Sozialgerechten Klimaschutz und Nachhaltigkeit in den Strukturen und in der Praxis der Jugendsozialarbeit etablieren

Im Rahmen einer digitale Fachtagung „Klimaschutz und Nachhaltigkeit – Handlungsanforderungen in der Jugendsozialarbeit“ im Juni 2024 beschäftigten sich über 40 Teilnehmende mit den Fragen, wie sozialgerechter Klimaschutz in Einrichtungen der Jugendsozialarbeit etabliert sowie Angebote und Förderprogramme nachhaltig gestaltet werden können. Zudem wurden Möglichkeiten der Arbeit mit jungen Menschen zu den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit diskutiert. Im Fokus standen vulnerable junge Menschen, die besonders von Folgen ökologischer Krisen betroffen sind.

Ökologische Krisen sind stark mit Fragen sozialer Gerechtigkeit verwoben

Im Vortrag „Ökologische Krisen: Auswirkungen auf junge Menschen in prekären Lebenslagen und Überlegungen zum pädagogischen Handeln“ machte Prof.in Dr.in Barbara Schramkowski, Leiterin des Studiengangs Soziale Arbeit – Jugend-, Familien- und Sozialhilfe an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Villingen-Schwenningen deutlich, wie stark ökologische Krisen mit Fragen sozialer Gerechtigkeit verwoben sind. Gerade vulnerable Gruppen seien unverhältnismäßig stark von den Folgen ökologischer Krisen betroffen. Dabei sei „Klimaangst“ unter jungen Menschen weit verbreitet, auch in der Kinder- und Jugendhilfe, wenngleich sie dort überlagert ist von weiteren komplexen psychosozialen und gesundheitlichen Belastungen und damit verbundenen Ängsten. Die Referentin plädiert dafür, einen produktiven Umgang mit Gefühlen der Angst und Ohnmacht im Hinblick auf den Klimawandel zu entwickeln und einen persönlichen Weg zu finden, sich im Rahmen des eigenen Lebenskontextes aktiv für die Klimabewegung einzusetzen.

Klimaschutz und nachhaltige Lebensweisen als Querschnittsthema verankern

Im Anschluss daran wurde Nachhaltigkeit in den Strukturen und in der Praxis der Jugendsozialarbeit anhand zweier Inputs von Referentinnen von IN VIA Köln diskutiert. Anna Prieß, Referentin Stabsstelle Klimaschutz, wies darauf hin, dass die strukturelle Veränderung von Verbänden im Hinblick auf Klimaneutralität ein besonderes Ausmaß an zeitlichen sowie finanziellen Ressourcen braucht – und nicht nebenher im Alltagsgeschäft geleistet werden kann. Sie bestärkte die Teilnehmenden, sich in ihren Einrichtungen bezüglich möglicher Schritte zur klimaneutralen Transformation zu informieren. Birgit Urbanus, Leitung des Bereichs Soziale Kulturarbeit, und Lara Nellessen, Mitarbeiterin des Bereichs Soziale Kulturarbeit, stellten als besonders gewinnbringend heraus, sich an bereits existierende Projekte mit jungen Menschen anzudocken und das Thema Klimaschutz und nachhaltige Lebensweise als Querschnittthema zu behandeln.

Durch „ökologischen Handabdruck“ strukturelle Veränderungen in der Jugendsozialarbeit anstoßen

In themenfeldspezifischen Arbeitsgruppen tauschten sich die Teilnehmer*innen zu Handlungsanforderungen in der Jugendsozialarbeit aus:

  • Fachkräfte der Jugendsozialarbeit haben die Kompetenzen, junge Menschen darin zu unterstützen, einen (produktiven) Umgang mit umwelt- und klimabezogenen Ängsten und Unsicherheiten zu entwickeln.
  • Es ist notwendig, strukturelle Veränderungen anzustoßen indem beispielsweise Einrichtungen der Jugendsozialarbeit klimafreundliche Maßnahmen umsetzen und somit gleichzeitig ihrer Zielgruppe Nachhaltigkeit vorleben. Gleichzeitig sollten Klimaschutz und Nachhaltigkeit als Themen in die pädagogischen Angebote und die Arbeit mit Jugendlichen integriert werden.[1]
  • Zudem ist es notwendig, sich mit Verbündeten zu vernetzen und Kooperationspartner*innen im Sozialraum des jeweiligen Arbeitsfeldes suchen. Positive Narrative müssen dabei gestärkt werden, es soll Freude bereiten sich einzusetzen.
  • Projekte und Ansätze müssen miteinander verknüpft werden, um Ressourcen der Fachkräfte zu bündeln.
  • Insgesamt muss Nachhaltigkeit als Querschnittsthema in der Jugendsozialarbeit behandelt werden.

Diese Veranstaltung wurde von IN VIA Deutschland im Netzwerk der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. angeboten. Eine ausführliche Dokumentation zur Fachtagung steht als PDF-Download auf der Website von IN VIA Deutschland zur Verfügung.

Quelle: IN VIA Deutschland

[1] In diesem Zusammenhang hat das Konzept des „ökologischen Handabdrucks“ gegenwärtig an Bedeutung gewonnen. Hierbei wird ein Perspektivwechsel vom ökologischen Fuß- zum Handabdruck befördert (Baum/Rostock 2024: 11ff. in Dörfler & Yeung 2024), also von individuellen zu kollektiven, strukturellen Veränderungen. Vgl. TED Talk Beitrag von Carina Spieß: „Der ökologische Handabdruck – Was wir wirklich fürs Klima tun können“ https://www.youtube.com/watch?v=7iE3GWWgVks&t=7s

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