Neuzugewanderten in Europa den Weg in die Ausbildung erleichtern

Seit dem Jahr 2014 sind mehr als fünf Millionen Jugendliche und junge Erwachsene in die Europäische Union geflüchtet, anderweitig zugewandert oder innerhalb des Staatenverbunds gewandert. Berufliche Bildung erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, fördert die gesellschaftliche Integration der jungen Menschen und trägt zur Fachkräftesicherung bei. Die neue Studie des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) identifiziert am Beispiel von vier EU-Mitgliedstaaten – Deutschland, Österreich, Slowenien und Spanien – die Strukturen und Praktiken, die den Zugang von neuzugewanderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu beruflicher Bildung erschweren oder erleichtern. Denn viele junge Neuzugewanderte irren in den Zielländern durch ein Labyrinth von Angeboten, Anforderungen und Nachweisen, bevor sie eine Ausbildung aufnehmen – oder aufgeben. Das dient weder den Aufnahmegesellschaften noch den Neuzugewanderten. Die Studie empfiehlt: Neuzugewanderte kontinuierlich betreuen, Vorbereitungs- und Ausbildungsstrukturen flexibilisieren, lokale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Behörden, Schulen und Beratungseinrichtungen stärken.

Heraus aus dem Labyrinth

Der Forschungsbereich beim SVR hat in den ausgewählten EU-Ländern die nationalen, regionalen und kommunalen Gesetze und Vorschriften, die den Zugang zum Beginn einer Ausbildung regeln, sowie die Zugangspraxen untersucht und 122 Experteninterviews ausgewertet.

Das Ergebnis: Überall gleicht der Weg in die Ausbildung häufig einem Labyrinth. Wer wegen seines Aufenthaltsstatus keine Arbeitserlaubnis besitzt, nicht die notwendigem Zertifikate vorlegen kann oder infolge seines Alters nicht schulpflichtig ist, muss oft längere Umwege auf sich nehmen. Zwar bieten die vier Staaten Sprachkurse und häufig auch fachliche Fortbildungen zur Vorbereitung an, doch ist dieses Angebot zum einen oft unübersichtlich – etwa in Deutschland oder Österreich – oder darüber hinaus unzureichend – etwa in Spanien oder Slowenien. Zum anderen müssen die potenziellen Teilnehmerinnen und Teilnehmer dieser Kurse zahlreiche Voraussetzungen erfüllen, ähnlich wie bei den Ausbildungen selbst. Darüber hinaus belasten im Alltag finanzielle Engpässe, zunächst wenig Systemkenntnis, ein hohes sprachliches und fachliches Lernpensum sowie bisweilen psychische, soziale und wohnräumliche Schwierigkeiten oder Diskriminierung junge Neuzugewanderte.

Zentrale Akteure sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kommunen – z.B. in Beratungsstellen, Bildungsstätten und Behörden. Sie verfügen über Spielraum, den Zugang zu beruflicher Bildung zu gestalten. Sie können die Wege durch das Labyrinth erleichtern oder erschweren, je nachdem, auf welche Weise sie den Ermessungsspielraum auslegen, über den sie im Rahmen ihres Arbeitsauftrags verfügen. Als Konsequenz aus der Studie empfiehlt Dr. Cornelia Schu, Direktorin des SVR-Forschungsbereichs Sprach- und Vorbereitungskurse Auszuweiten und die berufliche Ausbildung zu flexibilisieren. Ausbildungsvorbereitung solle aus einer Hand erfolgen. Dazu benötigen die zuständigen Mitarbeiter*innen in den Kommunen unterstützende Strukturen.

Quelle:  Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration

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