Einstiegsqualifizierung Jugendlicher – EQJ-Programm – 2. Zwischenbericht zum Sonderprogramm des Bundes

Begleitforschung des Sonderprogramms des Bundes zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher – EQJ-Programm – 2. Zwischenbericht Dieser Bericht wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) erstellt. Die Aufgabenstellung wurde vom BMWA vorgegeben. Das BMWA hat das Ergebnis dieses Berichts nicht beeinflusst die Auftragnehmerin GIB trägt allein die Verantwortung. Auszüge aus dem Bericht der Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung mbH, Prof. Dr. Carsten Becker und  Dipl.-Volksw. Stefan Ekert “ … Einleitung Im Juni 2004 haben Wirtschaft und Bundesregierung den „Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland“ geschlossen. Die Wirtschaftsvertreter haben sich darin unter anderem zur jährlichen Bereitstellung von 25.000 Plätzen für betrieblich durchgeführte Einstiegsqualifizierungen verpflichtet, um Jugendlichen, die auch nach den bundesweiten Nachvermittlungsaktionen ohne Ausbildungsplatz bleiben, eine Qualifizierungsperspektive zu bieten. Die betrieblichen Sach- und Personalkosten der Einstiegsqualifizierung tragen die Unternehmen, die Einstiegsqualifizierungen anbieten, und vom Bund werden im Rahmen des „Sonderprogramms zur Einstiegsqualifizierung Jugendlicher (EQJ-Programm)“ die Praktikantenvergütung durch einen Zuschuss zum Lebensunterhalt in Höhe von bis zu 192 Euro je Monat und die pauschalierten Gesamtsozialversicherungsbeiträge in Höhe von 102 Euro je Praktikant übernommen. Der vorliegende 2. Zwischenbericht der Begleitforschung zum EQJProgramm ist als Fortschrittsbericht konzipiert, d.h. er baut auf dem ersten Zwischenbericht auf. … Stand der Untersuchung und Datenbasis Die Begleitforschung hat Ende September standardisierte Fragebögen an alle Industrie- und Handels- (82) sowie Handwerkskammern (73), 203 zufällig ausgewählte Berufsschulen und 80 Unternehmen die eine sozialpädagogische Begleitung ihres EQJ-Praktikanten gemäß § 421 m SGB III bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt und bewilligt bekommen haben, versendet. … 2. Charakterisierung von Jugendlichen und Betrieben 2.1. Merkmale der Jugendlichen, die Einstiegsqualifizierungen beginnen Im Folgenden wird die mit dem neuen Qualifizierungsangebot Einstiegsqualifizierung und mit der Förderung faktisch erreichte Zielgruppe näher beschrieben. Die Ausführungen dazu basieren auf einer Auswertung von 1.500 zufällig von der BA ausgewählten Datensätzen, die der Begleitforschung zur Verfügung gestellt wurden. Die Angaben zum Migrationshintergrund der Jugendlichen stammen aus der Befragung der Untergruppe von 750 Jugendlichen, weil entsprechende Daten nicht bei der Bundesagentur für Arbeit erfasst werden. Der Wohnort der Jugendlichen liegt in 22,2% der Fälle in Ost- und in 74,3% der Fälle in Westdeutschland, weitere 3,5% wohnen in Berlin, wobei hier nicht differenziert werden kann, in welchem Teil der Stadt. … Die Nationalität der Jugendlichen ist überwiegend Deutsch (91,4%), mit über einem Prozent sind nur noch Türken (3,7%) und Italiener (1,1%) vertreten, die restlichen 3,8% verteilen sich auf 28 andere Nationalitäten. Nicht in Deutschland geboren sind 16,3% der befragten Jugendlichen und bei 33,2% ist mindestens einer der beiden Elternteile nicht in Deutschland geboren.Ferner