Für das Ausbildungsjahr 2021/22 haben einer Umfrage des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge 17 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe weniger Lehrverträge abgeschlossen als vor der Corona-Krise. Insgesamt haben 36 Prozent der ausbildungsberechtigten Betriebe für das aktuelle Ausbildungsjahr Lehrstellen angeboten, doch konnten nur 61 Prozent dieser Betriebe tatsächlich Azubis finden. Grund dafür sei sehr oft der Mangel an geeigneten Bewerbungen, erklärten die Arbeitsmarktforscher*innen des IAB. Pandemiebedingte Einschränkungen beim Ausbildungsplatzangebot melden dagegen nur noch wenige Betriebe. Kleine Betriebe seien besonders stark betroffen. Der Anteil unbesetzter Lehrstellen an allen angebotenen Ausbildungsplätzen liegt mit 49 Prozent in kleineren Firmen deutlich über dem in größeren Betrieben, wo er 28 Prozent beträgt.
Das Matching verbessern – Angebot und Nachfrage besser zusammenführen
Die IAB-Forscher*innen fordern, zuallererst Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt besser zusammenzuführen. Als erfolgversprechend sehen sie Ansätze, die ein beiderseitiges Kennenlernen ermöglichen und Jugendliche nicht nur an die Ausbildungsinhalte im Betrieb heranführen, sondern auch den Arbeitgebern Einblicke in die Stärken und Schwächen der jungen Menschen gewähren. Praktika sowie die von der Arbeitsagentur geförderte Einstiegsqualifizierung sollte verstärkt genutzt werden. Zugleich plädieren sie für Aufklärung über die sozialen Medien, um das Interesse Jugendlicher für eine betriebliche Ausbildung zu erhöhen. Jobsicherheit, Arbeitsbedingungen und Entlohnung sehen die Forscher*innen als entscheidende Faktoren für die Wahl eines Ausbildungsberufs.
Keine Ausbildung für alle
Auch wenn viele Stellen nicht besetzt werden konnten, bleiben auch viele junge Menschen ohne einen Ausbildungsplatz, die gerne eine Ausbildung absolvieren möchten. Das Nachsehen bei der Besetzung von Ausbildungsstellen haben vor allem Jugendliche mit fehlenden oder niedrigen Schulabschlüssen und junge Menschen, die nicht oder nur eingeschränkt mobil sind, dokumentiert die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. in ihrem Politikbrief zu Jugendarmut sowie im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2020“.
Gerade von Jugendlichen mit fehlendem oder einfachem Schulabschluss wird erwartet, dass sie auch weit entfernte Ausbildungsplätze in Kauf nehmen. Dabei ist Mobilität ein Privileg. Auszubildende können sich das Wohnen in einer deutschen Großstadt oder in Ballungsräumen ohnehin kaum leisten. Und sind die Eltern selbst in Geldnot, sind finanzielle Zuschüsse oder eine Mietbürgschaft unmöglich, verdeutlicht die BAG KJS in ihrem Material zum Monitor.
In Deutschland haben mehr als zwei Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren keine abgeschlossene Berufsausbildung. Damit sind 14,1 Prozent der jungen Generation ausbildungslos. Seit 2013 ist diese Quote kontinuierlich angestiegen, auch das belegt die BAG KJS über mehrere Jahre hinweg in ihrer Initiative zur Bekämpfung von Jugendarmut.
Quelle: IAB; BAG KJS; epd; Deutschlandfunk