Das duale System wird international und im Inland höchst unterschiedlich bewertet. Das machte Professor Friedrich Hubert Esser, Präsident des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in einer Ausschuss-Anhörung. International werde das duale System so hoch bewertet wie niemals zuvor. Das hänge auch mit der wirtschaftlichen Prosperität Deutschlands zusammen und der niedrigen Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Ländern.
In Deutschland selbst werde das System von Forschern wie Praktikern nicht mehr uneingeschränkt positiv gesehen. Im Vergleich zu vor zehn Jahren würden heute rund 100.000 Ausbildungsverträge weniger vermittelt, zugleich gebe es immer mehr offene Stellen und auf der anderen Seite rund 80.000 junge Menschen, die keinen Ausbildungsvertrag bekämen.
Es gebe im dualen System gravierende Strukturprobleme, viele Berufsbilder würden nicht ausreichend positiv vermittelt. Aber auch eine veränderte Bewertung und Sichtweise von jungen Menschen auf ihre zukünftige Berufstätigkeit spiele eine Rolle. Beispielsweise würden viele junge Menschen Wert auf die Vereinbarung von Familie und Beruf legen. Das sei in einigen klassischen Handwerksberufen wie dem Bäckerhandwerk und der Lebensmittelbranche ein Problem, räumte Esser ein.
Bislang hatten Experten auch stets die problematische demographische Entwicklung in Deutschland ins Feld geführt. Angesichts der zunehmenden Flüchtlingsströme aus aller Welt würde sich dieses Problem deutlich nivellieren, analysierte Esser. Der BiBB-Präsident mahnte, es sei für die Bundesrepublik wichtig, aus Arbeitspotenzial Beschäftigungspotential zu machen.“
Quelle: Pressedienst des Deutschen Bundestages