wird in 14,6% der Familien nicht bzw. nicht überwiegend deutsch gesprochen. Zieht man alle drei Indikatoren für den Migrationshintergrund heran, so verfügen 33,9% der EQJ-Jugendlichen über einen Migrationshintergrund. Bis auf wenige Jugendliche (3,7%) verfügen alle EQJ-ler über einen allgemeinbildenden Schulabschluss. Dies reicht von Sonderschulabschlüssen (1,7%) über Haupt- (32,1%) und qualifizierte Hauptschulabschlüsse (11,8%) bis zur Mittleren Reife (41,5%) und auch darüber (9,3%). Zwischen dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule und dem Beginn des EQJ-Praktikums haben 19,1% der Jugendlichen bereits eine, 3,1% schon zwei und 1,1 % über zwei BA-geförderte berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen absolviert (insgesamt 23,3%). Teils andere Jugendliche haben nach dem Verlassen der allgemeinbildenden Schule eine Berufsfachschule (unterschiedlicher Länge) besucht oder ein Berufsgrundbildungs- bzw. Berufsvorbereitungsjahr absolviert (26,9 %). Über eine solche schulische Vorförderung oder eine BA-geförderte Vorförderung über eine BvB-Maßnahme verfügen 47,5% aller in EQJ eingetretenen Jugendlichen. An der Nachvermittlungsaktion des letzten Jahres haben 30,1% der Jugendlichen teilgenommen, sie sind eindeutig der ersten Zielgruppe des EQJ-Programms zuzuordnen. Ein Kompetenzcheck wurde bei 7,2% der Jugendlichen durchgeführt und eine erfasste „Einmündungsempfehlung“ gibt es in 56,7% der Fälle. Wenn eine solche vorliegt, ist es meist die Empfehlung „EQJ“ (82,5%), manchmal aber auch „betriebliche Ausbildung“ (14,3%) und selten „bvB“. … Will man Problemgruppen charakterisieren und die spezielle Zielgruppenerreichung des Programms quantifizieren, so müssen mehrere Variablen gleichzeitig herangezogen werden. Hierfür bietet es sich an, den Schulabschluss, den Migrationshintergrund und etwaige Vormaßnahmen zu betrachten. Zieht man diese drei Indikatoren heran und definiert Problemgruppen als Personen, die entweder einen Migrationshintergrund haben (33,9%), oder keinen höheren Schulabschluss als den eines Hauptschulabschlusses haben (37,5%), oder bereits eine BvB-Maßnahme absolvierten (23,3%), so können 71,5% aller EQJ-ler diesem Personenkreis zugeordnet werden. Aufgrund dieser Ergebnisse zeichnet sich ab, dass mit dem Instrument EQJ die anvisierte Zielgruppe in hohem Maße erreicht wurde, wenngleich die Gruppen mit besonders großen Problemen für den Erhalt einer Ausbildungsstelle (z.B. Jugendliche ohne Hauptschulabschluss oder mit bereits einer Vielzahl von Vormaßnahmen) nur selten unter den EQJlern anzutreffen sind. 2.2. Merkmale der EQJ-Betriebe Wie unter Kapitel 1 erwähnt, hat die Befragung der Unternehmen gerade erst begonnen, so dass bislang nur zwei Quellen für die Charakterisierung der Unternehmen zur Verfügung stehen, die Bundesagentur für Arbeit und die befragten Jugendlichen. Nach Auswertung der Zufallsstichprobe von 5.000 Unternehmen, die die Bundesagentur für Arbeit für die Begleitforschung aus dem Pool aller geförderten Unternehmen gezogen hat, ergibt sich folgende Größenstruktur der Unternehmen. … 3. Verlauf von Einstiegsqualifizierungen Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind zwischen Oktober 2004 und April 2005 17.522 Jugendliche mit einem Praktikum zur Einstiegsqualifizierung gestartet. Wie die folgende Abbildung 1 zeigt, war das