Die coronabedingten Einschränkungen verschärfen insbesondere die Situation von armen und benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Und das auf vielfältige Weise. Unter Federführung der Nationalen Armutskonferenz (NAK) hatten mehr als 50 Organisationen bemängelt, dass Bildungs- und Teilhabechancen eng mit dem Geldbeutel der Eltern verknüpft seien. Der Jugendforscher Klaus Hurrelmann befürchtet, dass Schüler aus bildungsfernen oder finanziell weniger gut situierten Familien die größten Verlierer der Corona-Krise werden könnten. Kinder, die über Raum zum Lernen und entsprechende Endgeräte verfügen, um den Schulstoff digital zu bearbeiten, können auch mal ein paar Monate nicht zur Schule gehen, das fällt nicht so stark ins Gewicht, sagte er dem Nachrichtenportal <<watson>>: Bei Kindern aus schlechter situierten oder bildungsfernen Familien sieht das anders aus. Um einer zunehmenden Bildungsungerechtigkeit entgegenzuwirken, sollten nach Ansicht des Experten zumindest die Schulen in sozialen Brennpunkten extra gefördert werden. Nach Ansicht des Deutschen Caritasverbandes litten besonders Kinder unter einer Schuldenkrise infolge der Corona-Pandemie. „Kinder aus verschuldeten und von Armut betrogenen Familien dürfen nicht in eine hoffnungslose Situation geraten“, betonte deswegen Caritas-Präsident Peter Neher. Wegen der Schließung von Schulen und der Kontaktbeschränkungen hätten Kinder derzeit keine Möglichkeit, sich etwa von finanziellen Sorgen zuhause abzulenken.
Der Verband rechnet mit einer deutlichen Zunahme der überschuldeten Haushalte infolge der Corona-Pandemie. Bereits vor der Krise waren zehn Prozent der Haushalte in Deutschland überschuldet. Die Folgen der Corona-Krise, wie der Verlust des Arbeitsplatzes oder nicht ausreichendes Kurzarbeitergeld, bedrohten zunehmend die Existenz vieler Familien, so Neher. Das NAK-Bündnis fordert eine Kindergrundsicherung, die ihren Namen verdiene. Diakonie-Vorstand Maria Loheide mahnt: „Für alle Kinder und Jugendlichen müssen in Deutschland gleichwertige Lebensverhältnisse geschaffen werden. Die Chance, gut aufzuwachsen, darf nicht vom Wohnort abhängen. Wir brauchen überall eine öffentliche Infrastruktur, die beispielsweise den Kitabesuch genauso ermöglicht wie den Besuch im Schwimmbad oder in der Bibliothek.“
Quelle: epd; KNA; NAK; Caritas; Klaus Hurrelmann