Auszüge aus der Stellungnahme im Konsultationsverfahren zur Anerkennung und Förderung non-formaler und informeller Lernergebnisse katholischer Träger und Organisationen der Jugend- und Erwachsenenbildung:
“ Bedeutung und Wert des non-formalen und informellen Lernens
Die katholischen Träger und Organisationen der Jugend- und Erwachsenenbildung in Deutschland begrüßen die Anerkennung von non-formalen und informellen Lernergebnissen als wichtigen Baustein einer Strategie des Lebenslangen Lernens. Die Validierung non-formalen und informellen Lernens ermöglicht den Lernenden unabhängig von Dauer und Ort eines bestimmten Lernkontextes einen neuen Zugang auf der Grundlage ihrer bisherigen Lernergebnisse und Kompetenzen. Gleichzeitig können Lernergebnisse abgebildet werden und damit einem breiten Personenkreis zugänglich gemacht werden.
Dem Bildungsverständnis der katholischen Träger entspricht ein ganzheitlicher Bildungsbegriff. Dieser umfasst die konsequente Einbeziehung der Schlüsselkompetenzen für das Lebenslange Lernen, wie sie auf europäischer Ebene im Rahmen der Empfehlung zu Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes Lernen vom 18. Dezember 2006 verankert sind. Hier werden acht Schlüsselkompetenzen genannt, unter ihnen Soziale Kompetenz und Bürgerkompetenz. Die non-formale Bildung leistet einen entscheidenden Beitrag zum Erreichen dieser Ziele; ihr Eigenwert muss deshalb bei der Anerkennung ihrer Ergebnisse entsprechend berücksichtigt werden. Auch im DQR ist die Personal- und Selbstkompetenz stärker berücksichtigt worden; allerdings wurde die Anerkennung von Lernergebnissen der non-formalen Bildung dort noch nicht – wie im Sinne des EQR – berücksichtigt. …
Im Zusammenhang mit politischen Initiativen zur Anerkennung von Lernleistungen ist es wichtig, dass das Angebot der außerschulischen Bildung in seiner Bandbreite erhalten bleibt und keine Verengung des Angebots oder eine Konzentration der Förderung auf anerkannte Angebote stattfindet. Dabei soll eine Besonderheit des Lernens außerhalb formaler Kontexte erhalten bleiben: Non-formales Lernen findet außerhalb von Zwängen statt und basiert auf der freiwilligen Teilnahme der Lernenden. Sie orientiert sich ihrem Selbstverständnis nach an der Lebenssituation der Lernenden und kann damit deren Bedürfnissen weitmöglich entgegen kommen.
## Benachteiligte Jugendliche können häufig keine formalen Abschlüsse vorweisen, haben aber in vielfältigen informellen Kontexten und in non-formalen Bildungsprozessen Kompetenzen und Fähigkeiten erworben, die sie qualifizieren. Um benachteiligten jungen Menschen Zugänge zum formalen Bildungssystem und zur Arbeitswelt zu eröffnen ist es wichtig, ihre Kompetenzen zu beschreiben und anzuerkennen.
## Für Menschen die nicht berufstätig sind stellt die außerschulische Bildung eine Möglichkeit dar, einen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu schaffen. Die non-formale Erwachsenenbildung bietet dazu niedrigschwellige Angebote an, die den Wiedereinstieg in das Lernen erleichtern und fördern sollen. Auch diese Bereiche müssen bei der Anerkennung non-formaler Lernergebnisse angemessen berücksichtigt werden. Sie sind nicht nur für Menschen relevant, die nach langer Erwerbslosigkeit einen Einstieg in den Beruf suchen sondern auch für Niedrigqualifizierte und leider häufig auch Menschen mit Migrationshintergrund, die auf Angebote außerhalb der formalen Bildungswege angewiesen sind. …
## Non-formales Lernen ist außerdem für den gesamten Bereich des freiwilligen Engagements von entscheidender Bedeutung: Freiwillige gestalten als in der non-formalen Bildung Lehrende diese aktiv mit – zugleich ist non-formales Lernen eine wichtige Quelle für die Qualifizierung von Freiwilligen. …
## Die Transparenz in Bezug auf die eingesetzten Instrumente ist von entscheidender Bedeutung: Die bislang bestehenden Instrumente wie Europass, Youthpass, EQF und ECVET werden bereits gut genutzt, eine stärkere Nutzung wäre jedoch wünschenswert. Daher sollte im Rahmen einer Initiative zur Anerkennung und Förderung non-formaler und informeller Lernergebnisse die Schaffung zusätzlicher Strukturen und Instrumente vermieden werden und der Fokus auf eine umfassendere Information über bereits bestehende Möglichkeiten gelegt werden. Ziel ist eine breite Akzeptanz der europäischen Validierungsinstrumente und die Kompatibilität von spezifischen nationalen Instrumenten.
