In seinen Ad-hoc-Empfehlungen unterstreicht der Deutsche Ethikrat, dass die Gesellschaft den Kindern und Jugendlichen in den Monaten der Pandemie bis heute vieles schuldig geblieben ist. In einer Veranstaltung mit jungen Menschen wurden die Erfahrungen thematisiert. Vereinsamung, Isolation und Angst, übermäßigen Medienkonsum sowie das Fehlen äußerer Strukturen, die dem eigenen Leben üblicherweise Halt geben, sind die markanten Themen der jungen Menschen. Der Ethikrat plädiert daher für eine zeitnah verfügbarer psychosoziale Beratung, Unterstützung und Versorgung.
Laut Ethikrat wiesen die jungen Menschen zugleich darauf hin, “dass es vielen anderen, besonders sozial Benachteiligten, noch viel schlechter als ihnen ergangen sei. Insbesondere in Transitionsphasen, etwa im Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, von der Grundschule in die weiterführende Schule und von der Schule in die Ausbildung oder zum Studium, nahmen die Verunsicherung und die psychischen Nöte pandemiebedingt in allen Altersgruppen überdurchschnittlich zu“, heißt es in dem Papier.
Mangel an geeigneten Unterstützungsangeboten
Der Ethikrat stellt weiter fest: “Aus psychischen Belastungen, für die es an frühzeitiger, effektiv erreichbarer professioneller Begleitung und Hilfe fehlte, wurden so zum Teil manifeste psychische Erkrankungen, die ohne zielgenaue professionelle Hilfe von Beratung über Begleitung bis hin zu Therapie nicht mehr zu bewältigen waren und sind”. Und weiter: “Es fehlt an geeigneten Unterstützungsangeboten für Personen(gruppen), die infolge der Schwere ihrer Belastung einer zeitnahen Hilfe besonders dringend bedürfen und deren Zugangschancen zu den ohnehin knappen Angeboten aufgrund verschiedener Faktoren (z. B. Sprachbarrieren, Bildungsferne) erheblich gemindert sind.”
Ein drängender Notstand sei der Mangel an zeitnah verfügbarer psychosozialer Prävention, Beratung, Unterstützung und Versorgung. Werde dieser Mangel nicht ausgeglichen, könne dies langfristig die Chancengerechtigkeit innerhalb der jungen Generation bedrohen, glaubt der Ethikrat. 11 konkrete Empfehlungen gibt der Ethikrat, folgende sind aus Sicht der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. hervorzuheben:
- Niedrigschwellige und flächendeckende schul-psychologische Angebote bzw. psychosoziale Unterstützungsangebote, z. B. durch qualifizierte Schulsozialarbeit, sollten gestärkt und in den Schulalltag und das Schulkollegium als Regelangebot integriert werden. Angesichts des diesbezüglichen Fachkräftemangels braucht es offensivere Strategien zur Personalgewinnung.
- Die Arbeitsfähigkeit von Einrichtungen, die Diagnostik, Beratungsangebote, Heilbehandlungen und Hilfen zur Teilhabe für Kinder und Jugendliche, aber auch Hilfen für Eltern und Familien vorhalten, sollte durch eine verlässliche Finanzierung gestärkt werden.
- Es muss sichergestellt werden, dass Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in gesellschaftlichen Krisen nicht wieder als erste bzw. in weit überwiegendem Umfang die Lasten der Krisenbewältigung tragen müssen, sondern mit allen Kräften geschützt werden. Dazu gehört auch, ihre Anliegen ernst zu nehmen, Formen altersgemäßer Partizipation bei der Krisenbewältigung zu ermöglichen und Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene selbst anzuhören.
Quelle: Die Empfehlungen des Deutschen Ethikrats fasste Michael Scholl, Grundlagenreferent bei der BAG KJS, zusammen