Ausbildungsmarkt von Wirtschaftskrise und demografischem Wandel beeinflusst

ENTWICKLUNG DES AUSBILDUNGSMARKTES IM JAHR 2009

Wie viele Ausbildungsverträge wurden 2009 abgeschlossen? Wie entwickelte sich die Angebots-Nachfrage-Relation? Ja wie weit beeinflusste die Wirtschaftskrise den Ausbildungsmarkt? Diesen und weiteren Fragen ging das Bundesinsititut für Berufsbildung (BiBB) nach. Nach den Ergebnissen der BiBB-Erhebung zum Ausbildungsjahr 2009 lässt sich eine weitgehend stabile Lage für die Jugendlichen feststellen. Rechnerisch wurden für 100 Schulabgänger/-innen im letzten Jahr 65 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Insgesamt wurden rund 50.300 Verträge weniger abgeschlossen als im Vorjahr. Auch wenn sich die demografische Entwicklung weiterhin „positiv“ auf den Ausbildungsmarkt auswirkt, dürften die Anstrengungen von Politik und Wirtschaft nicht nachlassen, findet Dr. Helge Braun – Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF.

Auszüge aus der BiBB-Erhebung gewähren einen vertieften Einblick in die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt:

„DIE ENTWICKLUNG AUF DEM AUSBILDUNGSMARKT IM ÜBERBLICK
Im Zeitraum vom 01.10.2008 bis 30.09.2009 wurden bundesweit 566.004 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, 50.338 bzw. 8,2% weniger als im Jahr zuvor. Im Westen sank die Zahl um 35.598 bzw. -7,1% auf nunmehr 467.006, im Osten um 14.740 bzw. -13,0% auf 98.998. Das ist das Ergebnis der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September 2009. … Als Ursachen für den starken Rückgang der Ausbildungsvertragszahl im Berichtsjahr 2009 sind im Wesentlichen die Finanz- und Wirtschaftskrise sowie der starke demografische Einbruch zu nennen. Die ökonomische Krise trug dazu bei, dass bundesweit 52.590 Ausbildungsplätze weniger als im Vorjahr angeboten wurden. Gleichzeitig sanken aber auch die Zahl der Schulabgänger aus allgemeinbildenden bzw. teilqualifizierenden beruflichen Schulen sowie die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit registrierten „Altbewerber“ deutlich. Von den Rückgängen war wie bereits in den Vorjahren vor allem der Osten Deutschlands betroffen. Im Westen stieg die Zahl der studienberechtigten Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen zwar noch einmal an, doch wurde dieser Anstieg durch den Rückgang bei den nichtstudienberechtigten Abgängern und Absolventen deutlich übertroffen. Stark entlastet wurde die Ausbildungsmarktlage im Westen zudem durch eine wesentlich niedrigere Zahl an bei den Arbeitsagenturen und ARGEn registrierten Ausbildungsstellenbewerbern, welche ihre Schulzeit bereits im Vorjahr oder in den Vorvorjahren beendet hatten (so genannte „Altbewerber“). …

Ungeachtet dessen blieb es im Jahr 2009 für viele Jugendliche weiterhin schwierig, einen betrieblichen Ausbildungsplatz zu finden. Zum Ende des Berichtsjahres (Ende September 2009) registrierten die Arbeitsagenturen und ARGEn bundesweit noch 83.059 Ausbildungsstellenbewerber, für die die Vermittlungsbemühungen weiterliefen (2008: 96.325). Ihnen standen 17.255 noch unbesetzte betriebliche Ausbildungsplatzangebote gegenüber (2008: 19.507). Hinzu kamen noch rund 10.000 weitere Jugendliche, die bei den zugelassenen kommunalen Trägern als Ausbildungsstellenbewerber gemeldet waren und für die Ende September die Vermittlungsbemühungen ebenfalls noch nicht abgeschlossen waren. Insgesamt waren zum Abschluss des Berichtsjahres somit weiterhin deutlich mehr Ausbildungsstellenbewerber noch auf Ausbildungsplatzsuche, als noch offene Ausbildungsstellen registriert waren.

Die Versorgung der 93.179 zum Ende des Berichtsjahres noch suchenden Ausbildungsstellenbewerber erfolgte weit überwiegend über Ersatzangebote. Für 76.740 konnte bereits bis Ende September 2009 eine Alternative zu einer voll qualifizierenden Berufsausbildung gefunden werden. In 36,7% der Fälle waren dies ein erneuter Schulbesuch oder ein Praktikum, in 37,7% Fördermaßnahmen (z.B, berufsvorbereitende Maßnahme, Einstiegsqualifizierung), in 10,9% eine Erwerbstätigkeit, in ebenfalls 10,9% der Fälle die Fortsetzung einer bereits begonnenen Berufsausbildung und in 3,8% der Fälle gemeinnützige oder soziale Dienste. …

