Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Organisation for Economic Co-operation and Development, OECD) legt jährlich einen Wirtschaftsbericht für Deutschland vor. Für das Jahr 2025 rät die OECD in der Analyse unter anderem, für Lehrlinge den Mobilitätszuschuss zu erhöhen und deren Wohngeld auf das Unterstützungsniveau für Studierende anzugleichen – mithilfe der Unternehmen. Ausbildung müsse attraktiver werden, unter anderem mit einer höheren Vergütung. Maßnahmen wie diese helfen aus Sicht der OECD gegen den drohenden Fachkräftemangel und unterstützen den wirtschaftlichen Aufschwung.
Im Übergangssektor empfiehlt die OECD, stärker Grundkompetenzen zu vermitteln. Mehr Jugendliche als bisher müssten den Einstieg in eine Ausbildung schaffen, warnt die Organisation. Politik und Betriebe sind gefragt, neue Qualifizierungsmöglichkeiten für Menschen ohne Berufsabschluss zu schaffen. Damit das Matching zwischen jungen Menschen und Ausbildungsbetrieben besser gelingt, sollten Schüler* innen bereits in der Sekundarstufe I nicht nur über Berufsbildungsgänge informiert werden, sondern auch über Kompetenzbedarfe am Arbeitsmarkt.
Mangel an Fachkräften verzögert Verbesserung der Infrastruktur
Die Nachfrage nach Fachkräften übersteigt das Angebot insbesondere bei erneuerbaren Energien und Heiztechnik, in Pflege- und Gesundheitsberufen, im Hoch- und Tiefbau, in der Gastronomie und im Berufskraftverkehr. „Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Baugewerbe und bei den erneuerbaren Energien droht zu einem großen Hemmnis für Infrastrukturinvestitionen zu werden“, bilanziert die OECD. Genannt sind damit Arbeitsfelder, in denen junge Menschen mit geringen Chance Perspektiven entwickeln könnten, wenn sie unterstützt werden. Die OECD rät, Löhne und Arbeitsbedingungen in diesen häufig weniger attraktiven Tätigkeitsfeldern zu verändern, um Anreize zu schaffen. Außerdem sollte der Erwerb allgemeiner Querschnittskompetenzen wie Lesekompetenz, alltagsmathematische Kompetenz, kreatives Denken, soziale und sprachliche Kompetenzen ebenso wie digitale Kompetenzen zu einem wesentlichen Bestandteil der Ausbildungsgänge werden – deutliche Hinweise an das Bildungs- und Übergangssystem sowie die Weiterentwicklung der Ausbildung.
Gedankenspiel
Das milliardenschwere Sondervermögen – so lassen sich die Hinweise der OECD interpretieren – müsste demnach zu einem größeren Teil zunächst in junge Menschen und ihre beruflichen Perspektiven investiert werden. In den Schulen gehören neben Sprach- und Mathematik-Kompetenzen zugleich Lern- und Orientierungskompetenzen sowie Kreativität zum Portfolio. Die Jugendsozialarbeit an Schulen ist als Teil multiprofessioneller Teams eine relevante Infrastruktur. Das gilt ebenso für Jugendsozialarbeit am Übergang von der Schule in Ausbildung und Beruf. Sie begleitet junge Menschen mit geringen Chancen im Übergangssystem darin, mit einem Schul- und Ausbildungsabschluss am sozialen, wirtschaftlichen und demokratischen Miteinander nachhaltig mitzuwirken.
Text: Michael Scholl