EQJ-Praktikum in jedem zweiten Fall fachlich passend zu dem Beruf, den die Jugendlichen als Berufswunsch hatten. In weiteren 28,3% der Fälle war der Ausbildungsberuf, dem die Einstiegsqualifizierung zugeordnet ist, aus Sicht des Jugendlichen zumindest nahe am eigenen Berufswunsch. Lediglich 22,1% der Jugendlichen mussten sich auf ein EQJ-Praktikum einlassen, das einem gänzlich anderen Beruf zuzuordnen ist. … Die Nähe bzw. Ferne zum ursprünglichen Berufswunsch wurde nur subjektiv erfragt, d.h. nicht durch einen Abgleich von Berufswunsch und Art der Einstiegsqualifizierung ermittelt. Die Unregelmäßigkeit ist dabei voraussichtlich insbesondere auf den Jugendlichen oder den Betrieb zurückzuführen, weniger auf das Angebot der Berufsschule. Weitere Erkenntnisse hierzu wird die Befragung der Berufsschullehrer liefern.   … Während des Praktikums haben 38,3% der Jugendlichen regelmäßig eine Berufsschule besucht, weitere 3,9% berichten von einem zumindest unregelmäßigen Berufsschulbesuch. Die Mehrheit der Jugendlichen – konkret 57,8% – hat während des Praktikums jedoch keine Berufsschule besucht, was vor dem Hintergrund der Merkmale der Zielgruppe (siehe Abschnitt 2.1.) fraglich erscheinen lässt, ob das EQJ-Praktikum eine spätere Ausbildungszeit bei vielen Jugendlichen verkürzen kann. Der Berufschulbesuch steht in engem Zusammenhang zu den jeweiligen Länderregelungen, die in Übersicht A-1 im Anhang wiedergegeben sind. Die Tabelle 5 differenziert den Anteil der EQJPraktikanten mit und ohne Berufsschulbesuch nach Bundesländern differenziert. Dabei ist zu beachten, dass die Fallzahlen (N) in mehreren Bundesländern zu gering sind, um gesicherte Aussagen über die dortige Situation treffen zu können. Trotz dieser Einschränkungen ist aus der Tabelle ersichtlich, dass insbesondere in Bayern, Hessen und Rheinland- Pfalz der Berufsschulbesuch auch für EQJ-ler geregelt zu sein scheint, in Brandenburg oder Niedersachsen ist dies eher eine Ausnahmeerscheinung. Über alle Bundesländer hinweg zeigt sich zudem ein statistisch hoch signifikanter Einfluss des Alters des Praktikanten auf den Berufsschulbesuch. Das Durchschnittsalter der EQJ-ler, die eine Berufsschule besuchten, liegt ein Jahr unter dem der Praktikanten, die keine Berufsschule besucht haben. … Eine Begleitung des Praktikums durch einen Mentor oder einen Sozialpädagogen gab es den Angaben der Jugendlichen zufolge in 21,4% der Fälle. Eine Begleitung fand überwiegend in größeren Betrieben statt. Während die EQJ-ler ohne Begleitung die Mitarbeiterzahl des Praktikumbetriebs mit durchschnittlich 56,7 angaben, lag dieser Wert bei den Jugendlichen mit Mentor bzw. mit sozialpädagogischer Begleitung bei 494,8. Aus Sicht vieler Jugendlicher war die Begleitung auch sehr wertvoll: So geben 16,1% der begleitenden Jugendlichen an, dass die Begleitung für den Verlauf des Praktikums von „zentraler Bedeutung“ gewesen sei, weitere 34,2% bewerten diese als „sehr hilfreich“ und 39,4% als „hilfreich“, so dass fast 90% der betreffenden Jugendlichen eine positive Einschätzung hierzu abgeben. Diese subjektiven Einschätzungen stehen in Einklang mit dem Befund, dass Jugendliche, die begleitet wurden, deutlich häufiger das Praktikum bis zum geplanten Ende durchlaufen, als die Gruppe der nicht begleiten Jugendlichen. Vor dem Hintergrund schwierigerer Ausgangsbedingungen dieser