Die Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) hat Erkenntnisse einer Vergleichsstudie veröffentlicht „Erfahrungen muslimischer und nicht muslimischer Jugendlicher mit Diskriminierung sozialer Ausgrenzung und Gewalt.“ Ziel der Erhebung der Agentur war es auch, mögliche Zusammenhänge zwischen den Erfahrungen Jugendlicher mit Diskriminierung, sozialer Ausgrenzung sowie Rassismus und ihrer Gewaltbereitschaft und der tatsächlichen Ausübung von Gewalt zu untersuchen. Die Studie wurde in Frankreich, Spanien und UK durchgeführt. Insgesamt nahmen 3.000 Jugendliche im alter von 12 bis 18 Jahren an der Untersuchung teil.
Auszüge aus dem Forschungsbericht:
“ Rund jeder vierte Jugendliche berichtete, irgendwann einmal ungerecht behandelt oder schikaniert worden zu sein. In Frankreich und in Spanien berichteten muslimische Jugendliche sehr viel eher als nichtmuslimische, eine solche Erfahrung gemacht zu haben; im Vereinigten Königreich gab es diesbezüglich zwischen muslimischen und
nichtmuslimischen jungen Menschen keinen Unterschied. Jugendliche, die diskriminiert worden waren, äußerten mit geringerer Wahrscheinlichkeit, „sehr zufrieden“ zu sein als andere, die eine solche Diskriminierungserfahrung nicht gemacht hatten. Viele Jugendliche erfahren Gewalt, angefangen von Mobbing und anderen Formen emotionaler Gewalt bis hin zu körperlichen Formen der Aggression. Es wurde ferner festgestellt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Viktimisierung und der Ausübung gewalttätiger Handlungen gibt.
In allen drei EU-Mitgliedstaaten, in denen die Erhebung durchgeführt wurde, war bei Jugendlichen, die sich sozial ausgegrenzt fühlten, und bei denjenigen, die aufgrund ihres kulturellen oder religiösen Hintergrunds, ihrer Hautfarbe oder Sprache Opfer von Gewalt geworden
waren, die Bereitschaft zu emotionaler Gewalt (wie Hänseln oder Drangsalieren) gegenüber anderen höher als bei Jugendlichen, die sich nicht sozial ausgegrenzt fühlten oder die aus den genannten Gründen nicht schikaniert worden waren.
Allen befragten Jugendlichen ist jedoch gemeinsam, dass die Gewaltbereitschaft nicht unbedingt auch mit einem tatsächlichen gewalttätigen Verhalten einhergeht.
In aller Regel befürworten Jugendliche keine Gewalt, die ohne „guten Grund“ ausgeübt wird; unter bestimmten Umständen, etwa Notwehr oder Schutz anderer Menschen, ist für sie Gewalt allerdings gerechtfertigt.
Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass muslimische Jugendliche häufiger oder seltener Gewalt anwenden als nichtmuslimische.
Diskriminierung und Ausgrenzung sind nicht auf muslimische Jugendliche beschränkt, und die Religionszugehörigkeit ist bei der Frage, ob Jugendliche tatsächlich gewalttätig werden, weniger von Belang als die Merkmale ihrer Peergruppe und ihre Erfahrungen und Einstellungen im weiteren Sinne.
Etwa jeder fünfte Jugendliche war der Auffassung, dass Gewalt gerechtfertigt war, wenn seine Religion beleidigt wurde. Im Durchschnitt stimmten muslimische Jugendliche in allen drei EU-Mitgliedstaaten dieser Aussage eher zu als Nichtmuslime. Dieses Ergebnis bedeutet allerdings nicht, dass Jugendliche tatsächlich gewalttätig werden. “
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Quelle: FRA