Die Covid-19-Pandemie und die erforderlichen Schutzmaßnahmen stellen die soziale Arbeit mit zugewanderten jungen Menschen vor große Herausforderungen. Die Landesarbeitsgemeinschaft Jugendaufbauwerk Niedersachsen (LAG JAW) hat mittels einer Befragung untersucht, wie den jungen ratsuchenden Menschen digital niedrigschwellige Beratung und Unterstützung angeboten werden kann. Die Ratsuchenden sind mit Smartphones gut ausgestattet – bei Laptop, Tablet, PC, Drucker und Scanner, ist es laut Umfrage deutlich problematischer. Die meisten Ratsuchenden müssen sich die digitalen Endgeräte mit anderen Personen teilen. Eine weitere Hürde ist die mangelhafte Ausstattung der Klient*innen mit Drucker und/oder Scanner. Das erschwert in der Beratungsarbeit den Austausch von Dokumenten oder unterschriebenen Formularen. Am häufigsten und bevorzugt genutzt werden Zoom, WhatsApp und telefonische Beratung.
Wie wird digitale Beratung in den JMD genutzt?
Eine trägergruppengreifende Befragung der JMD-Mitarbeiter*innen in Niedersachsen lieferte Antworten auf Fragen:
- Auf welche Barrieren sind die JMD gestoßen?
- Welche Tools und Dienste wurden eingesetzt?
- Welche digitalen Kompetenzen fehlen noch?
- Welche Chancen werden in der digitalen Transformation gesehen?
- Was wird didaktisch, technisch, organisatorisch benötigt, um mit den jungen zugewanderten Menschen zielführend digital arbeiten zu können?
Die Auswertung versteht sich als Diskussionsbeitrag in der Weiterentwicklung digitaler Beratungs- und Unterstützungsarbeit im Sinne der jungen zugewanderten Menschen.
Messenger-Dienste werden bevorzugt genutzt
Die jungen Zugewanderten schätzen besonders die Beratung und Kontaktpflege über Messenger-Dienste. Jedoch ist deren Nutzung aus datenschutzrechtlicher Sicht sind nicht immer unbedenklich. Die LAG JAW regt daher die Entwicklung eines rechtssicheren und sehr niedrigschwelligen Dienstes an. Bis dahin sollten möglichst pragmatische, individuelle und standortbezogene sowie niedrigschwellige Lösungen zur jeweiligen Nutzung von Messenger-Diensten im Sinne der Beratenden und vor allem im Sinne der jungen ratsuchenden Menschen etabliert werden. Die Videoberatung wird hingegen wenig genutzt und geschätzt.
Schwächen digitaler Angebote
Mittels der Umfrage konnten in der digitalen JMD-Arbeit folgende Schwächen identifiziert werden:
- Verständigungsprobleme
- Schlechte Internetverbindungen
- Fehlende technische Ausstattung
- Fehlendes technisches Know-How
- Fehlende Medienkompetenz
- Datenschutz
- Vollmachten
- Verwertbarkeit für JMD-Statistik
- Geringere Beziehungsarbeit
- Persönlicher Kontakt geht verloren
- Schwieriger Vertrauensaufbau
Die LAG JAW appelliert das bereits vorhandene Werkzeug der Online-Beratung jmd4you einer kritischen Prüfung und zielgruppenorientierten Überarbeitung zu unterziehen. Aus dem auf Bundesdesebene laufenden Modell-Projekt „JMD digital – virtuelle Beratungsstrukturen für ländliche Räume“ erhofft sich die LAG JAW entsprechende Impulse.
Katholische Jugendsozialarbeit unterstützt die digitale Transformation
Die Katholische Jugendsozialarbeit unterstützt mit rund 130 Jugendmigrationsdiensten (JMD) bundesweit junge Menschen mit Migrationsgeschichte im Alter von 12 bis 27 Jahren bei ihrem Integrationsprozess in Deutschland. Digitale Angebote sollen das analoge JMD-Portfolio an möglichst vielen Standorten ergänzen und erweitern. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) beteiligt sich mit vier Standorte an dem Modellprojekt „JMD digital“. Mittels „digital Streetwork“ sollen Informationsvermittlung und Verweisberatung via Social Media erprobt werden. Um Behördengänge oder Bewerbungsgespräche besser zu verstehen und auch trainieren zu können, sollen junge Menschen zu entsprechenden virtuellen Erfahrungswelten eingeladen werden, um typische Situationen zu simulieren.
Quelle: LAG JAW Niedersachsen; BAG KJS