Menschen mit Behinderung haben es nicht nur auf dem Arbeitsmarkt schwerer. Sie sind auch zunehmend von Einkommensarmut betroffen. Der Teilhabebericht des Paritätischen Gesamtverbandes belegt, dass seit 2006 die Schere der Einkommensarmut sichtbar auseinander geht. Im Jahr 2018 war bereits jeder fünfte Mensch mit Behinderungen von Einkommensarmut betroffen. Menschen mit Behinderungen zwischen 26 und 49 Jahren haben eine besonders hohe Einkommensungleichheit zu verkraften. Gleichzeitig sind die Chancen auf Beschäftigung gesunken. Das Inklusionsbarometer 2021 der Aktion Mensch stellt fest, dass es bundesweit über acht Prozent mehr arbeitslose Menschen mit Behinderung gibt als vor der Pandemie. Die Lage der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt ist auch im zweiten Corona-Jahr alarmierend. In den ersten zehn Monaten 2021 waren im Durchschnitt 174.006 Menschen mit Behinderung arbeitslos – und damit sogar noch einmal mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. versteht Inklusion als nicht verhandelbares Menschenrecht. Alle jungen Menschen haben ein Recht auf vollständige Teilhabe und Ausbildung. Um diese zu realisieren, tritt die Katholische Jugendsozialarbeit für einen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel ein, der auch die Organisation von Bildung und Arbeit grundlegend verändern würde. Parameter einer inklusiven Gesellschaft und gelingender Teilhabe junger Menschen formuliert die BAG KJS in einer Erklärung.
Fortschritte bei Inklusion auf dem Arbeitsmarkt zunichte gemacht
Das Inklusionsbarometer zeigt, dass sich der seit Beginn der Pandemie vorherrschende negative Trend im Jahresverlauf 2021 etwas verlangsamt. Aus Sicht der Aktion Mensch ist eine Entwarnung dennoch lange nicht gegeben. Das Niveau der Inklusion auf dem Arbeitsmarkt liegt laut Barometer auf dem Stand von 2016. Die erreichten Fortschritte sind somit verloren gegangen. Schwerbehinderten Arbeitslosen gelingt es beispielsweise seltener als nicht-schwerbehinderten, eine Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt aufzunehmen.
Alle jungen Menschen haben ein Recht auf Teilhabe und den Schutz vor Benachteiligung
Inklusion zu realisieren, verlangt nicht nur individuelle Unterstützung, sondern auch strukturelle Veränderungen. Die BAG KJS fordert hierzu das Recht auf Förderung und Ausbildung für alle jungen Menschen, unabhängig von deren Geschlecht, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Beeinträchtigungen, Bedürfnissen und Talenten.
Der Vorsitzende des Paritätischen, Rolf Rosenbrock, erklärte, das Hilfesystem müsse sich an den Interessen und Lebenslagen der Einzelnen orientieren, nicht umgekehrt. Er forderte unter anderem, das Wunsch- und Wahlrecht konsequent umzusetzen, Eingliederungshilfen unabhängig von Einkommen und Vermögen zu gewährleisten und Arbeitslosen- und Rentenversicherungsleistungen armutsfest auszugestalten.
Quelle: BAG KJS; Aktion Mensch; Paritätischer Gesamtverband; Deutschlandfunk; Bild: Aktion Mensch – Thilo-Schmülgen