Einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes zufolge hat die Armutsquote in Deutschland in der Pandemie ein Rekordhoch erreicht. 13,4 Millionen Menschen müssten folglich zu den von Armut betroffenen Menschen gerechnet werden. Mit Blick zurück auf das Jahr 2006 lässt sich ein stetiger Anstieg erkennen.
Erhebliche regionale Unterschiede
Im Ländervergleich legt der Bericht offen, dass sich der Wohlstandsgraben zwischen Bayern und Baden-Württemberg einerseits und dem Rest der Republik andererseits verfestigt, wenn nicht sogar vertieft hat. Kommen die beiden süddeutschen Länder auf eine gemeinsame Armutsquote von 12,2 Prozent – und liegen damit weit unter dem Bundesdurchschnitt -, sind es für die übrigen Bundesländer gemeinsam 17,7 Prozent. Der Abstand zwischen Bayern (11,6 Prozent) und dem schlechtplatziertesten Bundesland Bremen (28,4 Prozent) beträgt mittlerweile 16,8 Prozentpunkte. Mit außerordentlich hohen Armutsquoten von um die 20 Prozent fallen auch Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Sachsen- Anhalt auf.
Das soziodemografische Risikoprofil verfestigt sich
Laut Bericht zeigen nach wie vor Haushalte mit drei und mehr Kindern (30,9 Prozent) sowie Alleinerziehende (40,5 Prozent) die höchste Armutsbetroffenheit aller Haushaltstypen. Erwerbslose Personen (52 Prozent) und Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen (30,9 Prozent) seien ebenfalls stark überproportional betroffen. Das Gleiche gelte für Menschen mit Migrationshintergrund (27,9 Prozent) und ohne deutsche Staatsangehörigkeit (35,8 Prozent).
Junge Menschen besonders stark von Armut betroffen
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. weist schon seit langem darauf hin, dass insbesondere jungen Menschen in Deutschland die am stärksten von Armut betroffene Altersgruppe sind. Im letzten Monitor „Jugendarmut in Deutschland“ wurde das wiederholt belegt. Rund ein Viertel aller armutsgefährdeten Menschen in Deutschland ist unter 25 Jahren. Auch wenn der Armutsbericht des Paritätischen nicht explizit auf unterschiedliche Altersgruppen eingeht, ist der (politische) Handlungsauftrag klar. Armut darf keine stete Begleiterin im Leben vieler junger Menschen sein. Sie darf nicht der Ferienkurs, der nicht besucht wird, nicht der Schulausflug, der nicht mitgemacht wird, nicht der Kontakt, den man nicht knüpft, sein. Junge Menschen, die solche Gelegenheiten verpassen, können ihre individuellen Fähigkeiten nur eingeschränkt entwickeln und werden damit ihrer Zukunftschancen beraubt.
Eine Berufsausbildung gibt Hoffnung auf einen sicheren Job und ein regelmäßiges Einkommen. Doch im Zuge der Corona-Pandemie litten jungen Menschen unter dem eingebrochenen Ausbildungsmarkt. Die aktuellen Analysen der Hans-Böckler-Stiftung zeigen zudem erneut auf, dass Menschen ohne Berufsausbildung das zweithöchste Risiko tragen, als Geringverdiener*in keine abgesicherte Zukunft zu haben.
Quelle: Paritätischer Gesamtverband, BAG KJS