Internetplattform zu einer person- und werteorientierten Jugendsozialarbeit gestartet

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e.V. startet „Du-bist-wertvoll“-Web-Site: Als Ergebnis des Projekts „Du bist wertvoll.“ wurde eine Internetplattform aktiviert, die eine Methodologie sowie konkrete Bausteine für eine werteorientierte Jugendsozialarbeit liefert. Die Seite ist geleitet von dem Gedanken, dass Klienten nicht nur nach erfahrenen Helfer/-innen suchen, sondern nach Menschen mit Profil, denen sie vertrauen können und von denen sie anerkannt werden. Die Homepage vereinigt in sich theoretische Grundlageninformationen, interaktive Übungen und Spiele zum Ausprobieren direkt am Computer sowie eine Fülle von Ideen, Methoden und Materialien für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen.

Soziale Arbeit – „eine durch Wissenschaft, Ethik und Erfahrung gesättigte Kunst“

(Staub-Bernasconi 1991: 13)
Diese Definition von Sozialer Arbeit wird bewusst von der Web-Site „Du-bist-wertvoll“ aufgegriffen. Denn mit der Professorin für Soziale Arbeit, Silvia Staub-Bernasconi, sind wir uns einig, dass Soziale Arbeit ohne Werte nicht auskommt. Wer in einem sozialen Beruf tätig ist und mit Menschen umgeht, der wird unweigerlich mit ethischen Fragen konfrontiert. Man muss für sich eine Antwort auf die Frage finden, wie man mit Menschen umgehen soll, was man ihnen zumuten darf und was man ihnen schuldet.

In den vergangenen beiden Jahrzehnten brachten allerdings die Prozesse der sog. Neuen Steuerung die soziale Arbeit in eine gefährliche Schieflage. Marktorientierung, finanzieller Druck und betriebswirtschaftliche Logik haben schleichend den geltenden Wertecodex unterminiert. Normative und religiöse Maßstäbe erlitten einen Bedeutungsverlust und wurden durch Kriterien der Effizienz und Marktfähigkeit oder durch säkulare Werte ersetzt. Ob man so hilfebedürftigen Menschen gerecht wird, darf bezweifelt werden.

Ganzheitliche Bildung zu selbst bestimmten und sozial verantwortlichen Persönlichkeiten

Um solchen Tendenzen auch in der Jugendsozialarbeit gegenzusteuern, haben die BAG KJS und ihre evangelische Partnerorganisation (BAG EJSA) schon vor einiger Zeit die Initiative ergriffen. Nicht ein konfessioneller Sonderweg war dabei das Ziel, man wollte vielmehr einen Beitrag zur Qualitätsverbesserung der Jugendsozialarbeit aller Träger leisten. Gemeinsames Ziel soll nicht nur die arbeitsmarktbezogene Befähigung junger Menschen sein, sondern deren ganzheitliche Bildung zu selbst bestimmten und sozial verantwortlichen Persönlichkeiten.

Genau diesem Anliegen will nun auch die Internet-Plattform „Du-bist-wertvoll.de“ dienen. Die Seite möchte Mitarbeiter/-innen der (Jugend-)Sozialarbeit anregen, sich über die eigenen Werte und Arbeitsziele Rechenschaft zu geben, mit Kollegen/-innen darüber zu kommunizieren und so – in kontinuierlicher Qualitätsarbeit – eine Jugendsozialarbeit zu praktizieren, die individuell beeinträchtigten und sozial benachteiligten junge Menschen wirklich gerecht wird.

3 gute Gründe für eine ganzheitlich ausgerichtete und von Werten geleitete Jugendsozialarbeit

  • Grund 1: Menschen sind nicht nur wertvoll, sie haben eine „Würde“
    Die Jugendsozialarbeit aller Träger – der weltanschaulichen wie weltanschaulich neutralen – ist dem internationalen Code of Ethics für die Berufsgruppe der Sozialarbeiter/Sozialpädagogen verpflichtet. Deren erster Grundsatz drückt die Überzeugung aus, dass „jeder Mensch die gleiche Würde (hat), ungeachtet seiner Abstammung, seiner Volkszugehörigkeit, seines Geschlechtes, seines Alters, seines Glaubens, seiner sozialen und wirtschaftlichen Stellung oder seiner gesellschaftlichen Verpflichtung.“ Daraus leitet sich der erste Leitsatz ethischen Verhaltens von Sozialarbeitern/-innen ab: „Die Würde des Einzelnen achten, die Gründe seines Verhaltens verstehen und entsprechend helfen.“

