Auftrag Inklusion: Herausforderungen für Schule, Jugend – und Behindertenhilfe. Dokumentation der Burgstädter Fachtagung

Die 4. Burgstädter Fachtagung beschäftigte sich mit der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen. Seit der UN-Behindertenrechtskonvention aus dem Jahr 2006 ist das Thema „Inklusion“ in aller Munde. Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf Teilhabe von Anfang an. Deutschland tut sich allerdings schwer mit der Umsetzung. Eine Tagung im Don Bosco-Jugendwerk in Burgstädt am 24. Mai wollte diesem Problem zu Leibe rücken.

Kräfte bündeln und Hilfen transparent machen

Einfach wird der Weg der Inklusion nicht, wenn man dem früheren Ministerialrat im Bundesfamilienministerium, Reinhard Wiesner, Glauben schenken darf. Die „große Lösung“ der Eingliederungshilfe für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen oder Benachteiligungen liegt für Wiesner vor allem in der Vernetzung aller Akteure und dem Abbau der Bürokratie. Wiesner fordert eine „Bereinigung“ der Zuständigkeiten, um die Kräfte zu bündeln und die Hilfen transparent zu machen. Das betrifft die Wege der Finanzierung genauso wie schulische Konzepte, nach denen Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam lernen können. „Die Inklusion verlangt eine Umstellung aller Beteiligten“, mahnt Wiesner.

Menschen mit und ohne Behinderung mit auf die Reise nehmen

Ein Beispiel gelungener Inklusion stellte Wilfried W. Steinert vor, früherer Leiter der Waldhofschule in Templin (Brandenburg). Hier lernen jeweils 50 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit und ohne Förderbedarf. „Die Schule für alle erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen“, versichert Steinert. Für Behörden, Eltern, Lehrer und Schüler. Dahinter stehe eine Anerkennung der Vielfalt des Lebens und der Gesellschaft. Jeder Schüler werde gefördert, mit eigenen Lernzielen und individuellen Beurteilungen. Es gelte, den Menschen mit Behinderung, aber auch den ohne Behinderung mit auf diese Reise zu nehmen. Dass der behinderte Mensch nicht bildungsfähig sei, sei einer der großen Irrtümer in der Geschichte. Das bedeute aber herauszufinden, wozu der einzelne imstande ist. Steinert: „Solange ich nicht weiß, was ich kann, weiß ich nicht, was ich fördern soll.“

Inklusion, so bestätigte Reinhard Wiesner, bleibt jedoch ein „Querschnittsthema“. Sie betrifft nicht nur die Bildung, sondern auch andere Bereiche der sozialen Arbeit: Familienberatung ebenso wie Migration oder Wiedereingliederungshilfen bei Suchterkrankungen.

Quelle: Kath. LAG Kinder- und Jugendsozialarbeit Sachsen (KLAGS)

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