Studie: Große Mehrheit der Jugendlichen erwartet starke Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft

Eine große Mehrheit der Jugendlichen sieht starke Veränderungen von Wirtschaft und Gesellschaft durch die zunehmende Digitalisierung, erkennt darin laut einer Jugendstudie der Vodafone Stiftung aber auch persönliche Chancen. Der repräsentativen Befragung zufolge erwarten 94 Prozent der jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren aufgrund der Digitalisierungsprozesse sehr starke (48 Prozent) oder starke (46 Prozent) Veränderungen. Ähnlich viele Jugendliche (91 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Gesellschaft und das soziale Miteinander wandeln werden. Bei 71 Prozent kommen Zukunftssorgen hinzu.

Ziele und Sorgen junger Menschen

Mittels der Umfrage wurden auch die wichtigsten Ziele ermittelt, die junge Menschen in ihrem Leben verfolgen. Für 97 Prozent ist das ein sicherer Arbeitsplatz und genügend Freizeit neben dem Beruf an. 77 Prozent wollen eine eigene Familie gründen. Sich um andere Menschen kümmern und etwas Nützliches für die Gesellschaft leisten wollen jeweils 76 Prozent.

Während der Corona-Pandemie waren Zukunftssorgen und Ängste junger Menschen sehr ausgeprägt. Auch wenn die Werte gesunken sind, machen sich immer noch 71 Prozent Sorgen um die Zukunft (2021: 86 Prozent). Vor allem haben die befragten Jugendlichen Angst vor einer Inflation (90 Prozent), vor dem Klimawandel (74 Prozent), davor keine bezahlbare Wohnung zu finden (73 Prozent), vor einer Zunahme von Arbeitslosigkeit (60 Prozent) oder davor künftig wirtschaftlich schlechter gestellt zu sein als die eigenen Eltern (56 Prozent).

Angst vor Armut und Arbeitslosigkeit zählen schon lange zu den größten Sorgen junger Menschen

Die in der Studie der Vodafone Stiftung benannten Themen und Lebensbereiche, die jungen Menschen Sorgen bereiten, stimmen vielfach mit den Erkenntnissen des Monitors „Jugendarmut in Deutschland 2022“ überein, den die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. herausgegeben hat. Jugendliche in der Altersgruppe 14 bis unter 25 Jahre sind in Deutschland am stärksten von Armut betroffen. Das nehmen junge Menschen wahr und sorgen sich davor, selber von Armut betroffen zu sein. Und das bereits über einen langen Zeitraum. Schon der Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2012“ zeigt, dass mehr als 60 Prozent Jugendlicher zwischen 12 bis 25 Jahren Angst vor Armut haben. Laut Shell Jugendstudie damals die größte Angst junger Menschen. Die Angst vor Arbeitslosigkeit rangierte auf Platz 2 der häufigsten Ängste Jugendlicher.

Wünsche der Jugend an Politik nahezu unverändert

Jugendliche wünschen sich mehr politische Beachtung ihrer Interessen und Sorgen. Das stellte die Vodafone Stiftung in einer Vorläuferstudie im Jahr 2019 fest. Die Ergebnisse der aktuellen Jugendstudie sind nahezu identisch. Die jungen Menschen wünschen sich, dass die Politik ihre Interessen stärker berücksichtigt, Versprechen einhält und sich mit für sie wichtigen Themen wie Bildung, Umwelt und Klimaschutz beschäftigt. Konkret fordern 63 Prozent als eine zentrale Aufgabe der Bildungspolitik, Chancengleichheit für alle Kinder und Jugendlichen zu schaffen. Dass die Ausstattung der Schulen zu verbessern seien, fordern 62 Prozent.

Dass junge Menschen sich insbesondere während der Corona-Pandemie nicht ausreichend wertgeschätzt fühlten, sich an politischen Entscheidungen nicht ausreichend beteiligt sahen oder dass Gefühl hatten, nicht gehört zu werden, belegen auch Studien der TUI, der Jugendforscher Schnetzer und Hurrelmann sowie der Universitäten Frankfurt und Hildesheim.

Methodik der Vodafone Stiftung Jugendstudie

Die Erhebung wurde von infratest dimap im Auftrag der Vodafone Stiftung durchgeführt. Die Erhebung fand im Zeitraum vom 26. November bis zum 12. Dezember 2022 statt. Die Grundgesamtheit für die Befragung bildeten 2.069 deutschsprachige Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 24 Jahren (1.037 14- bis 19-Jährige und 1.032 20- bis 24-Jährige) in Privathaushalten in Deutschland. Die Stichprobenziehung erfolgte als Quotenstichprobe. Die Quoten wurden so angelegt, dass die Stichprobe in den wesentlichen Merkmalen der Struktur der Grundgesamtheit entspricht.

Quelle: Vodafone Stiftung; epd; BAG KJS; jugendsozialarbeit.news

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