AGJ-Position bündelt Analysen und Forderungen zum Übergang Schule und Beruf

Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ hat im Positionspapier „Systemfehler?! Junge Menschen am Übergang Schule-Beruf. Ein Blick von Seiten der Kinder- und Jugendhilfe“ Analysen und Forderungen zusammengefasst. Für die Debatte um einen gelingenden Einstieg benachteiligter junger Menschen in Ausbildung und Erwerbsarbeit ist die Veröffentlichung aus Sicht der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. hilfreich. Erkenntnisse und Forderungen der BAG KJS sind erkennbar enthalten.

Junge Menschen besser erreichen

Ziel muss sein, benachteiligte junge Menschen besser zu erreichen, wirksame Angebote zu unterbreiten sowie die Perspektive für die Einmündung in Ausbildung und Beschäftigung zu verbessern. Wenn das System vorrangig am Arbeitsmarkt orientiert bleibt und zugleich Wünsche, Interessen und Bedarfe junger Menschen nicht die zentralen Orientierungspunkte sind, dann werden Ausbildungsstellenangebot, Förderangebote und Wünsche von Bewerber*innen selten richtig zusammenpassen. Im AGJ-Positionspapier heißt es: Trotz der gesetzlichen Regelungen im SGB VIII werden unter anderem aufgrund fehlender Mittel immer weniger Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe am Übergang Schule-Beruf angeboten; die Verantwortung wird in erster Linie dem System der Arbeitsförderung und Grundsicherung (SGB III/SGB II) zugeordnet. Es gibt viele und wenig aufeinander abgestimmte Förderprogramme auf Bundesebene, auf Landesebene und zudem schulische Bildungsgänge der Länder im Übergangssystem. Eine Konsequenz: Die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit aller Ebenen ist enorm wichtig.

Angesichts der Vielzahl an Programmen und Instrumenten passt vieles in der Übergangsförderung nicht zusammen. Leidtragende sind die jungen Menschen. Während die Bundesagentur für Arbeit in der Logik des Arbeitsmarktes und der Verwertung von Arbeitskraft agiert, blickt die Jugendhilfe aus der Sicht von Lebenswelt und Teilhabe auf die Übergänge von der Schule in Ausbildung und Beruf. Begleitende Coaching-Angebote und sozialpädagogische Begleitung durch die Jugendsozialarbeit sowie aufsuchende Angebote müssen nach Vorstellung der Jugendhilfe etabliert und ausgebaut werden. Diese Begleitung junger Menschen braucht als Basis kontinuierliche, verlässlicher Beziehungsarbeit. Sie ist mit befristeter Projektarbeit unvereinbar, was zur Forderung führt: Es braucht stabile, verlässliche Strukturen, die längerfristig eine vertrauensvolle Unterstützung sicherstellen können. Das beschreibt die BAG KJS auch in der Position „Gute Lebensperspektiven für junge Menschen“.

Ausbildungsgarantie inklusiv und ausreichend ausgestalten

Überdies öffnen sich Unternehmen zu wenig für Ausbildungsplatzbewerber*innen, die weniger gute Voraussetzungen mitbringen. Der vom Bundestag beschlossenen Ausbildungsgarantie fehlt der Anspruch, inklusiv zu sein. Dazu müsste das Angebot an Ausbildungsmöglichkeiten den marktgesetzlichen Risiken entzogen werden, sodass junge Menschen unabhängig von ihren individuellen Voraussetzungen eine Ausbildung nicht nur beginnen, sondern auch erfolgreich abschließen können. Damit diese inklusive garantierte Ausbildung gelingt, bedarf es unter anderem einer bedarfsgerechten sozialpädagogischen Begleitung, einer flexiblen Ausgestaltung von Ausbildungsdauer und -inhalten sowie des Ausbaus der materiellen Unterstützung zur Überwindung sozialer und räumlicher Mobilitätsbarrieren. So beschreibt es die AGJ in der Position und stellt fest: „Insgesamt würde eine solche, inklusiv und demnach ausreichend ausgestattete Ausbildungsgarantie einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung gesellschaftlicher Teilhabe Benachteiligter sowie zur Fachkräftesicherung in Deutschland leisten.“

Die AGJ arbeitet heraus, dass Rechtskreise – vor allem SGB II, SGB III und SGB VIII – unterschiedlich stark und mit unterschiedlichen Perspektiven aufeinandertreffen und deswegen Probleme entstehen. Als Antwort darauf ist eine qualitative Weiterentwicklung der Jugendberufsagenturen notwendig. Im Positionspapier heißt es: „Mit den Jugendberufsagenturen liegt eine Lösung vor, die an einigen Orten gut erprobt und wirksam ist. Es braucht daher jugendgerechte Jugendberufsagenturen, von denen junge Menschen Hilfen aus einer Hand erhalten und alle Partner gemeinsam unter einem Dach arbeiten, um die jungen Menschen bestmöglich zu begleiten“.

Quellen: AGJ, BAG KJS

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