Tagungsbericht der INBAS-Tagung ‚Erreichen, halten, vermitteln. Wie Kompetenzagenturen besonders benachteiligte Jugendliche in Ausbildung und Arbeit ‚lotsen‘ am 01.12.2005 in Bonn Jürgen Döllmann, Kolping Jugendberufshilfe, hat die relevanten Ergebnisse zusammengestellt. Die Tagung sollte die Erfahrungen aus dem Modellprogramm für den Regelbetrieb nutzbar machen. Im Anschluss finden Sie Auszüge der Eröffnungsrede von Hardy Adamczyk „Regiestelle Kompetenzagenturen“ (INBAS GmbH), der in Gänze, ebenso wie die restliche Tagungsdokumentation, auf der unten benannten Internetseite abrufbar ist. “ Dr. Peter Fricke vom BMFSFJ betonte, dass von den 16 Kompetenzagenturen viele nach Ende der Förderphase weiterfinanziert werden, die anderen von Kommunen, Landkreisen oder dem Jobcenter. Die Anzahl der Jugendlichen, die in Arbeitsgelegenheiten vermittelt wurden, ist nicht bekannt. Die Kompetenzagenturen sollen zwischen den Erfordernissen der Jugendlichen und den Angeboten vermitteln. Ca. sechs Kompetenzagenturen sollen nach Auslaufen der Projektphase anteilig durch Mittel aus dem SGB II oder der Agentur für Arbeit finanziert werden, in den restlichen Fällen wird eine Finanzierung über die Kommunen/ Landkreis/ Jugendhilfe versucht. Forum 1: Als sehr wichtig wurde die Elternarbeit (Mütter-Café gerade im Migrantenbereich, gemeinsame Veranstaltungen mit den Eltern, Eltern und Schüler gemeinsam einladen besser als alleiniges Ansprechen des Schülers) bewertet. Auch werden in einzelnen Fällen Hausbesuche durchgeführt. Als relevant für eine strukturelle Prävention wurde genannt (Kompetenzagentur Groß Gerau): flächendeckende Einführung an allen Schulen, Aktivitäten kommen allen Schülern/ Schülerinnen zu gute, Koordination durch das staatliche Schulamt, Auswertungstermine in den Schulen, Ermittlung eines Kümmerers für unversorgte Schulabgänger ab Feb/März eines Jahres, dies kann der Berufsberater, Klassenlehrer oder Schulsozialarbeit sein. Die Kompetenzagentur Salzgitter setzt in der 5.. Klasse an. Forum 3: Netzwerke müssen auf ein bestimmtes Ziel ausgerichtet sein, sie müssen Verbindlichkeiten schaffen, sie benötigen gut informierte Partner, sie müssen transparent sein, sie brauchen eine gute Kooperationsbasis und zuverlässige und konstante Partner Für Dr. Lex vom DJI gibt es nach Ihren Befragungen Handlungsbedarf für ein Übergangsmanagement in folgenden Bereichen: 1) familiäres Unterstützungspotential (Einbeziehung der Eltern und deren Unterstützungspotential stärken) 2) Sprachförderung für Migranten (Übergangsmanagement muss sich um die Sprachförderung insbesondere für die nicht in Deuschland geborenen kümmern) 3) Schulkarrieren ( Verbesserte Förderung in der Schule ist möglich und notwendig trotz häufig schwieriger Schulkarrieren gibt es mehrheitlich eine positive. Einstellung zur Schule. Regelmäßige Präsens in den Schulen ist für die Kooperation der Kompetenzagenturen wichtig. 4) Außerschulisches Lernen (Es gilt, die Lernchancen außerschulischer Aktivitäten zu nutzen, auch benachteiligte Jugendliche engagieren sich außerhalb der Schule und erwerben informelle Lernkompetenzen. 