Jugendlichen spricht dies für die Wirksamkeit der Begleitung. Das Praktikum hat den Jugendlichen eigener Einschätzung zufolge in mehrerlei Hinsicht „etwas gebracht“… Die Quote von Jugendlichen, die das Praktikum erfolgreich zum Abschluss bringen, liegt bei den Jugendlichen mit Begleitung um 6%-Punkte höher. … Lässt man einmal die Einschätzung der Jugendlichen über die Wirkung des EQJ-Praktikums auf ihre beruflichen Chancen (vorletzter Balken im Diagramm) außen vor, so sind immer mindestens drei von vier Jugendlichen der Ansicht, dass das Praktikum Spaß machte und abwechslungsreich war, viele berufspraktische Dinge erlernt wurden, der eigene Berufswunsch konkretisiert bzw. überprüft wurde und schließlich auch viel über die Anforderungen der betrieblichen Praxis gelernt wurde. Darüber hinaus berichten auch 78,4% der Jugendlichen über neue Kontakte, die über das Praktikum zustande kamen. Die Vergütung des Praktikums entsprach in 83,5% der Fälle dem maximalen geförderten Satz von 192,- Euro je Monat. Wenn davon abgewichen wurde, dann wurde meist (68,9%) eine höhere Vergütung geleistet. Von allen EQJ-Praktikanten haben aber auch 2% eine niedrigere Vergütung erhalten und 1,8% gaben sogar an, keinerlei Vergütung erhalten zu haben. Zum Zeitpunkt der Befragung hatten fast alle Interviewten bereits das Praktikum beendet, nur in 3,3% der Fälle dauerte es noch an. Das Praktikum wurde jedoch nicht immer wie geplant zu Ende geführt, in 22 % der Fälle kam es zur vorzeitigen Beendigung, was umgekehrt bedeutet, dass 78% der EQJ-Praktika planmäßig bis zum Ende absolviert wurden. Die Trennung ging den Angaben der Jugendlichen zufolge meist (63,6%) von ihnen selbst aus, nur in 22,7% habe der Betrieb das Praktikum beendet und in den restlichen Fällen seien beide Parteien gleichermaßen daran interessiert gewesen, das Praktikum zu beenden. Betrachtet man die Beendigungsgründe der Jugendlichen, so zeigt sich, dass das Finden eines Ausbildungsplatzes der zweithäufigste Grund für die Jugendlichen war, das Praktikum vorzeitig zu beenden …. Der gewichtigste Grund für Jugendliche ist jedoch der Wechsel in ein (höherbezahltes) Beschäftigungsverhältnis, wobei davon auszugehen ist, dass dies den Jugendlichen nur kurzzeitig zu einem höheren Einkommen verhelfen wird. … Die Höhe des Praktikumentgeltes wird nur von jedem vierten, der sein Praktikum beendete, als bedeutender Abbruchgrund genannt, noch seltner sind es Probleme mit Vorgesetzten bzw. Kollegen oder Unzufriedenheit mit den Tätigkeiten während des Praktikums. Nach erfolgreichem Abschluss des Praktikums zur Einstiegsqualifizierung sollen die Jugendlichen ein betriebliches Zeugnis erhalten und – eine entsprechende Bewertung vorausgesetzt – anschließend auch ein Zertifikat der Kammer über die erfolgreich absolvierte Einstiegsqualifizierung. Wie die folgende Abbildung 4 jedoch zeigt, ist dies bislang eher die Ausnahme als die Regel, denn zum Zeitpunkt des Interviews hatten 45,2 % der Befragten weder ein betriebliches Zeugnis, noch ein Kammerzertifikat erhalten, obwohl das Praktikum nur in 22% der Fälle vorzeitig beendet wurde. Dies ist nicht bzw. nur in geringem Maße damit zu erklären, dass die Praktika „erst kurz vor dem Befragungszeitraum“ beendet wurden, denn auch unter den Jugendlichen, deren Einstiegsqualifizierung im Juni oder Juli endete, hatten Anfang Oktober 