Ausbildungschancen für alle jungen Menschen schaffen

Auszüge aus der Stellungnahme Wann, wenn nicht jetzt? Ausbildungschancen für alle jungen Menschen. des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit:
“ Die Bundesregierung bewertet im Berufsbildungsbericht 2012 die Situation am Ausbildungsmarkt als gut und erfreulich. Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit teilt diese Bewertung in wesentlichen Punkten nicht und stellt fest, dass sie für eine erhebliche Anzahl von Bewerbern/-innen nicht gilt. Die sieben Bundesorganisationen, die sich im Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit zusammengeschlossen haben, nehmen im Folgenden zu zentralen Aussagen des Berufsbildungsberichtes Stellung und benennen wesentliche Schritte zu besseren Ausbildungschancen und verbesserter Förderung für junge Menschen. …

Aktuelle Situation auf dem Ausbildungsmarkt – gerade benachteiligte Jugendliche profitieren wenig von positiven Trends
Der Berufsbildungsbericht 2012 zeigt, dass rechnerisch zwar fast ein Ausgleich zwischen Ausbildungsbewerbern/-innen und angebotenen Ausbildungsstellen erreicht ist. Trotz dieser positiven Entwicklungen kann aber – vor allem auf bestimmte Gruppen von Jugendlichen und regionale wie branchenbedingte Unterschiede bezogen – bundesweit nicht von einer Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt gesprochen werden.

Rund 65.000 junge Menschen haben noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, halten ihren Wunsch nach einer Ausbildung aber aufrecht, weitere 11.550 gelten als unversorgt. Als skandalös bewertet der Kooperationsverbund die Tatsache, dass sich weitere knapp 86.000 Jugendliche aus dem Vermittlungsauftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA) abgemeldet haben – diese sind zum großen Teil ebenfalls „unversorgt“, fallen jedoch aus der Statistik der BA heraus. Sie starten ohne Ausbildungsplatz in das Arbeitsleben und unterliegen der Gefahr, aus dem Bildungs- und Berufssystem herauszufallen; ihre Zukunft ist dann oftmals von prekärer Beschäftigung oder dem Bezug von Transferleistungen geprägt. …

Inklusive Förderung von jungen Menschen mit Behinderungen
Unsere Forderungen beziehen sich ebenfalls auf die Belange junger Menschen mit Behinderungen. Für diese sind die Angebote so zu gestalten, dass sie zu einem vollwertigen Berufsabschluss führen, dafür kann auch der Erwerb von anerkannten Teilqualifikationen einen möglichen Weg darstellen.
Jugendliche mit Behinderungen können in Berufsbildungswerken und in außerbetrieblichen Berufsausbildungen zwar eine Ausbildung erhalten – oftmals gestaltet sich der Übergang in eine Erwerbstätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt jedoch schwierig.

Unterstützende Maßnahmen wie die Verbundausbildung sind zu verstärken, barrierefreie Zugänge zu Arbeitsstätten und Berufsschulen zu ermöglichen und angepasste Lehr- und Arbeitsmaterialien sowie – bei Bedarf – eine unterstützende Assistenz zur Ausbildung zu gewährleisten. …

Zugänge für junge Menschen mit Migrationshintergrund verbessern – Diskriminierung beenden
Junge Menschen mit Migrationshintergrund haben selbst bei guten individuellen Voraussetzungen schlechtere Chancen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz. Die sieben Bundesorganisationen der Jugendsozialarbeit bewerten diese fortdauernde Problematik sehr kritisch und fordern die Akteure in Wirtschaft und Politik auf, der Diskriminierung junger Menschen mit Migrationshintergrund deutlicher entgegenzutreten.

Der Berufsbildungsbericht 2012 spricht in diesem Zusammenhang zu Recht von einem erheblichen Handlungsbedarf. In der Berufsausbildung sind junge Menschen mit Migrationshintergrund weiterhin stark unterrepräsentiert. Auch wird in der Ausbildungsstatistik diese Problematik weiterhin nicht richtig erfasst, weil dort nur nach der Staatsbürgerschaft unterschieden werden kann.

Die Ausbildungsbeteiligung junger Menschen ohne deutschen Pass liegt mit 33,5 % nur etwa halb so hoch wie die der deutschen jungen Menschen. Dabei stellt gerade für diese Jugendlichen die berufliche Bildung – neben der schulischen Bildung – das zentrale Instrument für die gesellschaftliche Integration dar. …

Kohärente Förderung umsetzen
Ein Ausbildungsabschluss ist heute mehr denn je Voraussetzung für die Teilhabe am Erwerbsleben und für gesellschaftliche Partizipation. Bildungserfolge sind besonders an einem gelingenden Übergang von der Schule in den Beruf zu messen. Der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) forderte schon 2011 ein „System der Hilfsangebote, verbunden mit einer individuellen Begleitung der Jugendlichen sowie Koordination von Maßnahmen und Beratungsangeboten. … Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit begrüßt diese Forderungen zu einer stärkeren Verzahnung der Übergänge und fordert eine kohärente Förderung junger Menschen.

Dabei ist es aus Sicht des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit nicht akzeptabel, dass im Berufsbildungsbericht die – allein demografisch bedingt rückläufige – Zahl von 294.000 Jugendlichen in Maßnahmen des Übergangssystems als Fortschritt dargestellt und der damit verbundene systemische Veränderungsbedarf weiter ignoriert wird. …

Die Koordination von Angeboten und Maßnahmen muss die Ressourcen der Sozialgesetzbücher II, III und VIII regional – koordiniert von der Jugendhilfe – zusammenführen. Das Ergebnis muss die Bereitstellung von flexiblen und individuell am Bedarf orientierten Förderstrukturen sowie verbindlichen Rahmenbedingungen sein. Bundesprogramme und -initiativen müssen dabei lokal angepasst und abgestimmt werden. … „

Die Stellungnahme in vollem Umfang entnehmen Sie bitte dem Anhang.

www.jugendsozialarbeit.de

Quelle: Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit

Dokumente: KV_Stellungnahme_Berufsbildungsbericht_2012.pdf

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