5) Problembelastungen (Übergangsmanagement muss Belastungen und Hindernisse zur Kenntnis nehmen und bearbeiten wie Familie, Peers, soz. Umfeld, Gesundheit, Geld) 6) Übergangsmanagement muss spätestens im letzten Jahr des Schulbesuches einsetzen und mindestens ein Jahr über das Schulende hinausgehen. Fazit: Durch intensives Fallmanagement können die Jugendlichen durch die von den Kompetenzagenturen entwickelten Instrumente sozial und beruflich integriert werden. Deshalb bedarf es einer breiten Implementierung, bei der die Kommunen und ARGEN gefordert sind. „Warum Arbeit so wichtig und nicht jedwede Arbeit richtig ist“ Dr. Matthias Möhring-Hesse von der Universität Münster bezeichnete das Wort Kompetenz als Sprache des aktivierenden Sozialstaates. Das Ziel des aktivierenden Sozialstaates sei die Integration in allerdings jedwede Arbeit. Die Eigenwilligkeit der Jugendhilfe sei das Schaffen von Räumen, in denen Jugendliche kompetent betreut werden. Dieses Ergebnis der Kompetenzagenturen findet er äußerst positiv. Als drittes bezeichnete er die zunehmende Deindividualisierung. Die Ursache der Arbeitslosigkeit setzt an der Individualität an, deshalb seien die Fördermaßnahmen ebenfalls individualisiert. Dieses bedeutet für den Referenten keine professionelle Sozialarbeit, die das Umfeld berücksichtigen würde. In Zeiten struktureller Arbeitslosigkeit könne die aktuelle Arbeitsmarktpolitik an dem Beschäftigungsdefizit nichts ändern. Das bedeutet für ihn, Jugendliche auf die Situation Arbeitslosigkeit vorzubereiten. Insofern seien die Komptenzagenturen z.T. auch Ersatz für die Sozialarbeit, die zerschlagen wurde. “ Autor: Jürgen Döllmann, Kolping Jugendberufshilfe Auszüge aus dem Redebeitrag Hardy Adamczyk „Regiestelle Kompetenzagenturen“ (INBAS GmbH) auf der Tagung „erreichen, halten und vermitteln“ am 01.12.2005 in Bonn „Erstaunlich effektiv – Die Kompetenzagenturen im Spannungsfeld der Arbeitsmarktreformen“ “ … Gemeinsam mit den Kompetenzagenturen und allen Interessierten werden wir unser Konzept weiter entwickeln und damit, so denke ich, auch einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit benachteiligter jungen Menschen leisten. … „Erwerbsfähige Hilfebedürftige, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind unverzüglich [… ] in eine Arbeit, eine Ausbildung oder eine Arbeitsgelegenheit zu vermitteln.“ (§ 3,2 SGB II) So steht es im SGB II und so sollte es seit 1.1.2005 umgesetzt werden. Wie wir wissen, ist dieser Anspruch in der Realität noch nicht erfüllt. Herr Dr. Fricke hat bereits auf die hohe Zahl arbeitsloser Jugendlicher hingewiesen. Und, wenn man bedenkt, dass es bei der heutigen Situation auf dem Arbeitsmarkt für Jugendliche mit höheren oder sehr guten Schulabschlüssen schon schwierig genug ist, eine passende Ausbildungsstelle zu finden, kann man sich die Chancen für einen Jugendlichen ohne Schulabschluss oder mit einem einfachen Hauptschulabschluss ausrechnen. Kommen dann noch Verschuldung, Wohnungslosigkeit, Gesetzeskonflikte oder andere schwerwiegende Probleme hinzu, dann haben wir die Zielgruppe des Modellprogramms Kompetenzagenturen vor Augen. Diesen Jugendlichen überhaupt wieder Chancen zu eröffnen, sozial und beruflich Fuß zu fassen, ist Aufgabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kompetenzagenturen. Wie gehen die Kompetenzagenturen dabei vor? Was macht sie aus unserer Sicht erfolgreich? Der Ansatz der Kompetenzagenturen ist ein übergreifender Handlungsansatz. Es handelt sich hier nicht um eine Einzelmaßnahme, sondern um ein komplexes Förderinstrument, das an der individuellen Biografie der einzelnen Jugendlichen/des einzelnen Jugendlichen ansetzt und sie/ihn über einen längeren Prozess begleitet. Dabei haben die Kompetenzagenturen alle verfügbaren Angebote zur beruflichen und sozialen Förderung im Blick. Sie entwerfen gemeinsam mit den jungen Menschen individuell abgestimmte Hilfepläne. Besonders achten sie darauf, dass das „Fördern und Fordern“ für diese schwer zu integrierenden Jugendlichen so austariert wird, dass das langfristige Ziel der beruflichen und sozialen Integration erreicht werden