Sind An- und Ungelernte dauerhaft im Jedermannsarbeitsmarkt gefangen?

Menschen ohne Berufsabschluss können auf dem Ar­beitsmarkt nur schwer Fuß fassen. Sie haben überdies oft nur einfache Jobs, in denen sie sich nicht weiterentwickeln. Damit sind sie quasi auf den soge­nannten Jedermannsarbeitsmärkten gefangen. (…) Was tun um die Situation von An- und Ungelernten nachhaltig zu verbessern?

Jeder siebte Erwachsene hierzulan­de besitzt keinen Berufsabschluss. Was unterscheidet diese Menschen von Qualifizierten? 1. Sie sind seltener erwerbstätig und damit häufiger armutsgefährdet. Fast 57 Prozent aller 16- bis 64-jährigen Geringqualifizierten sind berufstätig. Die Erwerbstätigenquote der Personen mit Berufsabschluss beträgt 82 Prozent. Zudem ist unter den erwerbstäti­gen An- und Ungelernten rund jeder Fünfte unregelmäßig oder geringfü­gig beschäftigt. Dagegen haben lediglich 6 Prozent der Personen mit Berufsabschluss einen solchen Job. (…)

Sie haben nur geringe Grund­kompetenzen. (…) Rund die Hälfte aller An- und Ungelernten ist bestenfalls in der Lage, kurze und einfache Texte zu lesen und diese begrenzt zu verstehen. (…) Nun könnte man meinen, dass An- und Ungelernte im Rahmen eines Jobs Kompetenzen erwerben und so fehlende formale Qualifika­tionen ausgleichen. Doch der Me­chanismus greift bei dieser Gruppe nicht. Selbst unter den berufstätigen An- und Ungelernten verstehen immer noch 45 Prozent Texte allenfalls rudimentär. (…)

Um die Situation An- und Ungelernter zu verbessern und ihre Zahl nachhaltig zu reduzieren, kann an vielen Punkten angesetzt werden.

Das Institut der deutschen Wirtschaft schlägt vor: ## Frühkindliche und schulische Bil­dung ausbauen. Der Besuch einer Kita kann die Startchancen von Kindern aus bildungsfernen Fami­lien erhöhen. Auch in der Schule muss nachgebessert werden – etwa durch mehr Ganztagsschulen.
## Abbrüche verhindern. Starthilfe benötigen Jugendliche auch vor Be­ginn ihrer Lehre. Durch eine bessere Berufsorientierung – zum Beispiel durch Praktika und eine individuelle Berufsberatung in den Schulen – lässt sich vermeiden, dass eine Aus­bildung abgebrochen wird.
## Teil- und Nachqualifizierungsangebote ausbauen. Für viele An- und Ungelernte ist eine gezielte Qualifi­zierung der nahezu einzige Weg, im Berufsleben voranzukommen. (…) Man sollte den Erwerb von Teilqualifikationen anbie­ten. Diese unterteilen einen aner­kannten Ausbildungsberuf in einzelne Module. Jeder Interessent kann dann Bausteine absolvieren, die zu seinem individuellen Qualifikationsbedarf passen. Die erworbenen Kompetenzen werden zertifiziert. Sind alle Module in beliebiger Reihenfolge und ohne zeitliches Li­mit durchlaufen, steht der Weg zu einer externen Prüfung offen. (…)
## Weiterbildungsangebote und Förderung transparenter gestalten. Es gibt viele Weiterbildungsangebote und Förderprogramme, die für An-­ und Ungelernte sowie ihre Arbeitgeber infrage kommen. In diesem Dschungel das Passende zu finden, ist jedoch schwierig. Deswegen sollten unterschiedliche Programme zusammengefasst und bundesweit einheitlich umgesetzt werden. (…)

www.iwkoeln.de

Quelle: iw-infodienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln

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