‚AUFWIND‘ SYMPOSIUM AM 16. UND 17. NOVEMBER IN BENEDIKTBEUERN „Am 16. und 17. November fand im Rahmen des Innovationsprojektes „Aufwind“, das vom Jugendpastoralinstitut zusammen mit acht Einrichtungen der Offenen Jugend(sozial)arbeit durchgeführt wurde, ein Symposium im Kloster Benediktbeuern statt. Der Jesuit und Soziologe Bruder Dr. Michael Hainz aus München differenzierte in seinem Vortrag zum Thema „Jugend in Not – Seismograph und Herausforderung für Gesellschaft und Kirche“ Problemlagen junger Menschen heute. Dabei sei nicht in erster Linie die materielle Not bedeutsam, sondern die reale Ausgrenzung Jugendlicher aus der Erwerbsarbeit, aus unterstützenden persönlichen Nahbeziehungen und aus einer sozialstaatlich vermittelten Teilhabe am �kulturell angemessenen’ Lebensstandard. Daneben gelte es auch die religiös- spirituelle Ausgrenzung wahr- und ernstzunehmen, denn dadurch käme den jungen Menschen die Überlebensressource Hoffnung und ein Zugang zu religiösen Kraftquellen abhanden. Folgen davon seien im drastischen Ausmaß bereits wahrzunehmen: körperliche und psychische Auffälligkeiten, Perspektivlosigkeit junger Menschen, Drogen- und Alkoholkonsum, Internetsucht, wenig ausgeprägte Beziehungsfähigkeit, „Bullying“ (fortgesetztes, aggressives Mobbying) u. v. m. Dagegen zu stellen wäre in erster Linie, die Stimme für diese Jugendlichen zu erheben, jenseits von Skandalen, ihre Problemlagen einer breiten Öffentlichkeit sowie den politisch Verantwortlichen bekannt zu machen und in der Wissenschaft aufzuarbeiten. Überflüssig seien doch nicht Menschen (sie sind “kostbar und wertvoll” in Gottes Augen vgl. Jesaja 43,4), sondern überflüssig sei ein -von der Gesellschaft fahrlässig toleriertes-Wirtschaftssystem, das es nicht schafft, human und gesellschaftlich notwendige Arbeit in Form bezahlbarer Arbeitsplätze zu organisieren – so Bruder Hainz. Prof. Dr. Wolfgang Bisler, Soziologe und Jurist aus Osnabrück analysierte in seinem Vortrag die moderne Gesellschaft, insbesondere eine veränderte soziale Spaltung, die sich von einem „Oben-Unten“-Gefälle hin zu einem „Drinnen- Draußen“-Bruch entwickle. Gesellschaftliche Integration vollziehe sich mehr denn je über die Arbeit, die somit zur Garantin der psycho-sozialen Sicherheit wird. Allerdings gebe es kaum mehr sogenannte Normalarbeitsverhältnisses („fluide Arbeitsverhältnisse“), dadurch entstehe eine wachsende Anzahl „Ausgegrenzter“. Arbeitslosigkeit werde zu einer Normalform der Lebensführung mit all ihren Folgen für die individuelle Lebensführung. Es brauche daher dringend eine parteiliche Jugend(sozial)arbeit, die aufmerksam ist für die persönlichen �Schädigungen’ der jungen Menschen, die an das scheinbar Unerreichbare glaubt und den einzelnen Jugendlichen dahin führt, es mit sich selbst noch einmal zu versuchen. Die Jugend(sozial)arbeit müsse demnach: 1. sich um die Ausgegrenzten kümmern und ihnen ihre Würde zurückgeben, 2. Räume schaffen, in denen diese Jugendlichen �sichtbar’ werden und sich angenommen fühlen, 3. neue Erziehungs- und Bildungskonzepte entwickeln, angesichts der Defizite von schulischer und beruflicher Bildung. Anschließend wurde das Innovationsprojekt verteifend vorgestellt und erste Ergebnisse von Prof. Dr. Martin Lechner und Angelika Gabriel präsentiert. Am Dienstag-Vormittag blickte man gemeinsam in die Zukunft der Jugend(sozial)arbeit. In fünf Gruppen wurden Thesen zur Situation vertieft und in ein anschließendes Podiumsgespräch mit Fachleuten verschiedener Professionen (Pädagogik, Soziologie, Theologie, Jura) diskutiert. Einige Handlungsoptionen konnten festgehalten werden und sollen nun in pädagogischen Fachzeitschriften veröffentlicht, über diverse Arbeitsgemeinschaften weitergedacht und politischen Entscheidungsträgern nahe gelegt werden. Die Vorträge, Inhalte der Workshops und Ergebnisse werden in einer eigenen Publikation veröffentlicht. Hinweise dazu gibt es in einer der nächsten Ausgaben der Jugendsozialarbeit News.“
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Quelle: Jugendpastoralinstitut Don Bosco