kann. Diesen Ansatz der individuellen Beratung und Begleitung nennen wir im Modellprogramm „Lotsenfunktion“, „Case Management“ oder auch „Fallbegleitung“. Ganz im Sinne eines effektiven Ressourceneinsatzes bekommen nur diejenigen Jugendlichen eine langfristige und umfassende Fallbegleitung, deren gründliche Anamnese auf multiple oder multikomplexe Problemlagen hinweisen. …erreichen, halten und vermitteln heißt die Überschrift unserer Zwischenbilanz. Ich will Ihnen im Folgenden auf drei Ebenen skizzieren, was die Kompetenzagenturen in ihrer Arbeit bisher erreicht haben. Auf der Ebene der konkreten Arbeit mit den Jugendlichen Auf der Ebene des vernetzten Arbeitens in Zeiten der Arbeitsmarktreformen Auf der Ebene der Nachhaltigkeit Das Dienstleistungsangebot der Kompetenzagenturen richtet sich, wie bereits erwähnt, an besonders benachteiligte Jugendliche. Damit sind die jungen Menschen gemeint, die vom bestehenden Hilfesystem bisher nur schwer erreicht wurden, bzw. die von sich aus kaum Zugänge gefunden haben. Angesprochen werden auch junge Menschen, die bereits erfolglose Maßnahmenkarrieren hinter sich haben. Den Kompetenzagenturen gelingt es, diese Jugendlichen anzusprechen (sie damit zu erreichen) und in einen umfassenden Beratungsprozess einzubinden (und darin zu halten). Über unterschiedliche Konzepte aufsuchender Arbeit, in enger Zusammenarbeit mit den abgebenden Schulen und über Absprachen mit zuständigen Institutionen haben die 16 Kompetenzagenturen bis zum November 2005 insgesamt weit über 4700 junge Menschen erreicht und in der programmbegleitenden Software erfasst. Das Deutsche Jugendinstitut hat die aktuellen Daten aus der Software ausgewertet. Ich beziehe mich im Folgenden auf diese Zahlen…. 63 % der erreichten jungen Menschen sind in das langfristige individuelle Fallmanagement übernommen worden, weitere 16 % wurden über einen längeren Zeitraum intensiv beraten. Nur ein Fünftel der erreichten Jugendlichen sind so genannte „einfache Beratungskunden“, die nach relativ kurzer Zeit an andere Stellen weitervermittelt werden können. Der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Modellprogramm beträgt 38 %. Wenn man nach alten und neuen Bundesländern unterscheidet, verschieben sich die Zahlen. Im Durchschnitt 48 % Jugendliche mit Migrationshintergrund ist ein hoher Anteil, in manchen Kompetenzagenturen liegt er sogar weit über 50 %. Das entspricht durchaus der Zusammensetzung der Schülerinnen und Schülern in vielen Hauptschulklassen. …, im Modellprogramm zeigt sich deutlich, dass eine möglichst frühzeitige Ansprache, insbesondere in den Schulen, sehr wichtig ist. Präventives Ziel der Kompetenzagenturen ist, dazu beizutragen, dass kein Jugendlicher die Schule ohne direkte Anschlussperspektive verlässt. Unnötige und kostenintensive Warteschleifen können so frühzeitig vermieden und Wartezeiten verkürzt werden. Die Kompetenzagenturen arbeiten mit unterschiedlichen präventiven Konzepten in den Schulen. …, die erreichten Jugendlichen in den Beratungsprozess aktiv einzubinden, sie dort zu halten ist eine Aufgabe des Case Management der Kompetenzagenturen. Wenn für 16 % der Fälle der Beratungsprozess abgebrochen werden musste, dann bedauern wir das, weil wir mit diesen Jugendlichen keine adäquate Perspektive entwickeln konnten. Wir werden die Abbruchgründe im verbleibenden Jahr genauer untersuchen. Die Zahl bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass es in 84 % der Fälle gelungen ist die Jugendlichen einzubinden. Die Bündelung von verschiedenen Problemlagen der benachteiligten Jugendlichen im Case Management verlangt nach einer besonders