## Die hohe Anzahl von Schulabbrechern in der EU und die damit verbundenen Probleme haben Anlass gegeben die Senkung der Schulabbrecherquote zu einem Kernziel der Strategie Europa 2020 zu machen. Wirksame Strategien müssen an verschiedenen Punkten ansetzen; die Anerkennung von non-formalen Lernergebnissen sollte deshalb auch in diesem Kontext bewertet werden.
Die rechtlichen und politischen Kompetenzen der EU im Rahmen der Anerkennung und Förderung von non-formalen Bildungsergebnissen sind begrenzt, da die grundsätzliche Zuständigkeit bei den Mitgliedstaaten liegt. Möglichkeiten zur Unterstützung bestehen aber in der Schaffung günstiger Rahmenbedingungen und der Verabredung gemeinsamer Ziele.
## Um Lernergebnisse aus dem außerschulischen Bereich gegenüber denen der formalen Bildung tatsächlich aufzuwerten ist ein Instrument erforderlich, das diese Kompetenzen gleichwertig abbildet. Ziel europäischer Validierungsinstrumente muss letztendlich die Vereinfachung von Anerkennung sein – sowohl für die Lernenden als auch für die anerkennenden Einrichtungen und Organisationen. …
## Die Vielfalt der Angebote und Formen ist ein bedeutendes Merkmal der non-formalen Bildung, das unabhängig von der Anerkennung non-formaler und informeller Lernergebnisse seine Berechtigung haben und gefördert werden muss. Die europäischen Förderprogramme sollten dies auch zukünftig abbilden und nicht auf die Förderung beruflich verwertbarer Angebote reduziert werden. Insbesondere sollte auch weiterhin die Pluralität der Gesellschaft von der Vielfalt der Bildungsträger gespiegelt werden.
## Eine besondere Förderung und Anerkennung von Lernergebnissen bestimmter Zielgruppen begrüßen wir ausdrücklich. Die non-formale Bildung erreicht andere Zielgruppen als die formale Bildung – ihnen muss die Anerkennung ihrer Lernergebnisse zugute kommen.
## Die Europäischen Leitlinien für die Validierung nicht formalen und informellen Lernens die 2009 durch CEDEFOP veröffentlicht wurden stellen ein sinnvolles Instrument bei der Anerkennung von non-formalen Lernergebnissen dar. Bislang haben sie jedoch noch keinen angemessen Eingang in die nationale Diskussion zur Anerkennung non-formaler Lernergebnisse gefunden. Ihre Anwendung in den Mitgliedstaaten sollte daher auf europäischer Ebene noch stärker befürwortet werden.
## Im Rahmen ihrer Mitteilung zur Bekämpfung des Schulabbruchs vom 31. Januar 2011 schlägt die Kommission verschiedene Strategien zur Lösung des Problems vor, darunter die flexible Gestaltung von Bildungswegen sowie Kompensationsmaßnahmen die eine „zweite Chance“ zum Lernen bieten sollen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn weithin akzeptierte Formen der Anerkennung von Lernergebnissen aus dem non-formalen Bildungsbereich geschaffen werden und diese Strategien ergänzen. …“
Beteiligte katholische Träger und Organisationen:
Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V. (AKSB)
Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (afj)
Katholische Bundesarbeitsgemeinschaft Erwachsenenbildung (KBE)
Jugendhaus Düsseldorf e.V.
Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit
Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ)
Deutscher Caritasverband e.V. – Referat Kinder- und Jugendhilfe
Forum Hochschule und Kirche e.V.
Die Stellungnahme in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anahng.
Quelle: Europabüro für katholische Jugendarbeit und Erwachsenenbildung; BAG KJS
Dokumente: Stellungnahme_EU_Konsultationsverfahren_nonformales_Lernen.pdf