Veränderung regionaler Ausbildungsmärkte

Auszüge aus dem IAB-Kurzbericht – Regionale Arbeitsmärkte verändern sich von Corinna Kleinert und Thomas Kruppe:
“ … Die regionalen Typisierungen des IAB dienen dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Regionen in Deutschland detailliert abzubilden. Neben den schon länger bestehenden Typisierungen für den Arbeitsmarkt in den Rechtskreisen SGB III und SGB II wurde im Jahr 2010 erstmals eine Klassifikation für Ausbildungsmärkte entwickelt, die auf
Daten aus dem Jahr 2008 beruht. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) nutzt diese Typisierungen, um unterschiedliche regionale Ausgangsbedingungen bei der Steuerung von Maßnahmen und Mitteln sowie bei Leistungsvergleichen zwischen den Arbeitsagenturen zu berücksichtigen. Da auf regionalen Ausbildungsmärkten andere strukturelle Gegebenheiten eine Rolle spielen als auf Arbeitsmärkten, ließ sich die Leistung der Arbeitsagenturen auf dem Gebiet der Ausbildungsvermittlung nicht einfach mit der vorhandenen SGB-III-Typisierung messen. Es war vielmehr nötig, ein neues Instrument speziell für diesen Bereich zu entwickeln. …

Die neuen Ausbildungsmarkttypen
Die Neuauflage der Typisierung zeigt in mancherlei Hinsicht ein ähnliches Grundmuster wie die Erstauflage: Man erkennt deutlich Ost-West-Differenzen, die Abgrenzung verdichteter Regionen und die von hoher Arbeitslosigkeit geprägten Bezirke im Ruhrgebiet. In etlichen Fällen finden sich Agenturen, die bereits in der Erstauflage vergleichbar waren, wieder in einem gemeinsamen Typ.
Ein direkter Vergleich beider Typisierungen ist dennoch nicht möglich, denn es wurden andere Untersuchungseinheiten, andere Variablen und andere Gewichte verwendet. So ist die neue Typisierung deutlich stärker vom demografischen Geschehen geprägt als die alte und weniger stark von der Arbeitslosenquote. Die Neuordnung der Agenturbezirke schlägt sich in einer weitaus stärkeren Abgrenzung von städtischen und ländlichen Regionen nieder als bisher.

Die elf Typen lassen sich zu vier übergeordneten Gruppen zusammenfassen, die sich hinsichtlich ihrer räumlichen Lage, ihrer Verdichtung, ihrer räumlichen Umgebung und ihrer ökonomischen Situation unterscheiden: ## Der Ausbildungsmarkt Typ I umfasst alle Agenturbezirke in den neuen Bundesländern. Insgesamt gibt es dort einerseits weitaus geringere Schulabgängerquoten als im Westen und damit sehr wenig Konkurrenz unter den Lehrstellenbewerbern. Andererseits sind die Regionen des Typs I durch eine viel höhere Arbeitslosigkeit als im Westen gekennzeichnet. …
## Der Ausbildungsmarkt Typ II umfasst dynamische Großstädte im Westen und die angrenzenden Regionen, die durch besonders enge Pendlerverflechtungen auf den regionalen Ausbildungsmärkten gekennzeichnet sind. … Außerdem gibt es dort im Vergleich zu den anderen westdeutschen Regionen eher kleine Schulabgängerkohorten und überdurchschnittliche Abiturientenquoten. …
## Im Ausbildungsmarkt Typ III finden sich städtisch geprägte Bezirke im Westen mit einer überdurchschnittlich großbetrieblichen Umgebung. … Es gibt dort ebenfalls viele Schulabgänger, aber vergleichsweise wenig Abiturienten.
## Der Ausbildungsmarkt Typ IV bildet mit 57 Bezirken die größte Gruppe. Sie umfasst eher ländliche Regionen im Westen mit wenigen Großbetrieben in der Umgebung und niedriger Arbeitslosigkeit. Diese Gruppe lässt sich in drei Typen unterteilen: In Typ IVa finden sich eher städtische Bezirke mit einem günstigen Ausbildungsmarktumfeld und durchschnittlicher Konkurrenz bei den Schulabgängern. Die Typen IVb und IVc sind dagegen ländlich geprägt und die Konkurrenz unter den Abgängern ist hoch. Typ IVb hat einen überdurchschnittlichen sekundären Sektor und den höchsten Anteil von Schulabgängern. Typ IVc ist mit nur neun Bezirken deutlich kleiner als die Ausbildungsmärkte von Typ IVa und IVb. Dieser Typ hat die wenigsten Großbetriebe vor Ort, die wenigsten Großbetriebe in der Umgebung und die wenigsten Abiturienten von allen Typen. …
Fazit
Das betriebliche Ausbildungsgeschehen hat sich in den letzten Jahren regional teilweise deutlich verändert. In den neuen Ländern sind die Übergangsquoten in betriebliche Ausbildung deutlich gestiegen, in den alten dagegen nur geringfügig, sodass sie im Jahr 2010 im Osten etwas über denen im Westen lagen. Dabei macht sich vor allem der demografische Wandel auf dem Ausbildungsmarkt deutlich bemerkbar.

Die Ergebnisse der neuen Berechnungen zeigen, dass die Strukturmerkmale, die das regionale Übergangsgeschehen beeinflussen, auch bei veränderten Gegebenheiten erstaunlich stabil bleiben. Über alle Jahre hinweg (2005-2010), in denen die Typisierung regionaler Ausbildungsmärkte entwickelt und überprüft wurde, haben im Wesentlichen immer die gleichen Einflussgrößen das Übergangsgeschehen geprägt: die sektorale Struktur und die Größenstruktur der Ausbildungsbetriebe vor Ort, die Größenstruktur der Ausbildungsbetriebe in der Umgebung, die Arbeitslosenquote in der Region sowie die Kohortenstärke und die Abiturientenquote der Schulabgänger.

… Die neue Abgrenzung von Regionen hat auch dazu geführt, dass ein neuartiger Vergleichstyp entstanden ist. Die Typenbildung wird nun stärker durch die demografische Struktur von Regionen beeinflusst ist als noch vor zwei Jahren, während der wirtschaftlichen Lage in der jeweiligen Region eine geringere Bedeutung zukommt. „

Den IAB-Kurzbericht über die Typisierung der Ausbildungsmärkte in vollem Textumfang entnehmen Sie über aufgeführtem Link.

doku.iab.de/kurzber/2012/kb1712.pdf

Quelle: IAB

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