41,7 % weder ein betriebliches Zeugnis noch ein Kammerzertifikat…. Nur 10,9% der Befragten verfügen über ein betriebliches Zeugnis und ein Kammerzertifikat, 15,8% haben zumindest ein Zertifikat der Kammer über die absolvierte Einstiegsqualifizierung. Auch unter Berücksichtigung des Befragungszeitraumes (erste Oktoberhälfte 2005) überrascht doch sehr, dass nur knapp jeder vierte Jugendliche über das anvisierte Kammerzertifikat verfügt. Warum dieser Wert so niedrig ist, ist zur Zeit noch ungewiss. Denkbar wäre sowohl ein Versäumnis bzw. eine zögerliche Ausstellung durch die Betriebe oder auch Engpässe bzw. Versäumnisse bei den Kammern. Ungeachtet der noch unbekannten Ursachen ist dies jedoch sehr bedenklich, denn die Bewerbungschancen im laufenden Ausbildungsjahr können fehlende Zeugnisse und Zertifikate nicht erhöhen und ob die Jugendlichen, die mit dem Instrument EQJ erreicht werden, die Energie aufbringen, Wochen und Monate nach Abschluss der Einstiegsqualifizierung ein Zeugnis bzw. Zertifikat „einzufordern“, kann durchaus bezweifelt werden. 4. Verbleib ehemaliger EQJ-Praktikanten Die befragten (ehemaligen) EQJ-Praktikanten wurden im Rahmen des Interviews auch danach befragt, welchen aktuellen Erwerbsstatus sie (Anfang Oktober 2005) hatten, insbesondere um zu erfahren, ob ein Übergang in Ausbildung schon erreicht wurde oder ob andere Qualifizierungswege eingeschlagen wurden. … Dabei ist auch zu erwähnen, dass weitere 4,3% der Befragten angeben aktuell keine Lehrstelle mehr zu suchen, da ihnen ein Ausbildungsvertrag in Aussicht gestellt wurde. Diese Gruppe wird aufgrund der Unsicherheit dieser „Zusage“ im Folgenden wie die anderen Personen, die noch nicht in Ausbildung übergegangen sind, behandelt. Der zweithäufigste unter den ehemaligen EQJ-Praktikanten anzutreffende Status ist der der Erwerbslosigkeit (18,9%), gefolgt von schulischen Ausbildungsgängen in denen sich 4,5% der ehemaligen EQJ-ler befinden. Bei der Ausbildung, die die ehemaligen EQJ-Praktikanten begonnen haben, handelt es sich in 90,4% um eine betriebliche und in 9,6% um eine außerbetriebliche Ausbildung. In 74,6% aller Fälle findet die Ausbildung in dem Betrieb statt, in dem auch die Einstiegsqualifizierung durchlaufen wurde, was die im ersten Zwischenbericht dargelegten Thesen zum „Klebeeffekt“ bestätigt. Der Ausbildungsberuf ist in vier von fünf Fällen (79,4%) der Beruf, dem die absolvierte Einstiegsqualifizierung zuzuordnen ist. Die „Kontinuität im Beruf“ ist insbesondere in den Fällen gegeben, in denen der Betrieb nicht gewechselt wird. Wenn hingegen der Ausbildungsbetrieb ein anderer als der Praktikumbetrieb ist (was in rund jedem vierten Fall gegeben ist), wechselt auch der Beruf in etwa jedem zweiten Fall. D.h. Jugendliche, die in ihrem Betrieb bleiben, bleiben auch in dem Beruf und Betriebswechsler werden in jedem zweiten Fall in einem anderen Beruf ausgebildet. Daraus lässt sich ableiten, dass es keinen „Lock- in-Effekt“ gibt, also das EQJPraktikum den späteren Ausbildungsweg nicht vollständig determiniert. Im folgenden werden die Einflüsse verschiedener Faktoren für einen erfolgten bzw. noch nicht erfolgten Übergang in Ausbildung geprüft, wobei zunächst die Einflüsse persönlicher Merkmale des Jugendlichen auf die Übergangswahrscheinlichkeit geprüft werden.  