Auszüge aus den Ergebnissen der Unicef-Vergleichsstudie 2012:
“ Kinderarmut in reichen Ländern: Mittelplatz für Deutschland
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Zum einen werden erstmals anhand eines umfassenden so genannten Deprivationsindex absolute Entbehrungen von Kindern verglichen. Dieser Index erfasst insgesamt 14 verschiedene Güter oder Angebote wie regelmäßige Mahlzeiten, ein Platz für Hausaufgaben, Internetanschluss oder regelmäßige Freizeitaktivitäten zum Beispiel in einem Sportverein. Basis ist eine repräsentative Erhebung der Europäischen Union, für die 125.000 Haushalte erstmals nach Daten zu Kindern befragt wurden. Rund 13 Millionen Kinder in 29 Industrieländern entbehren mehr als zwei dieser grundlegenden Dinge und gelten damit als arm. …
Zum Zweiten werden die Daten zur relativen Einkommensarmut von Familien mit Kindern in der EU und sechs weiteren OECD-Ländern anhand der jeweils neuesten erhältlichen Daten verglichen. Dabei gelten die Familien als relativ arm, die weniger als 50 Prozent des so genannten nationalen Äquivalenzeinkommens zur Verfügung haben. Rund 30 Millionen Kinder in insgesamt 35 OECD-Staaten wachsen nach dieser Definition in relativer Armut auf. …
Der Gesamtüberblick über alle untersuchten Länder ergibt, dass rund 15 Prozent der Kinder nach dem Deprivationsindex als arm eingestuft werden müssen, weil ihnen wichtige Dinge fehlen. In etwa ebenso hoch ist der Anteil der Mädchen und Jungen, die unterhalb der jeweiligen nationalen Armutsgrenze aufwachsen. …
Deutschland nimmt im Ländervergleich unter beiden Aspekten nur einen mittleren Rang ein. Bei dem Vergleich hinsichtlich absoluter Entbehrungen belegt Deutschland Platz 15 von 29 europäischen Staaten (EU-Mitglieder plus Island und Norwegen). Als arm gelten demnach Kinder, die mindestens zwei der 14 abgefragten Dinge entbehren, weil ihren Eltern dafür die finanziellen Mittel fehlen. In Deutschland ist davon nahezu jedes 11. Kind betroffen. …
Beim Vergleich der Einkommensarmut schneidet Deutschland besser ab und liegt im oberen Mittelfeld – auf Platz 13 von 35 Ländern. Seit der Vergleichsuntersuchung von 2005 ist die Quote der Kinderarmut in den meisten Ländern der OECD gestiegen. Anders in Deutschland: Hier sank der Anteil von Kindern, die in einkommensschwachen Haushalten aufwachsen, von 10,2 Prozent in 2005 auf aktuell 8,5 Prozent. Damit hat sich Deutschland zwar im Vergleich zu Belgien, Frankreich, Luxemburg und Ungarn verbessert. In allen skandinavischen Ländern, den Niederlanden, Österreich, Tschechien, der Schweiz und in Irland sind Kinder jedoch nach wie vor – oft mit deutlichem Abstand – seltener arm. …
UNICEF-Schlussfolgerungen
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werden.
## Nationale Agenda gegen Kinderarmut: Jedes Land sollte sich mit einem umfassenden Aktionsplan klare Ziele setzen, um Kinderarmut zu senken. Das Bekenntnis, Kinder vor Armut schützen zu wollen, ist ein Markstein für eine zivilisierte Gesellschaft. Die Rate der Kinderarmut ist deshalb einer der wichtigsten Indikatoren für den Zustand einer Gesellschaft insgesamt. In reichen Industrieländern sollte kein Kind notwendige Dinge entbehren müssen. …
## Politik für Kinder braucht genauere und aktuellere Daten und Fakten: Alle Länder, die dieser Bericht abdeckt, haben die Mittel, um solche Daten zu erheben. Wirtschaftswachstum, Inflation, Beschäftigungsrate werden vierteljährlich registriert. In Zukunft müssen diese Staaten sicherstellen, dass Daten zur Lage der Kinder und insbesondere zu Kinderarmut regelmäßig und in kurzen Abständen – mindestens einmal pro Jahr – erhoben werden. … Dabei sollten vor allem in großen Ländern wie Deutschland auch regionale Unterschiede berücksichtigt werden ebenso wie die Dauer von Notlagen und die Tiefe der Armut. …“
www.unicef.de
http://www.unicef.de/fileadmin/content_media/presse/1205-studie-kinderarmut/RC10-ENG-web-Final-29May.pdf
Quelle: bildungklick.de; Unicef