Diversity – Die neue Sau im Dorf oder tatsächlich sinnvoll?

Ein Diversity-Training „Kompetenz im Umgang mit Vielfalt und Unterschiedlichkeit:
Diversity-Training für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Jugendsozialarbeitan“, bot die BAG EJSA im März 2013 innerhalb ihrer Weiterbildungsreihe „Mehrwert Interkulturelle Öffnung“ an.

Heißt die neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird jetzt Diversity? Wird uns alter Wein in neuen Schläuchen vorgestellt? Diese Fragen stellen sich immer wieder Sozialarbeiter/-innen aus der Integrationsarbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Interkulturelle Kompetenzen haben sie sich im Laufe der vergangenen Jahre und Jahrzehnte angeeignet; interkulturelle Öffnung von Regeldiensten und der eigenen Einrichtung ist gerade für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Jugendmigrationsdiensten ein permanenter Auftrag. Und jetzt spricht alle Welt von Diversity und Vielfalt und Inklusion, und das Bild der babylonischen Sprachverwirrung erscheint zum Teil berechtigt. Warum sollen sich also Mitarbeiter/-innen mit der notwendigen interkulturellen Selbstreflexivität nun auch noch zu Diversity schulen lassen?

Fachkräfte müssen sich immer wieder neu sensibilisieren

Die Arbeitsfelder der Jugendsozialarbeit sind per Definition geprägt von unterschiedlichsten Herkünften, Benachteiligungsformen, Diskriminierungserfahrungen, die Jugendliche mitbringen. Jugendsozialarbeit versteht sich als Hafen für alle Mühseligen und Beladenen und will gleichzeitig auch Ausgangspunkt sein für selbstbestimmte Wege der Teilhabe. Fachkräfte der Jugendsozialarbeit müssen sich immer wieder neu sensibilisieren für die unterschiedlichen Erfahrungen, die Jugendliche mitbringen, für ihre Ressourcen und Potentiale, nicht nur für die Schwierigkeiten und Handicaps.

Die Lebenssituationen von Jugendlichen sind komplex und heterogen. Es macht einen Unterschied, einen von Armut oder Wohlstand geprägten familiären Hintergrund zu haben, dunkel- oder hellhäutig zu sein, christlich, muslimisch oder ohne religiösen Glauben erwachsen zu werden. Es macht einen Unterschied, ob die Familie gut sozial vernetzt oder in einer randständigen Situation ist, ob es Krankheit oder Behinderung in der Familie gibt, und ob Migrationserfahrung vorliegt.

Für die Fachkräfte, die mit diesen Jugendlichen arbeiten, tun sich viele Fragen auf. Warum ist für den Einen sein Migrationshintergrund hoch bedeutsam, der Andere will aber nicht darauf angesprochen werden? Wie gehe ich mit Merkmalen um, die mir selber fremd sind oder Befremden auslösen? Wo sind meine Grenzen des Verstehens und Annehmens der Unterschiedlichkeit? Welche Haltung habe ich selbst, welche Haltung strahlt unser Team aus? Und wie reagiere ich angemessen auf Diskriminierungen in der Gruppe?

Theoretische Impulse und praktische Übungen für die Teilnehmer

In der zweitägigen Fortbildung, die von zwei sehr erfahrenen Diversity-Trainerinnen aus Tübingen durchgeführt wurde, gab es neben den theoretischen Impulsen auch viele praktische Übungen. Inhalte waren die verschiedenen Vielfaltsaspekte, die Auswirkung bestimmter Lebenssituationen für die Identitätskonstruktion von Jugendlichen, die Reflexion der eigenen Haltung zu unterschiedlichen Merkmalen, die Dynamik von gesellschaftlicher Zuschreibung, Vorurteil und Diskriminierung, die Mechanismen der Dominanzkultur im Umgang mit bestimmten Merkmalen sowie diversitätssensible Pädagogik und Inklusive Strategien.

Die Weiterbildungsreihe läuft 2013 bereits im dritten Projektjahr. Sie hat zum Ziel, die interkulturellen Öffnungsprozesse in den Einrichtungen der Jugendsozialarbeit und der Jugendarbeit trägergruppenübergreifend zu reflektieren und zu befördern. Der Schwerpunkt der Projektaktivitäten liegt 2013 bei Inhouse-Schulungen.

Quelle: BAG EJSA

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