Caritas fordert Zugang zu den Geflüchteten in der Grenzregion
An der Grenze zwischen Polen und Belarus spielen sich dramatische Szenen ab: Tausende Männer, Frauen und Kinder, die in der Kälte und unter freiem Himmel darauf warten, in die EU einreisen zu können. Die politische Lage und das Verhältnis zwischen der EU und dem belarussischen Machthaber Lukaschenko ist komplex, doch für das Schicksal der frierenden und hungernden Menschen gibt es nur eine Lösung: Es muss ihnen geholfen werden, schnellstmöglich und ohne politische Hintergedanken.
Entlang der polnisch-belarussischen Grenze warten 3000 bis 4000 Schutzsuchende zurzeit bei niedrigen Temperaturen und schlechter Versorgungslage auf die Wiederöffnung der Grenzen – oder zumindest auf humanitäre Hilfe. Es wird von ersten Toten durch Erfrierung und Erschöpfung berichtet, von großer Verzweiflung, hat doch die Fluchtroute durch Belarus Richtung Europa in den vergangenen Monaten für viele Minderheiten wie Kurden oder Jesiden die einzige Chance auf Asyl in erreichbare Nähe gebracht. Nun sitzen sie in den Wäldern an der EU-Außengrenze fest und ihnen droht nicht nur der gewaltvolle Pushback durch die polnische Polizei und das Militär, sondern ein lebensgefährlicher Winter.
Hilfsorganisationen werden abgewiesen
Der polnische Caritasverband bemüht sich – ebenso wie Caritas International und Caritas Europa – Zugang zur Grenzregion zu erhalten, um dort Notfallpakete mit Wärmedecken, Wasser und Nahrungsmitteln zu verteilen. Diese Hilfen erfolgen primär über Kontakte zu den Ortspfarreien und der lokalen Caritas, die in der Nähe der Grenze Versorgungszentren aufbauen, sog. “Hope Tents”, zu Deutsch “Hoffnungszelte”. Dort werden warme Kleidung und warmes Essen bereitgehalten. Bis an die Grenze und zu den in der Kälte und Hoffnungslosigkeit ausharrenden Migrant*innen dürfen sie allerdings nicht: Das polnische Notstandsgesetz verbietet dies und verhindert so, dass die Helfer*innen der Caritas und anderer Organisationen direkt Hilfe leisten. Mittlerweile versorgt die Caritas die Geflüchteten nachts heimlich.
Würde sicherstellen und Solidarität zeigen
Caritas-Europa-Generalsekretärin Maria Nyman macht deutlich, dass es nun auch dringend politische Entscheidungen braucht: “Während wir also alles in unserer Macht Stehende tun, um unmittelbare Hilfe zu leisten, versuchen wir auch, unsere Verantwortlichen aufzufordern, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch stets mit Respekt und Würde behandelt wird.“ Dies bedeutet aus Nymans Sicht, dass nicht nur unverzüglich Hilfsorganisationen der Zugang zu den Lagerplätzen an der Grenze eingeräumt werden müsse, sondern auch, dass die geopolitischen Spannungen zwischen Belarus und der EU nicht auf dem Rücken schutzsuchender Menschen ausgetragen werden dürften.
Quellen: Caritas Polen, Vatican News, Caritas International; Bildnachweis: Caritas Polska