Mehr politische Bildung in Jugendgefängnissen gefordert

Politische Bildung kommt laut einer neuen Studie im Jugendstrafvollzug zu kurz. Es fehlt an Zeit, ausgebildetem Personal und niedrigschwelligem Lehrmaterial, wie das Anne-Frank-Zentrum mitteilte. Gleichzeitig sei ein großer Teil der Inhaftierten bildungsfern und betrachte die eigene politische Bildung als defizitär. Forscher der Hochschule Merseburg hatten in Zusammenarbeit mit dem Anne-Frank-Zentrum die Pilotstudie durchgeführt. Gefördert wurde das Forschungsprojekt von der Bundeszentrale für politische Bildung.

Inhaftierte zeigen extremistische Einstellungen

Ein erheblicher Teil der inhaftierten Befragten zeige „relativ offen rechtsextreme, islamistische und menschenverachtende Einstellungen“, so die Forscher. Diese zu erkennen und auf geeignete Art und Weise zu reagieren, sei „eine Gesamtaufgabe für den Vollzug“. Hierzu müssten „Bedienstete sensibilisiert werden, um die sich häufig schnell weiterentwickelnden Symboliken, sprachlichen Codes und Vernetzungsangebote zu erkennen und zu intervenieren“.

Das Projekt liefert erstmals empirische Daten zum Stand der politischen Bildung in deutschen Jugendgefängnissen. Die Studie stützt sich auf eine Erhebung von 702 männlichen und 63 weiblichen Inhaftierten in 14 Bundesländern. Insgesamt befanden sich im Studienzeitraum, der vor einem Jahr begann und jetzt endet, 3.350 männliche und 179 weibliche Jugendliche im Strafvollzug. Zudem wurden 40 Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalten und externe politische Bildungsanbieter befragt.

Mehr politische Bildung notwendig

Die Jugendstrafgefangenen gäben häufig an, nur ein geringes Wissen über Politik zu besitzen, seien jedoch gegenüber vielen Bereichen politischer Bildung aufgeschlossen. Die Wissenschaftler empfahlen, im Jugendstrafvollzug mehr Angebote externer politischer Bildungsanbieter mit einem lebensweltlichen Bezug für die Inhaftierten zu schaffen. „Politische Bildung in Haft muss die gesamte Persönlichkeit ansprechen. Hierzu eignen sich besonders kreative Methoden und Peer-Education-Ansätze, die über die reine Wissensvermittlung hinausgehen,“ so die Forscher.

Quelle: KNA

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