Einsatz für Arbeitslose ist ein unverzichtbarer christlicher Auftrag Bundestagung in Münster diskutiert Modelle für mehr Arbeit “ Sich für Arbeitslose einzusetzen und sie bei der Suche nach Arbeit zu unterstützen, ist für die Caritas ein unverzichtbarer christlicher Auftrag. Diese Konsequenz ergibt sich für den münsterschen Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann unmittelbar aus dem christlichen Menschenbild. Mögliche Wege dahin diskutierte die Bundesarbeitsgemeinschaft Integration durch Arbeit (IDA) im Deutschen Caritasverband von Mittwoch bis Freitag Tage in Münster. Kessmann, der zum neuen Vorsitzenden gewählt worden war, forderte die Verantwortung des Staates und der Gesellschaft ein. Arbeitslosigkeit als individuelles Versagen des Einzelnen anzusehen, gebe es mittlerweile nicht nur an den Stammtischen. Schlimmer noch, dies sei mittlerweile teilweise politisches Programm und werde selbst in Teilen der Kirche inzwischen so gesehen. Dass es möglichweise phantasievolle Lösungen gibt, die die tatsächlichen Ursachen angehen können, zeigte Prof. Ronnie Schöb mit der ‚Magdeburger Alternative‘ auf. Die Betonung der individuellen Verantwortung spiegelt sich nach Ansicht des IDA-Vorsitzenden unter anderem in der ‚Überbetonung des Fordern‘ in den Hartz-IV-Regelungen wider. Der Staat schaue derweil hilflos zu, wie Konzerne trotz Rekordgewinnen Arbeitsplätze abbauen. Dagegen fordere die Caritas eine Kultur der Solidarität und stemme sich gegen den allgemeinen Trend. Diese müsse aber auch ‚Bewertungsmaßstab für alle Vorhaben im Bereich der Landes- und der EU-Politik werden‘, erklärte Kessmann. Wenn die Caritas sich an der Schaffung von Arbeit beteiligen wolle, müsse sie trotz aller Kritik auf die Instrumente von Hartz IV zurückgreifen, ‚denn andere haben wir nicht‘, sagte der IDA-Vorsitzende: ‚Aber man darf merken, dass wir es aus einer christlichen Option heraus machen.‘ Das bedeute allerdings auch, dass die Qualifizierung bei den Zusatzjobs so entscheidend sei, dass die Caritas gegebenenfalls auch Nein sagen müsse, wenn Optionskommunen und Arbeitsgemeinschaften sich weigerten, Mittel dafür bereitzustellen. Hier musste Kessmann feststellen, dass das in einigen Orten im Münsterland nach wie vor der Fall ist. … Skeptisch hingegen zeigte sich Prof. Ronnie Schöb (Magdeburg), dass Hartz IV die Wende schaffen wird. Er stellte die ‚Magdeburger Alternative‘ vor. Kern der Idee ist, den Betrieben bei der Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter im unteren Lohnbereich die Sozialversicherungskosten zu erstatten. Das würde die Kosten um 35 Prozent senken und damit einen starken Anreiz bieten, einfache Tätigkeiten wieder Menschen machen zu lassen, statt teure Maschinen anzuschaffen. Für Schöb setzt diese Strategie an den tatsächlichen Ursachen an. Betroffen von Arbeitslosigkeit sind vor allem Menschen ohne Ausbildung, denn gerade die einfachen Tätigkeiten sind in den vergangenen Jahren wegrationalisiert oder verlagert worden. Der Fehler im System unseres Sozialstaats sei dabei, ‚dass wir Untätigkeit subventionieren statt Arbeit‘. Hinzu komme, dass Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich überfordert seien. Bei den Steuern werde das Existenzminimum frei gestellt, in der Sozialversicherung müsse aber vom ersten Euro an 42 Prozent Abgaben gezahlt werden. ‚Dieser fundamentale Konstruktionsfehler ist nur durch eine grundlegende Reform zu beheben‘, forderte Schöb. So teuer die Magdeburger Alternative klingt, so verblüffend ist das Ergebnis der Modellrechnungen. Selbst bei Annahme schlechter Bedingungen spart die öffentliche Hand unter dem Strich noch. Bundesweit eingeführt könnten 1,8 Millionen neue Arbeitsplätze erwartet werden. Jetzt werde versucht, ein Land oder eine Region dafür zu gewinnen, das Modell in der Praxis zu erproben.Rückenwind gab es von Bundespräsident Horst Köhler. Er hat in seiner Rede im März dafür geworben.“ Buch zur Magdeburger Alternative: www.arbeitistmachbar.de
www.ida.caritas.de
Quelle: http://www.katholische-kirche.de/2315_10055.htm