Gesellschaftliches Engagement gegen Neonazis verstärken

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus (BAGKR) hat mit Blick auf die mutmaßlich von Neonazis verübten Morde dazu aufgefordert, das kirchliche und gesellschaftliche Engagement gegen Rassismus und extreme Ideologien zu verstärken. Dies bedeute auch, „sich mit dem erschreckend großen Potenzial an Zustimmung zu rechtspopulistischen und rassistischen Positionen in den eigenen Kirchengemeinden und in der Gesellschaft intensiver auseinanderzusetzen“, erklärte BAGKR-Sprecher Christian Staffa.

Zivilgesellschaftliche Initiativen hätten schon frühzeitig auf rechte Gewalt als flächendeckendes Problem aufmerksam gemacht und vor bewaffneten Neonazis und deren Organisierung gewarnt.

Zur aktuellen Debatte um die „Döner-Morde“ oder den Nagelbombenanschlag in Köln erklärt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch: “ Es ist richtig und notwendig, dass im Raum von Öffentlichkeit und Politik nach möglichen Versäumnissen gefragt wird. Es muss darüber nachgedacht werden, wie der Schutz vor solchen Verbrechen künftig noch verbessert werden kann. Wir dürfen in der Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung gerade junger Menschen nicht nachlassen. Wir müssen uns alle fragen: Wie kann es passieren, dass junge Leute in eine so umfassende und radikale ideologische Verblendung stürzen? Und wie kann es sein, dass niemand da ist, sie daraus zu befreien?“

Zöllitsch stellt fest, dass es darauf keine einfachen und wahrscheinlich auch keine rundherum befriedigenden Antworten gebe. Aber alle seien aufgerufen, mehr als bisher darauf zu achten, wenn Menschen auf Abwege geraten. Gleichgültigkeit und Ignoranz können ansonsten zu Verbündeten der Unmenschlichkeit werden.

Für Zöllitsch lautet die Botschaft dieser Tage: „Alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Aussehen und Religionszugehörigkeit, haben das Recht, sich in Deutschland sicher fühlen zu können. Gegenseitiges Vertrauen der verschiedenen Bevölkerungsgruppen ist die Grundlage unseres Zusammenlebens. Nach den jetzt aufgedeckten Verbrechen muss unsere ganze Gesellschaft zusammenstehen, um dieses Vertrauen zu sichern und es, wo es verloren gegangen sein mag, wiederherzustellen. Wir sind alle gefordert, an einem Klima mitzuwirken, das Rassismus und Fremdenfeindlichkeit den Boden entzieht. Die katholische Kirche wird nach Kräften ihren Beitrag dazu leisten.“

Auf muslimischer Seite wachsen Angst und Empörung über die rechtsradikale Mordserie gegen Migranten. „Wir fordern eine Aufklärung der Morde bis ins kleinste Detail“, sagte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinden in Deutschland, Kenan Kolat, im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“. Dies müsse öffentlich geschehen und nicht hinter verschlossenen Türen. Zugleich beklagte Kolat eine mangelnde Anteilnahme von Politik und Bevölkerung. Er erwarte eine Geste der Bundesregierung für die Hinterbliebenen.

Patrick Gensing wirft der für Programme zur Bekämpfung von Rechtsextremismus zuständigen Ministerin in einem Kommentar auf tagesschau.de quasi Untätigkeit vor. Der Journalist hält Bundesminsterin Christina Schröder vor, der aktuellen Lage nicht gewachsen zusein. Man höre von Schröder, jetzt wo der rechtsextreme Sumpf in Südthüringen, Westsachsen und offenbar auch im Verfassungsschutz Hessen aufgedeckt sei, nur noch wenig. Die Mittel für die Programme gegen Rechts reichten aus, immerhin seien diese höher als die gegen Linksextremismus, ließ die Ministerin verlauten. Genring fordert in seinem Kommentar Politiker, die Opfer ernst nehmen und die Gefahren wissenschaftlichen beurteilen – nicht nach Bauchgefühl. “

http://www.tagesschau.de/kommentar/schroederprogrammegegenrechts100.html

Quelle: KNA; Deutsche Bischofskonferenz; tagesschau.de

Ähnliche Artikel

Skip to content