Mit Blick auf den Alltag junger Menschen zielt der Bericht erstens darauf ab, einerseits die Lebenslagen junger Menschen und die darin eingelagerten Benachteiligungen und andererseits das Alltagsleben, die Ausdrucksformen und Handlungsräume Jugendlicher und junger Erwachsene zu beschreiben. Jugendliche und junge Erwachsene werden dabei als Akteure begriffen, die sich in vielfältigen Formen selbst positionieren. Mit Blick auf das institutionelle Gefüge des Aufwachsens widmet er sich zweitens ausführlich dem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit in ihren vielfältigen Formen sowie den sozialen Diensten.
In den vergangenen Jahren hat sich das Jugendalter verändert. Jugendliche und junge Erwachsene übernehmen heute in sehr unterschiedlichen sozialen Lebenslagen Verantwortung für die Gestaltung ihres persönlichen Lebens und das soziale Zusammenleben. Das Jugendalter ist die zentrale Lebensphase, in der junge Menschen sich selbst in den sozialen, ökonomischen, kulturellen und politischen Zusammenhängen unserer Gesellschaft platzieren.
Doch wie den jungen Menschen Jugend heute ermöglicht wird, mit welchen Herausforderungen sie sich wie und wann in ihrem Leben auseinandersetzen und welche sozialen, rechtlichen und politischen Möglichkeiten sie haben, ist sehr unterschiedlich. Jugend zu ermöglichen, bedeutet darum, vor allem zu fragen, wie soziale Teilhabe von jungen Menschen sozial gerecht und die Bedingungen des Aufwachsens so gestaltet werden können, dass Jugendliche und junge Erwachsene die für sie alterstypischen Herausforderungen eigenständig und erfolgreich meistern können.
Junge Menschen sind in der Gegenwartsgesellschaft einerseits als generationaler Zusammenhang in spezifische Konstellationen eingebettet. Als Altersgruppe stehen sie derzeit in einem besonderen Verhältnis zu anderen Generationen und unterliegen besonderen Bedingungen der Zugehörigkeit und der Teilhabe. Andererseits unterscheiden sich die Bedingungen, unter denen Jugendliche und junge Erwachsene die Kernherausforderungen Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung bearbeiten. Die Lebenslagen Jugendlicher sind dabei durch generationale Gemeinsamkeiten und durch soziale Ungleichheit gekennzeichnet.
„Jung sein heute“ wird durch den demografischen Wandel und unsere Migrationsgesellschaft bestimmt, ebenso wie durch (ungleiche) sozioökonomische Rahmenbedingungen und die Einbettung in Bildung, Ausbildung und Beschäftigung.
Junge Menschen sind oft prekär beschäftigt
Im europäischen Vergleich bestehen für junge Menschen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt sehr gute Bedingungen, führt der Bericht aus. Er macht jedoch zugleich deutlich, dass sich der Übergang in die ökonomische Selbstständigkeit für viele junge Menschen zeitlich deutlich ausdehnt. Der Übergang reiche teilweise bis weit in das Erwachsenenalter hinein und sei durch Unsicherheiten und steigende Prekarität von Arbeitsverhältnissen geprägt. So seien Jugendliche und junge Erwachsene häufiger befristet und mit niedriger Entlohnung beschäftigt – ein stärker liberalisierter Arbeitsmarkt für junge Menschen führe zu Benachteiligungen gegenüber anderen Altersgruppen.
Junge Menschen haben insgesamt ein erhöhtes Risiko, von Armut betroffen zu sein. Der Bericht verweist auf unerschiedliche Studien. die zusammenfassend zu dem Ergebnis kommen, dass rund ein Fünftel der 14- bis 19-Jährigen und etwa ein Viertel der 20- bis 24-Jährigen von Armut betroffen seien. Problematisch ist das durchschnittlich sehr niedrige Lohnniveau junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Dies läge einerseits an Ausnahmeregelungen vom Mindestlohngesetz, andererseits daran, dass junge Erwachsene häufiger als andere Altersgruppen atypisch beschäftigt seien.
Benachteiligte junge Menschen im Blick
Die Zielgruppen der Jugendsozialarbeit erfahren in dem Bericht viel Aufmerksamtkeit. Viele individuelle Problemlagen werden detailliert beschrieben. Als Kernherausforderung benennt der Bericht die drei Begriffe: Qualifizierung, Selbstoptimierung und Verselbständigung. Damit verbunden ist eine „Eigenständige Jugendpolitik“, die explizit erfolgreiche Übergänge und soziale Integration in den Blick nimmt. Alle relevanten Initiativen/Programme wie beispielsweise „RESPEKT“, „JUGEND STÄRKEN“ und „JiVE“ werden im Bericht beleuchtet.
Jugendsozialarbeit kommt in dem Bericht ebenfalls im Kontext der Ganztagsschule zum Tragen. Sie soll diese ergänzen. Der Bericht sieht die Jugendsozialarbeit als Unterstützerin für Kompetenzgewinnung. Kompetenzerwerb und Qualifizierung außerhalb etablierter Bildungsinstitutionen gewinnen zunehmend (für eine eigenständige Jugendpolitik) an Bedeutung. Damit verschiebt sich die Aufmerksamkeit vor dem Hintergrund einer verstärkten Qualifikationsorientierung auf Prozesse des Wissenserwerbs und Kompetenzaufbaus, die auch außerhalb der Institution Schule erfolgen. Ungeachtet dessen, dass prinzipiell alle Lebenszusammenhänge von jungen Menschen Möglichkeitsräume für Lern- und Bildungsprozesse eröffnen können, rücken vor allem non-formale Zusammenhänge in das Zentrum der Aufmerksamkeit.
Digitale Welt
Ein ganzes Kapitel ist dem digitalen-vernetzten Leben Jugendlicher gewidmet und die Teilhabe daran. Der Bericht thematisiert in diesem Zusammenhang die Frage der Chancengleichheit. Wer materiell und sozial benachteiligt ist, hat Schwierigkeiten den Anschluss zu halten. Medien sind nicht nur eine Chance, mit ihnen gehen auch Gefährdungen einher. Gerade benachteiligte Jugendliche sind bei der Medienkompetenzvermittlung abgehängt. eine digitale Wissenskluft tut sich auf zwischen Jugendlichen, die das Internet aktiv zur Informationsgewinnung nutzen und solchen, die das Internet gar nicht oder vorwiegend als Konsumenten nutzen.
Junge Geflüchtete
Neben „Jugend ermöglichen“ setzt der Bericht einen Akzent auf Flucht und Integration. Ausgehend von der großen Zahl der jungen Menschen, die in Deutschland um Schutz ersuchen, thematisiert der Bericht auch deren aktuelle Lage und zieht ein Resümee über die darauf bezogenen sozialen Dienste für junge Geflüchtete. Das Flucht-Thema hat Einfluss auf alle Angebote im Bildungsbereich, dass wird schnell deutlich. auch das Erstarken von Rechtspopulisten lässt der Bericht nicht außer Acht.“
Quelle: BMFSFJ
Dokumente: broschuere-jugend-ermoeglichen-data.pdf