    Der Code of Ethics stellt somit die unverzichtbare personale Orientierung der beruflichen Sozialarbeit heraus. Diese begegnet „unabhängig und umfassend menschlichen Nöten, die durch personale-soziale Interaktion entstehen; sie sieht ihre Aufgabe in der Entwicklung menschlicher Fähigkeiten. Sozialarbeiter dienen dem Wohlergehen und der Selbstverwirklichung der Menschen (…); sie erstreben soziale Gerechtigkeit für jeden Menschen.“

  • Grund 2: Gute soziale Arbeit ist ein Konstrukt aus Fachlichkeit und Persönlichkeit
    Die Qualität der Jugendsozialarbeit lässt sich – wie die jeder anderen Sozialarbeit – nur als Konstrukt beschreiben. So bedeutsam einerseits fachliche, organisatorische, wirtschaftliche und technische Kompetenzen für den Erfolg sozialer Arbeit sind, so unverzichtbar sind andererseits subjektive Faktoren wie Menschlichkeit, Liebe, Empathie und Zuwendung: „Dadurch fällt der Person des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin (…) eine zentrale Rolle für die Aufgabenerfüllung zu. Die Person/Persönlichkeit mit ihren Stärken, Erfahrungen, Eigenschaften und Fähigkeiten wird zum „Dreh- und Angelpunkt“, der über Qualität und Erfolg in den beruflichen Interaktionen mit den Hilfebedürftigen und Kolleg(inn)en entscheidet.“

    Die Qualität von guter Jugendsozialarbeit hängt somit nicht nur an technischen Instrumenten, sondern ebenso an der Haltung von Sozialarbeitern/-innen. Nur wenn sie Jugendlichen das Gefühl vermitteln können, dass ihnen etwas an ihrem Schicksal liegt und sie ihnen trotz aller Schwierigkeiten etwas zutrauen, dann besteht die Chance auf einen Erfolg.

  • Grund 3: Soziale Arbeit ist eine zu verantwortende Tätigkeit
    Der professionelle Umgang mit Menschen erfordert ein hohes Maß an Verantwortung sowohl dem Individuum wie der Gesellschaft gegenüber. Weil Sozialarbeiter/-innen für das, was sie tun, „gerade stehen“ müssen, brauchen sie ein „Werte- und Kriterienwissen“, von dem her sie ihr Handeln begründen und ausrichten können. Weil man aber in vielen Situationen nicht einfach sagen kann, was jeweils richtig oder falsch, gut oder schlecht ist, empfiehlt der Pädagoge Hans Thiersch eine „moralisch inspiririerte Kasuistik“. Man müsse „den Einzelfall unter allgemeinen Regeln“ verhandeln. Solche allgemeinen Regeln aber finden sich nicht einfach in der Sozialarbeit selbst, sondern sie kommen von auswärts: von der Philosophie, der Theologie und von weltanschaulichen Institutionen. Die (Jugend-)Sozialarbeit kann auf diese ethischen Traditionen nicht verzichten. Würde sie es trotzdem tun, geriete sie in Gefahr, ihr Rückgrat zu verlieren und zum Spielball bürokratischer, ökonomischer oder ideologischer Interessen zu werden – dies zu Lasten der Menschenwürde und der Menschenrechte der Hilfesuchenden.

Mitmachen! Eigene Methoden und Erfahrungen sind willkommen

Die Homepage versteht sich als „Mitmach-Plattform“. Ausdrücklich wird zur Mitarbeit eingeladen: wer eigene Methoden vorstellen möchte oder von Projekten berichten kann, die in einer Einrichtung erfolgreich stattgefunden haben, darf diese gerne an die Redaktion schicken.

Das Projekt „Du bist wertvoll.“ wurde gefördert aus Mitteln des BMFSFJ. Zur Schaffung der inhaltlichen Grundlage für die Internetplattform wurde seitens der BAG KJS das Jugendpastoralinstitut Don Bosco in Benediktbeuern beauftragt.

Quelle: BAG KJS; JPI Don Bosco

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