geduldigen und intensiven Unterstützung. Effektiv heißt hier nicht möglichst schnell zu einer Eingliederungsvereinbarung zu kommen, sondern Jugendliche überhaupt an eine für beide Seiten verbindliche Absprache heran zu führen. Der Kontakt muss langfristig und sorgsam aufgebaut werden und die Zusammenarbeit sich auf eine vertrauensvolle Arbeitsbeziehung stützen können. Dadurch, dass Kompetenzagenturen mit ihren Angeboten immer wieder neu auf die Jugendlichen zu gehen, können sie diese erreichen und tatsächlich auch halten. Mit hoher sozialpädagogischer Beratungs-Kompetenz können sie die Jugendlichen von der Glaubwürdigkeit ihres Angebots überzeugen. Durch verlässliche Beziehungsarbeit setzen die Kompetenzagenturen dem häufigen Misstrauen dieser Jugendlichen in soziale Beziehungen ein hartnäckiges „Werben“ und das Angebot einer belastbaren, tragfähigen Beziehung entgegen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kompetenzagenturen schaffen es in vielen Fällen, Jugendliche dazu zu befähigen, ihre Probleme in immer größerer Eigenverantwortung anzugehen und ihr Leben zunehmend selbst in den Griff zu bekommen. Ich komme jetzt zum dritten Punkt unserer Trilogie, „dem Vermitteln“. Meine Damen und Herren, die Kompetenzagenturen sind nicht im klassischen Sinne Arbeits-, Ausbildungs- oder Maßnahmevermittler. Vermitteln im Rahmen ihrer Lotsenfunktion bedeutet bei den Kompetenzagenturen, dass sie zwischen den Erfordernissen der Jugendlichen und den zur Verfügung stehenden Unterstützungsangeboten vermitteln. Und dabei müssen besonders die zuständigen Finanzgeber überzeugt werden. Die Kompetenzagenturen verfügen über keine Mittel zur direkten Finanzierung von Maßnahmen für die Jugendlichen. Und dennoch, oder vielleicht auch gerade deshalb, können sich die Verbleibszahlen der Jugendlichen, die das Case Management durchlaufen haben, sehen lassen. Herr Dr. Fricke hat in seiner Rede bereits einigen Zahlen genannt, die ich Ihnen hier gerne noch etwas detaillierter zeigen möchte Von den 31 % der Jugendlichen, die das Fallmanagement beendet haben, konnten zusammen 47 % in eine Ausbildung oder Arbeit vermittelt werden. Sie sehen, dass 23 % weiter oder wieder die Schule besuchen und 24 % in weiterführende Förderangebote vermittelt wurden. Wir werden uns diese Zahlen in den nächsten Wochen noch genauer ansehen. Z.B. kann ich im Moment nicht sagen, wie viele Jugendliche in die so genannten „Arbeitsgelegenheiten“ vermittelt wurden. Wir wissen aus einer Monitoringumfrage im Juni diesen Jahres, dass die Kompetenzagenturen mit dem Instrument der Arbeitsgelegenheiten sehr vorsichtig umgehen und auf jeden Fall sehr darauf achten, dass sie einen hohen Qualifizierungsanteil beinhalten. …So kann es z.B. sein, dass Jugendliche ihren Wehr- oder Zivildienst antreten oder weil Kinder da sind, sich entscheiden, zunächst Familienarbeit zu leisten. Unter den Kategorien Arbeitslosigkeit /noch offen/ Sonstiges werden auch Fälle erfasst, in denen z.B. Strafvollzug angetreten wird oder eine Rückkehr in das Heimatland erfolgt. …, dadurch, dass die Kompetenzagenturen sehr ausführliche Anamnese-, Profiling- und Kompetenzfeststellungsverfahren einsetzen und indem sie ihre spezifischen sozialpädagogischen Methoden anwenden, können sie dezidierte Hilfepläne erarbeiten und die Jugendlichen offensichtlich in die für sie „richtigen“ Angebote vermitteln. In den überwiegenden Fällen folgen die kooperierenden Entscheidungsträger den Vorschlägen der Kompetenzagenturen für „passgenaue“ Maßnahmeabfolgen für den einzelnen Jugendlichen. Um einen „passgenauen“ Eingliederungsplan zu erstellen und umsetzen