Anschließend wird untersucht, welche betrieblichen Faktoren die Übergangswahrscheinlichkeit in Ausbildung beeinflussen. Untersucht man nun genauer, welche Jugendliche häufiger in Ausbildung übergehen, so zeigen sich überraschende Ergebnisse. So hat z.B. das Alter der Jugendlichen keinen eindeutig gerichteten Einfluss auf die Übergangswahrscheinlichkeit, einzig die „sehr alten“ Jugendlichen der Altersklasse 24 bis 25 haben mit 52,0% nennenswert schlechtere Übergangschancen als der Durchschnitt aller Praktikanten … Der Migrationshintergrund – wie auch die Nationalität der Jugendlichen – hat keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Übergangswahrscheinlichkeit in Ausbildung. Die Tabelle 8 zeigt zwar, dass unter den Jugendlichen mit Migrationshintergrund „nur“ 59,4% in Ausbildung übergegangen sind und unter den anderen Jugendlichen 61,9%, die Unterschiede sind aber zu gering, um als signifikant zu zählen. Betrachtet man den allgemeinbildenden Schulabschluss der Befragten, so zeigt sich ein etwas anderes Bild, denn mit dem Schulabschluss steigt deutlich auch die Chance auf den Übergang in Ausbildung…. Liegt die Übergangsquote unter den Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss bei 43,5%, so steigt sie bei Jugendlichen mit Hauptschulabschluss bereits auf 55,2%, bei jenen mit Realschulabschluss auf 66,3% und wenn ein Jugendlicher über die Fachhochschulreife verfügt, so liegt der Wert bei 73,4%. Die Tatsache, dass Jugendliche mit einem noch höheren Schulabschluss geringere Übergangsquoten aufweisen, ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass sich diese bewusst gegen eine betriebliche Ausbildung entscheiden. Die genauen Gründe hierfür sind jedoch nicht bekannt und müssen noch ermittelt werden. … Die Differenzierung zwischen Ost- und Westdeutschland zeigt keine signifikant unterschiedlichen Übergangswahrscheinlichkeiten, sondern nur minimale Unterschiede, die auch auf Zufälligkeiten beruhen können. So haben 60,6% der westdeutschen ehemaligen EQJ-Praktikanten inzwischen eine Ausbildung begonnen, in Ostdeutschland sind es 61,2%. … Wenn keinerlei Berufsschulbesuch stattfand, sind die Übergangsquoten nur minimal niedriger als im Gesamtdurchschnitt, bei regelmäßigem Berufsschulbesuch liegen sie leicht darüber. Wenn jedoch nur unregelmäßig die Berufsschule besucht wird, dann liegt die Übergangsquote in Ausbildung nur bei 50% (gegenüber 61% im Durchschnitt aller), wobei hier zu beachtet ist, dass die Fallzahl sehr gering ist und von daher auch Zufälligkeiten das Ergebnis mit beeinflussen können. Wenn die Unregelmäßigkeiten des Berufsschulbesuchs aber auf den Jugendlichen oder auf den Betrieb zurückzuführen sind, dann sind die geringere Übergangsquote durchaus plausibel. In Kapitel 3 wurden bereits darauf hingewiesen, dass rund 70% der Betriebe, die EQJ-Praktikanten beschäftigten, „aus Sicht der Jugendlichen Ausbildungsbetriebe“ waren, weil zeitgleich mit ihnen ein oder mehrere Jugendlichen eine Ausbildung dort absolvierten. Es war zu erwarten, dass die Übergangsquote „in Ausbildungs-betrieben“ aufgrund des „Klebeeffekts“ deutlich über der in nicht Ausbildungsbetrieben liegt, doch die Befragungsergebnisse zeigen, dass dies nicht der Fall ist. Von den Jugendlichen, die in einem (wie hier definierten) „Ausbildungsbetrieb“ ein Praktikum zur Einstiegsqualifizierung durchlaufen haben, haben 61,7% Anfang Oktober einen