letzten Jahr hätten nicht einmal 70 Prozent aller bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Jugendlichen einen Ausbildungsplatz bekommen. Nicht einmal mehr jedes fünfte Unternehmen in Deutschland bilde noch aus. Auf der anderen Seite gebe es ein enormes Potential an jungen Menschen, die keine Ausbildung fänden. 

Der DGB unterstützt die Forderung einer Ausbildungsgarantie, wie sie die Ampel im Koalitionsvertrag auch versprochen hat. Auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. plädiert für eine Ausbildungsgarantie. Über 220.000 Jugendliche münde jedes Jahr in Übergangsmaßnahmen zwischen Schule und Ausbildung. Hinzu kommen über 2,3 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 20 und 34 Jahren, die keinen Berufsabschluss haben. Ihnen droht ein Leben in prekärer Beschäftigung, Arbeitslosigkeit und Armut, wie die BAG KJS im Rahmen ihrer Publikation Monitor „Jugendarmut in Deutschland“ bereits mehrfach skizziert hat. Bisher fehlt ein konkreter Vorschlag, wie die Bundesregierung die Ausbildungsgarantie umsetzen will. Die BAG KJS fördert ein Projekt, das die Gelingensbedingungen erprobt. 

Quelle: DGB; BAG KJS 

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