Wir müssen genauer hinsehen – Kirche fordert mehr Einsatz für benachteiligte Jugendliche

Bei der Auftaktveranstaltung zum 5. Josefstag fordert die katholische Kirche mehr Einsatz für benachteiligte Jugendliche. „Zu viele junge Leute leben auf der Schattenseite des Lebens. Sie haben keine Ausbildung, keine Arbeit, keine Perspektive“, sagte Weihbischof Dr. Bernhard Haßlberger heute in München. Dort gab der Vorsitzende der Jugendkommission der Deutschen Bischofskonferenz den Startschuss für den Josefstag. Dabei werden zum fünften Mal rund um den 18. März kirchliche Würdenträger und politische Verantwortliche bundesweit mehr als 50 Einrichtungen der katholischen Jugendsozialarbeit besuchen. Und damit ein Zeichen gegen Benachteiligung und Ausgrenzung von Jugendlichen setzen.

„Jeder hat eine Chance verdient“

Die Statistiken aus dem aktuellen Bildungsbericht der Bundesregierung sind alarmierend. In Deutschland verlässt jede/-r Zehnte die Schule ohne Abschluss, 17 % der Jugendlichen bleiben bis zu ihrem 30. Lebensjahr ohne Ausbildung, bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind es sogar 40 %. „Gesellschaft und auch die Kirche dürfen diese Jugendlichen nicht vergessen. Denn jeder hat eine Chance verdient“, betont Weihbischof Haßlberger und schaut dabei auch kritisch auf die Rolle der Kirche. „Wenn die Sorge um die jungen Menschen am Rande nicht mehr in den Gemeinden vorhanden ist, sieht es schlecht aus mit ihrer Zukunft.“

Die katholische Kirche ermöglicht in ihren über 300 Einrichtungen der Jugendsozialarbeit jährlich rund 30.000 Jugendlichen einen Einstieg in Ausbildung und Berufsleben. „Das ist viel, aber nicht genug“, sagt Gregor Gierlich für die Träger des Josefstags, und Pater Franz-Ulrich Otto ergänzt: „Uns müssen alle Jugendlichen bedingungslos wichtig sein. Ihnen gegenüber müssen wir zum Ausdruck bringen: Schön, dass du da bist.“ In dieser Verantwortung stünden mit der Jugendsozialarbeit auch die Gemeinden und Jugendverbände.

Unter dem Motto „Kennen wir uns?.“ setzt sich der Josefstag in diesem Jahr gezielt für die Jugendlichen ein, die mit den derzeitigen Mitteln der Jugendsozialarbeit nicht erreicht werden. Von Hamburg bis München, von Aachen bis Erfurt werden Kirchenverantwortliche und Politiker/-innen mit Jugendlichen gemeinsam sprechen und arbeiten.

Der Erzbischof hobelt, Politiker beim Blind Date

So lernt etwa der Hamburger Erzbischof Dr. Werner Thissen die Arbeit von jungen Menschen im Sozialkaufhaus „fairKauf“ kennen und greift in der Holzwerkstatt selbst zum Hobel. Der BDKJ Würzburg lädt bayerische Landtagsabgeordnete aller Parteien ins „Café Blind Date“ zum Essen in völliger Dunkelheit ein, wodurch die Politiker/-innen die Lebenswelt blinder Menschen kennen lernen. In der „Erfurter Brücke“ wird Weihbischof Dr. Hauke gemeinsam mit Schüler/-innen ein Bewerbungstraining absolvieren. „Sind unsere Angebote bekannt und finden uns die Jugendlichen?“ fragt selbstkritisch das Jugendhilfezentrum Johannesstift in Limburg – und setzt sich im Rahmen des Netzwerks „Recht bekommen“ für eine Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche ein.

Der Heilige Josef ist Schutzpatron der Arbeiterinnen und Arbeiter und der Jugendlichen. Seinen Gedenktag begeht die Kirche am 19. März. Der Josefstag findet zum fünften Mal statt und ist eine Aktion des „arbeit für alle“ e.V., einer Initiative des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj) und der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS).

Quelle: BAG KJS

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