Ausbildungsplatz, wurde das Praktikum in einem „Nicht-Ausbildungsbetrieb“ absolviert, liegt die Quote mit 58,4% nur wenig darunter. … Bei der Interpretation dieses Ergebnisses muss berücksichtigt werden, dass es sich bei einem Teil der Betriebe, die „aus Sicht der Jugendlichen keine Ausbildungsbetriebe sind“, doch um Ausbildungsbetriebe handelt, die nur eine kurze Ausbildungspause hatten. Genauere Erkenntnisse hierzu wird jedoch die Unternehmensbefragung liefern. Die Größe des Unternehmens, gemessen an der Zahl der Mitarbeiter, steht in keinen signifikanten Zusammenhang zur Übergangswahrscheinlichkeit, d.h. die Chancen auf einen anschließenden Ausbildungsvertrag sind unabhängig davon, ob das EQJ-Praktikum in einem großen oder in einem kleinen Betrieb absolviert wurde. Betrachtet man hingegen die Branchen bzw. Wirtschaftszweige, denen die Betriebe (aus Sicht der Jugendlichen) zuzuordnen sind, so zeigen sich gewisse Unterschiede. … Die Übergangsquote im Handwerk liegt mit 59,7% nahe am Durchschnitt, wo hingegen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz niedriger liegen, wenn das EQJ-Praktikum in der Gastronomie (56,9%) oder im Handel (56,3%) absolviert wurde, wenngleich auch hier mehr als jeder Zweite Anfang Oktober über einen Ausbildungsplatz verfügte. Die besten Übergangschancen haben jedoch jene Jugendliche, die ein EQJ-Praktikum in der Industrie oder in anderen Dienstungsbranchen absolvierten, sie haben in (fast) drei von vier Fällen bis Anfang Oktober einen Ausbildungsplatz gefunden. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von den interviewten Jugendlichen geschätzt und kann daher von der tatsächlichen Beschäftigtenzahl abweichen. Für die Signifikanzanalyse sind unsystematische Schätzfehler der Jugendlichen jedoch unerheblich. 5. Fazit und Empfehlungen Nach Auswertung der Befragung ehemaliger EQJ-Teilnehmer kommt die Begleitforschung zu folgendem Fazit: Die qualitative Zielgruppenerreichung des EQJ-Programms ist hoch: 71,5% der Teilnehmer können aufgrund ihres fehlenden oder niedrigen Schulabschlusses, ihres Migrationshintergrundes oder auch aufgrund ihrer Maßnahmenerfahrung als Risikogruppe des Ausbildungsmarktes bezeichnet werden. Quantitativ hingegen bestehen noch Optimierungspotenziale, denn trotz über 30.000 angebotener Plätze zur Einstiegsqualifizierung sind im ersten Paktjahr nur rund 17.500 Jugendliche in ein Praktikum eingemündet. Auch wenn Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt nie vollständig zur Deckung gebracht werden können, so ist doch eine weitaus höhere Ausschöpfung der bestehenden Qualifizierungsangebote möglich. Die Praktika sind überwiegend zur Zufriedenheit der Jugendlichen verlaufen, 78% haben das Praktikum auch wie geplant zu Ende geführt. Die Quote vorzeitiger Beendigungen (22%) erscheint angesichts der Gründe – zweithäufigster Beendigungsgrund der Jugendlichen ist der Beginn einer Ausbildung – als nicht sehr hoch. Der geringe Anteil von Jugendlichen, die zum Zeitpunkt des Interviews, sprich Anfang Oktober 2005, über ein Kammerzertifikat zur absolvierten Einstiegsqualifizierung verfügt, ist bedenklich und verweist auf Engpässe, die möglicherweise auf Seiten der Betriebe oder auch der Kammern liegen. Das Ziel des EQJ-Programms, den Übergang in Ausbildung zu erleichtern, kann – auch wenn die Befragung der Kontrollgruppe noch aussteht – aller Voraussicht nach als in hohem Maße erreicht angesehen werden: Anfang Oktober hatten 61,1% der ehemaligen EQJ-Praktikanten einen Ausbildungsplatz. Die Analysen der Begleitforschung zeigen, dass die Übergangsquoten in Ost- und Westdeutschland nahezu gleich hoch sind und auch andere Unternehmensmerkmale wie die Größe oder das aktuelle Ausbildungsverhalten keinen Einfluss auf die Übergangsquote haben. Zwischen den Branchen und Wirtschaftszweigen zeigen sich jedoch gewisse Unterschiede. Die geringste Übergangswahrscheinlichkeit haben EQJ-Praktikanten aus der Gastronomie und dem Handel, die höchsten die, die ihr Praktikum in der Industrie absolviert haben. Das Instrument der Einstiegsqualifizierung bietet für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund gleiche Chancen auf einen späteren Ausbildungsplatz, ebenso wie für Jugendliche unterschiedlichen Alters. Positiv auf die Wahrscheinlichkeit einen Ausbildungsplatz zu erhalten wirkt sich die Höhe des allgemeinbildenden Schulabschlusses aus, wenn gleich auch über 50% der Jugendlichen ohne oder nur mit Hauptschulabschluss nach einem absolvierten EQJ-Praktikum zum Anfang Oktober einen Ausbildungsplatz fanden. In wie weit die „angebotsseitigen Ziele“ des Programms erreicht wurden, d.h. neue Unternehmen für Ausbildung gewonnen wurden und zusätzliche betriebliche Qualifizierungskapazitäten geschaffen wurden, kann gegenwärtig noch nicht beantwortet werden. Anhaltspunkte für mögliche Verdrängungseffekte gibt es bislang nicht. Aufgrund dieser Ergebnisse und Erkenntnisse kommt die Begleitforschung zu einer sehr positiven Zwischenbewertung und empfiehlt den Paktpartnern die Vermittlungsbemühungen zu intensiveren, um – anders als im ersten Paktjahr – möglichst viele der angebotenen Einstiegsqualifizierungs-Plätze zu besetzen, mit den bisherigen Ergebnissen der Begleitforschung zu den Übergängen in Ausbildung bei Jugendlichen, die auch nach der Nachvermittlungsaktion keinen Ausbildungsplatz erhalten, dafür zu werben ein EQJ-Praktikum – im Zweifel auch in einem anderen als dem Wunschberuf – zu absolvieren, denn es zeigt sich, dass es zu keinem „Lock-in-Effekt“ kommt und ehemalige EQJPraktikanten gute Chancen haben in anderen Betrieben und anderen Berufen eine Ausbildung zu beginnen. Weiterhin wird empfohlen weitere Plätze zur Einstiegsqualifizierung einzuwerben, auch wenn das Paktziel von 25.000 Plätzen im aktuellen Paktjahr bereits erfüllt ist. Dies begründet sich aus der hohen Wirksamkeit dieses und der Tatsache, dass für die letzten beiden Programmjahre Fördermittel für jeweils über 25.000 Praktika zur Einstiegsqualifizierung zur Verfügung stehen. Berücksichtigt man, dass sich Angebot uns Nachfrage zeitlich, räumlich und fachlich nicht immer decken, so müssen deutlich über 25.000 EQJ-Plätze angeboten werden, um 25.000 Einmündungen realisieren zu können. Schließlich wird den Paktpartnern empfohlen, bei Unternehmen und Kammern darauf hinwirken, dass Jugendlichen, die eine Einstiegsqualifizierung durchlaufen haben, dies auch zeitnah bescheinigt wird. “

Quelle: GIB Gesellschaft für Innovationsforschung und Beratung mbH, November 2005 http://www.bmwi.de/Redaktion/Inhalte/Pdf/B/begleitforschung-zum-eqj-programm-zwischenbericht-14-11-2005,property=pdf,bereich=,sprache=de,rwb=true.pdf

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