CHANCEN DER AKTEURE AUF DEM AUSBILDUNGSMARKT
… Was die Einmündung in eine Berufsausbildungsstelle insgesamt (gleich, ob gefördert oder nicht) betrifft, so zeigt sich, dass die Einmündungsquote 2009 mit 47,3% um 1,8 Prozentpunkte höher lag als im Jahr zuvor. Der Zuwachs fiel dabei in den neuen Ländern und Berlin mit 3,9 Prozentpunkten deutlich höher aus als in den alten Ländern, wo er 1,6 Prozentpunkte umfasste. Zugleich wird ein großer West-Ost-Abstand zugunsten des Ostens erkennbar. Mit insgesamt 57,6% mündeten im Osten deutlich mehr Ausbildungsstellenbewerber in eine Berufsausbildungsstelle ein als im Westen, wo die die Quote lediglich 44,8% betrug. Die höchsten Einmündungsquoten wurden im Osten in Sachsen-Anhalt (68,9%), Thüringen (64,0%) sowie Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen (jeweils 62,2%) gemessen, im Westen in Bayern (56,6%), Schleswig-Holstein (47,7%) und Rheinland-Pfalz (46,3%).

Der Vorsprung des Ostens resultiert dabei unter anderem, aber keinesfalls ausschließlich aus der größeren Bedeutung der geförderten, „außerbetrieblichen“ Berufsausbildung in diesem Teil Deutschlands. Denn auch wenn die Betrachtung allein auf die Einmündung in ungeförderte Berufsausbildung eingeengt wird, fallen die Quoten für den Osten sowohl im Jahr 2008 als auch im Jahr 2009 deutlich höher aus. Der Abstand hat sich dabei 2009 sogar noch einmal zugunsten des Ostens vergrößert. So mündeten 2009 46,0% der ostdeutschen Bewerber in eine ungeförderte Berufsausbildungsstelle ein, aber nur 38,5% der westdeutschen Bewerber. Die Quote bei den westdeutschen Bewerbern ist 2009 gegenüber dem Vorjahr sogar um 0,4 Prozentpunkte gesunken. Die höchsten Einmündungsquoten wurden im Osten in Sachsen-Anhalt (54,1%), Sachsen (51,3%) und Thüringen (49,9%) gemessen, im Westen in Bayern (51,1%), Schleswig-Holstein (40,9%)
und Rheinland-Pfalz (38,1%). …

AUSBLICK AUF DIE ENTWICKLUNG IM JAHR 2010
2010 nimmt die Zahl der nichtstudienberechtigten Abgänger und Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen … weiter ab und wird bundesweit um 23.643 niedriger ausfallen als im Jahr zuvor. Der relative Rückgang fällt in Ostdeutschland mit einem Minus von 7,6% wiederum stärker aus als im Westen (-3,4%).

Zu einem deutlichen Rückgang wird es im Osten auch bei der Zahl der studienberechtigten Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen (-21,4%) sowie bei den Abgängern und Absolventen aus teilqualifizierenden beruflichen Bildungsgängen kommen (Berufsvorbereitungs-, Berufsgrundschuljahr und Berufsfachschule:
-13,8%; Fachoberschule und Fachgymnasium: -14,1%). Das Nachfragepotenzial nach dualer Berufsausbildung schmilzt also im Osten Deutschlands nochmals deutlich ab, so dass die ostdeutschen Betriebe aller Voraussicht nach vor weiter wachsenden Problemen stehen, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen.

Im Westen wird die Zahl der studienberechtigten Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen steigen (+5,3%), vor allem, weil es in Hamburg zur Entlassung eines doppelten Abiturientenjahrgangskommen wird. Rückgänge von -2,8% (Berufsvorbereitungs-, Berufsgrundschuljahr und Berufsfachschule) bzw. von -0,3% (Fachoberschule und Fachgymnasium) sind dagegen bei den Abgängern und Absolventen aus teilqualifizierenden beruflichen Bildungsgängen zu erwarten. Das Nachfragepotenzial nach dualer Berufsausbildung wird sich deshalb auch in den alten Ländern verringern, auch wenn der Effekt insgesamt nicht so stark sein wird wie im Osten. Da die wirtschaftliche Erholung zurzeit noch nicht so gefestigt ist, dass mit einer Stabilisierung des betrieblichen Ausbildungsplatzangebots zu rechnen ist, kann somit insbesondere für den Westen Deutschlands für 2010 nicht ausgeschlossen werden, dass sich die Marktverhältnisse für die Jugendlichen trotz des demografischen Effektes noch nicht grundlegend verbessern werden.“

Die BiBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum 30. September verfasst von Joachim Gerd Ulrich, Simone Flemming, Ralf-Olaf Granath und Elisbabeth M. Krekel entnehmen Sie in vollem Textumfang aufgeführtem Link.

http://www.bibb.de
http://www.bibb.de/de/52683.htm
http://www.bibb.de/de/53060.htm

Quelle: BIBB

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