zu können, der den individuellen Kompetenzen und dem spezifischen Förderbedarf des einzelnen Jugendlichen gerecht wird, müssen die Kompetenzagenturen über die ganze Bandbreite der örtlichen und regionalen Kontakte verfügen. Hier geht es nicht nur um die so genannten „Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung“, sondern wirklich um die ganze Palette der zur Verfügung stehenden Unterstützungsangebote. Das können auch die Migrantenvereine, die Sportvereine, Jugendtreffs, Familienberatungsstellen oder vergleichbare Angebote sein. Wichtig ist, dass alle Möglichkeiten bekannt sind und genutzt werden. Zur Arbeit der Kompetenzagenturen in Netzwerken gehört natürlich die enge Zusammenarbeit mit den Schulen, den Schulämtern, dem Jugendamt, der Sozialverwaltung, den Trägern der Jugendberufshilfe, und den Jobcentern. Darüber hinaus kooperieren viele Kompetenzagenturen auch eng mit Firmen, Kammern und Wirtschaftsverbänden. …, auch in der vernetzten Zusammenarbeit sind die Kompetenzagenturen erfolgreich. Um bei dem Bild des „Erreichen und Halten“ zu bleiben: Die Kompetenzagenturen erreichen die Akteure der beruflichen Integration in den Jobcentern und Arbeitsagenturen und halten eine produktive Zusammenarbeit dauerhaft aufrecht. 2002, als das Modellprogramm vom Jugendministerium konzipiert und ins Leben gerufen wurde, war die Idee einer beiderseits verbindlichen Fallbegleitung für Jugendliche höchst innovativ. Fallmanagement für die soziale und berufliche Integration wurde bis dahin in nur wenigen regionalen Projekten angedacht und teilweise erprobt. Etwa zeitgleich entwickelte die Kommission um Peter Hartz ein Konzept zur Modernisierung der Bundesanstalt für Arbeit. Wir alle haben miterlebt in welch rascher Geschwindigkeit danach die 4 Gesetze für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt verabschiedet wurden. Das zentrale Gesetzespaket, Hartz IV, wurde am 9.Juli 2004 – also mitten im zweiten Modellprogrammjahr – vom Bundesrat verabschiedet und trat zum 1. Januar diesen Jahres in Kraft. Neben der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe sollte die Beratung der Arbeitssuchenden intensiviert werden: Durch persönliche Fallmanager, die höchstens 75 Kunden betreuen. Wir alle wissen, dass dieser wichtige Aspekt der Reformen – die Verbesserung der Förderung und gezielten Unterstützung von Langzeitarbeitslosen – bis heute noch lange nicht überall zufrieden stellend umgesetzt werden kann. Auch für die Mitarbeiter/innen der Kompetenzagenturen und für die durch sie begleiteten Jugendlichen haben die Umstrukturierungen und Umbauprozesse zunächst viele Schwierigkeiten ausgelöst und häufig Verschlechterungen bedeutet. So sind zum Beispiel in vielen Fällen sorgfältig entwickelte Kooperationsbeziehungen durch Umbesetzungen verloren gegangen. Einige Maßnahmen wurden eingestellt und zurückgefahren, neue Instrumente sind aber offensichtlich noch nicht in ausreichendem Maß entwickelt. Dort aber, wo es Kompetenzagenturen gibt, waren diese zur rechten Zeit am richtigen Ort. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kompetenzagenturen erproben ihre Konzepte des Fallmanagements bereits seit drei Jahren. Sie sind Spezialisten mit vielfältigen Erfahrungen vor allem in der Begleitung benachteiligter Jugendlicher unter 25 Jahren. Die Kompetenzagenturen waren aufgefordert, aktiv auf die ARGEn, Agenturen für Arbeit und die Jobcenter zuzugehen, um nach gemeinsamen Lösungen für diese Zielgruppen suchen. Es ist ihnen vielfach gelungen sich als kompetenter und erfahrener Ansprechpartner aus der Jugendhilfe anzubieten. So zeigt sich zum Beispiel, dass