Die Armutsgefährdung hängt stark von regionalen Wirtschaftsstrukturen und Lebensverhältnissen ab. Das finden Forscher des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW). Die IW Consult hat den wirtschaftlichen Erfolg einer Region und Teilhabe der Menschen daran ermittelt. Sie hat daraus ein Ranking für alle 402 Kreise Deutschlands abgeleitet. Verschiedene Indikatoren zur regionalen Lage wurden zu einem Gesamtindikator zusammengefasst.
Zu den besonders von Einkommensarmut betroffenen Gebieten zählen die östlichen Bundesländer, aber auch städtische Regionen mit Strukturproblemen in Westdeutschland. Bereinigt man die regional erzielten Einkommen um die jeweilige Kaufkraft, so verschieben sich die räumlichen Muster: die Armutsinzidenz in den östlichen Bundesländern verringert sich spürbar – von 19,1 auf 16,8 Prozent –, während städtische Regionen mit ihren höheren Preisniveaus eine größere Armutsbetroffenheit aufwiesen. Selbst wirtschaftsstarke Städte wie Köln und Frankfurt wiesen mit Quoten von 26,2 und 23,6 Prozent erhebliche Kaufkraftarmut auf. Der größte Ballungsraum mit flächendeckend hoher Armutsinzidenz ist das Ruhrgebiet, die Stadt mit der höchsten Kaufkraftarmut ist aber Bremerhaven mit einer Quote von 28,5 Prozent. Treibend wirke in den Städten auch der große Anteil an Haushalten aus Risikogruppen wie Migranten und Alleinerziehende und generell der hohe Anteil Alleinstehender.
Der Vergleich der wirtschaftlichen Stärke und Struktur einer Region, gemessen durch das Regionalranking der IW Consult, und der regionalen Armutsinzidenz zeigt eine hohe Korrelation, die allerdings durch eine Berücksichtigung der Kaufkraft in der Armutsquote etwas verringert wird. Arme gibt es jedoch nicht nur in Regionen, die im Regionalranking schlecht abschneiden. Dies spricht, laut IW, für eine Kombination zielgruppenspezifischer und regionalpolitischer Maßnahmen: Eine qualifizierte Ganztagsbetreuung würde die Erwerbsbeteiligung von Alleinerziehenden erleichtern. Arbeitsmarktnahe Schulungen für Arbeitslose und Migranten mit Qualifikationseinschränkungen würden für diese besonders von Armut betroffenen Gruppen die Voraussetzungen schaffen, um durch eigenes Einkommen der Armutsgefährdung zu entkommen.
Eine Regionalpolitik mit einem stärkeren Augenmerk auf städtischen Regionen mit Problemen in der Bewältigung des Strukturwandels, hoher Arbeitslosigkeit und einer Ballung weiterer armutsbetroffener Gruppen erleichtere es dann wiederum den Betroffenen, auch tatsächlich ein (höheres) Einkommen am Markt zu erzielen. „
Quelle: Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW)