Viel zu lange sei nachsorgend an einzelnen Armutssymptomen herumgedoktert worden, findet DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach. Auf dem Armutskongress am 7. und 8. Juli 2016 stelle Buntenbach klar, dass Armut und Armutsgefährdung in Deutschland keine Erscheinung ist, die einige wenige am Rand der Gesellschaft betrifft, sondern das es sich um ein massenhaftes Phänomen mitten in unserer Gesellschaft handelt. Das Kernproblem besteht in der ungleichen Verteilung von Einkommen und Vermögen und darauf aufbauend auf ungleichen Teilhabemöglichkeiten. Sie forderte eine „vorbeugende Politik“, um zu verhindern, dass Menschen in Armut abrutschten. Dazu gehöre etwa, Leiharbeit und Werkverträge einzudämmen und den Schutz der Arbeitslosenversicherung auszubauen.
Armut birgt auch gesundheitliche Risiken. Darauf wies der Paritätische im Rahmen des Kongresses hin. Nach Einschätzung des Verbandsvorsitzende Rolf Rosenbrock ist Armut das größte einzelne Risiko für Gesundheit und Lebensdauer. So hätten etwa Frauen unterhalb der Armutsgrenze durchschnittlich rund 10 gesunde Jahre weniger als wohlhabendere Frauen. Bei den Männern seien es rund 14 Jahre. Wichtig sei deshalb, „die sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheits- und Lebenschancen zu vermindern“. Dazu müsse man auch an den „Lebenswelten“ der Betroffenen ansetzen und diese verändern. „Ärmere Menschen haben hinsichtlich Bewegung, Ernährung und Tabakkonsum einen risikoreicheren Lebensstil“ , gibt Rosenboch zu bedenken.
Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettohaushaltseinkommens zur Verfügung hat. Danach gehören in Deutschland rund 12,5 Millionen Menschen zu den Risikogruppen. Jugendliche, Langzeitarbeitslose, Migranten, Alleinerziehende und Rentner sind besonders gefährdet.“
Link: www.armutskongress.de/
Link: www.jugendarmut.info
Quelle: DGB; KNA, Paritätischer