Von anderen Lernen – gelingende Kooperation mit Partnern in Südböhmen

Mit der Einführung der Europäischen Jugendstrategie verfolgen die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union unter anderem das Ziel, für alle jungen Menschen mehr Möglichkeiten und mehr Chancengleichheit bei der Ausbildung und auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen. Um unter anderem in den Schwerpunkten allgemeine und berufliche Bildung, Beschäftigung und Unternehmergeist, Teilhabe, soziale Eingliederung bis zum Jahr 2018 erkennbare Fortschritte zu erzielen, werden verschiedene Instrumente angewendet. Dazu gehören Konsultationen, der „Strukturierte Dialog“ mit jungen Menschen und Jugendorganisationen und das „Peer Learning“, also das voneinander Lernen.

Schon seit vielen Jahren findet solches „Peer Learning“ in einem berufsbezogenen Jugendtausch zwischen Einrichtungen der Kath. Jugendsozialarbeit in Deutschland und dem „Jugendschloss Dražíč“, einem internationalen Jugendbegegnungs- und -bildungszentrum in Tschechien statt. Zum Austausch über die jeweils angebotenen Fördermaßnahmen für junge Menschen im Übergang Schule – Beruf und um die deutsch-tschechische Zusammenarbeit weiter zu intensivieren, fand zwischen dem 17.9. und 20.9.2013 im südböhmischen Pisek und Dražíč ein Fachkräfteaustausch statt. Vertreter/-innen von freien Trägern der Jugendhilfe, von Schulen, Arbeitsverwaltung, Kammern und weiteren Verbänden vereinbarten weitere Kooperation und verabschiedeten die „Dražíč Erklärung zur Jugendberufshilfe“.

Die Vertreter/-innen aus beruflicher Bildung, Jugendhilfe und Verwaltung in Deutschland und Tschechien trafen folgende Feststellung: ## Aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen steigen die Anforderungen an junge Menschen. Den leistungsschwachen und benachteiligten jungen Menschen müssen vor allem die Familien, die Kommunen, die Wirtschaft, die Bildung, Politik, Sozialverbände und Kirchen in besonderer Weise Aufmerksamkeit schenken und Unterstützung gewähren.
## Die Jugendlichen mit Leistungsschwächen, die nicht primär aus Wissenslücken, sondern aus Verhaltensauffälligkeiten, Erziehungsmängeln, Migration und anderen sozialen Problemen herrühren, brauchen daher verstärkt und frühzeitig Hilfestellung.
## Ihnen sollte durch gesellschaftliche Bewusstseinsbildung, gezielte Information, Beratung, Nachhilfe und soziale Unterstützung so geholfen werden, dass sie möglichst in der regulären Ausbildung verbleiben können.
## Unterstützung ist nicht nur durch Förderprogramme möglich, wie in Deutschland z. B. durch die „Berufseinstiegsbegleitung“ oder in Tschechien durch die Programme „Praktikum für junge Menschen bis 30 Jahre“ oder „Praktikum in Firmen“, sondern ebenso durch ehrenamtliche Hilfen z.B. durch erfahrene Senioren, die einzelne Jugendliche „an die Hand nehmen“.
Aus den Feststellungen leiten sich folgende Forderungen ab: ## In der Ausbildung von Lehrern/-innen und Erzieher/-innen sollte das Fach Sozialpädagogik bzw. Jugendsozialarbeit, d. h. berufsbezogene Jugendhilfe ausgebaut werden.
## Für benachteiligte und beeinträchtigte sowie (lern-)behinderte Jugendliche sollten besondere Förderangebote vorgesehen werden nache dem Grundsatz „so normal wie möglich, so speziell wie nötig.“
## Zur effektiven Hilfe ist die engere Zusammenarbeit zwischen Betrieben, (Berufs)Schulen, der Arbeitsverwaltung, der Jugendhilfe, der Politik und den Sozialverbänden sowie den Kirchen erforderlich.
## Die wirtschaftliche Entwicklung beidseitig der deutsch-tschechischen Grenze und die Einführung der Donau-Moldau-Region legen es nahe, die Potentiale zur beruflichen Ausbildung und gesellschaftlichen Eingliederung verstärkt miteinander zu verbinden und das Sprachangebot grenznah zu verstärken.
## Ein erster Schritt hierzu wäre, die vorhandenen Ansätze bei den verschiedenen zuständigen Stellen zu sammeln, zu sichten und gegenseitig nutzbar zu machen.
## Das neue EU-Förderprogramm für Bildung, Jugend und Sport „Erasmus+“ (2014-2020) muss für die berufliche Bildung und die damit verbunde – auch internationale – Mobilität ausreichend Mittel zur Verfügung stellen.
Die Fachkräfte vereinbarten folgende Schritte zur weiteren Zusammenarbeit: ## Es bedarf einer engagierten Eigeninitiative grenzüberschreitender Fachkontakte durch Besuche, Besichtigungen und Informationen und weiterer gemeinsamer Diskussionen bzw. Tagungen. Dies sollte sich auf den (außerschulischen) Jugendaustausch und den Fachkräfteaustausch beziehen
## Dazu müssen zunächst Ansprechpartner auf beiden Seiten für Kontakt und Koordination benannt werden.
## Die Unterzeichner dieser Erklärung stehen als Ansprechpartner und zur Koordination weiterer deutsch-tschechischer Aktivitäten bereit. Mit Unterstützung durch die weiteren in Dražíč anwesenden Vertreter/-innen aus beiden Ländern soll der gegenseitige Austausch z. B. durch ein jährliches Treffen (Dražíč Runde) weitergeführt und intensiviert werden.

Quelle: BAG KJS; LAG KJS NRW jugendsozialarbeit aktuell

Dokumente: Erklaerung_CZ.pdf

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