Es ist ein nass-kalter Samstag im Herbst. Der Himmel über Bad Honnef ist trüb und grau, Nieselregen geht in Starkregen über. Es ist nicht das schönste Wetter für eine Wanderung, doch davon lässt sich die Gruppe junger Menschen nicht abschrecken, die sich mittags an der Haltestelle Am Spitzenbach trifft. Die meisten von ihnen sind Anfang bis Mitte 20, doch auch zwei jüngere Familien mit Kindern sind dabei. Mit drei Mitarbeiterinnen der Jugendmigrationsdienste (JMD) wollen sie auf die Löwenburg wandern, eine Burgruine auf dem zweithöchsten Berg des Siebengebirges. Mit Regenjacken und Schirmen gewappnet geht es los in den Wald. Noch kennen sich die meisten Teilnehmenden nicht, doch ihre Vergangenheit verbindet sie: Alle sind erst vor wenigen Jahren nach Deutschland gekommen, viele von ihnen als Geflüchtete. Kirsten Raaf, die pädagogische Mitarbeiterin des JMD im Rhein-Erft-Kreis (Katholische Jugendagentur Köln) organisiert seit zwei Jahren gemeinsam mit Nina Braun vom JMD Euskirchen (KJA Bonn) das jährlich stattfindende Wandern. Beim Wandern lernen neu Zugewanderte nicht nur die Umgebung ihres neuen Wohnorts besser kennen, sondern kommen auch miteinander in Kontakt. Die rund 500 Jugendmigrationsdienste bundesweit unterstützen junge Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Einen Schwerpunkt bildet die langfristige, individuelle Begleitung Jugendlicher auf ihrem schulischen und beruflichen Weg. Ziel ist es, die soziale Teilhabe der jungen Menschen zu fördern und ihre Perspektiven zu verbessern.
Aus der Wandergruppe profitieren z.B. die 24-Jährige Shaza und der 26-Jährige Ahmad von der JMD-Hilfe. Shaza ist vor zwei Jahren aus dem Irak geflohen. Heute wohnt sie mit ihrer Familie in Wesseling bei Köln. Mit Hilfe des JMD hat Shaza ihren ersten Deutschkurs gefunden. Im Moment ist sie sehr aufgeregt, denn es sind nur noch ein paar Wochen bis zu ihrer Prüfung im Sprachniveau B2.
Ahmad war vor drei Jahren schon einmal mit dem JMD in der Eifel wandern. Der 26-Jährige ist 2015 vor dem syrischen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen. Der JMD im Rhein-Erft-Kreis hat Ahmad bei seiner Ankunft in Deutschland unterstützt, ihm den ersten Deutschkurs vermittelt. Über die Jahre sei die Beziehung zum JMD immer stärker geworden, sagt Ahmad. „Wenn ich Hilf brauche, frage ich Frau Raaf.“ Mittlerweile macht er eine Ausbildung zum Krankenpfleger und ist mit seiner Arbeit im Krankenhaus sehr zufrieden.
Quelle: JMD Servicebüro
Bild: JMD Servicebüro