eine wesentliche Leistung der Kompetenzagenturen darin bestehen kann, dass sie schwer zu erreichende Jugendliche überhaupt erst auf das Fallmanagement der Jobcenter vorbereiten können. Sie leisten damit eine wichtige Vorfeldarbeit. In der Regel kooperieren die Kompetenzagenturen inzwischen fallbezogen sehr eng und gut mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den ARGEn und Jobcentern, egal, ob es sich um Fallmanager, persönliche Ansprechpartner oder Berufsberaterinnen/Berufsberater handelt. Wichtig ist, dass sie über eine gute Zusammenarbeit gemeinsam die bestmögliche und effektivste Unterstützung für die Jugendlichen erreichen. Und das funktioniert am besten dadurch, dass die Instrumente der sozialen Stabilisierung mit den Angeboten der beruflichen Integration aufs engste verzahnt werden. Dazu sind viele Kompetenzagenturen inzwischen auch anerkannte Gesprächspartner der ARGE-Leitungsebenen in Fragen der zukünftigen beruflichen und sozialen Integration benachteiligter Jugendlicher. …ein großer Erfolg des Modellprogramms – auf den wir besonders stolz sein können – besteht in der Nachhaltigkeit des Modells der Kompetenzagenturen. Wir gehen fest davon aus, dass mindestens 14, wenn nicht gar alle Kompetenzagenturen ihr Angebot vor Ort, über die Programmförderung hinaus, weiterhin aufrechterhalten werden. Es liegen bereits ein Jahr vor Ablauf des Modellprogramms die Absichtserklärungen von politischen Gremien oder oberen administrativen Vertretern vor, die Leistungspalette der Kompetenzagenturen langfristig in die Förderangebote für benachteiligte Jugendliche zu integrieren. Die finanzielle Förderung durch das Modellprogramm läuft zum 30. September 2006 aus. Uns liegen schon jetzt die Nachweise darüber vor, dass die Kompetenzagenturen für das verbleibende Quartal von Oktober bis Dezember aus Kommunalen Mitteln weiter finanziert werden. Sie können sich vorstellen, dass dies zu erreichen – angesichts der angespannten Haushaltslage der Kommunen und Kreise – nicht einfach war. Deshalb freut es uns besonders, dass sich in sechs Fällen die ARGEn anteilig an dieser Finanzierung beteiligen werden. Die restlichen Kompetenzagenturen werden überwiegend über Mittel der Jugendhilfe erhalten. Ich denke, dieses Ergebnis der nachhaltigen Verankerung der Kompetenzagenturen spricht für die gute Arbeit, die vor Ort geleistet wurde und wird. …, ich denke, ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass das Modellprogramm mit seinen Intentionen und Wirkungen an den 16 Standorten erfolgreich verläuft. Und es zeichnen sich Tendenzen ab, dass sich das Konzept der Kompetenzagenturen auch weiterverbreiten wird. Wir wissen bereits von einigen Kommunen und Landkreisen, die das Modell aufgegriffen haben und bereits umsetzen, bzw. die Umsetzung planen. In Mecklenburg-Vorpommern ist gerade eine Landesprojekt angelaufen, das zum Ziel hat, weitere Kompetenzagenturen einzurichten … Ich hoffe, dass es vielerorts gelingen wird in gemeinsamer Anstrengung der Kommunen mit ihren Jugendämtern und freien Trägern, in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitsgemeinschaften und Jobcentern im Optionsmodell, verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, die oft aussichtslose Situation für die benachteiligten Jugendlichen umzukehren. Wir werden versuchen solche Bestrebungen auf jeden Fall mit unseren Erfahrungen zu unterstützen. …“
Die
Tagungsdokumentation
(einführenden
Vorträge,
Inhalte
der
verschiedenen
Foren,
erste
Ergebnisse
u.a.
vom
DJI)
ist
unter
http://www.kompetenzagenturen.de/pressemappe.html#784925932e6d5bd0e464f95e56ce7665
einzusehen.
Quelle: